Grippeimpfung: In Coronazeiten doppelt wichtig!
Alljährlich im Herbst ruft die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Risikogruppen zur Grippeschutzimpfung auf. In diesem Jahr ist es noch wichtiger als sonst, dass sie von möglichst vielen Gefährdeten genutzt wird – für den Einzelnen und die Gesellschaft. Der Grund ist die zeitgleich grassierende Corona-Pandemie.
Doppelinfektionen vermeiden
Zwar schützt die Impfung nicht vor Sars-CoV-2. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass sich Grippekranke besonders leicht mit Sars-CoV-2 anstecken. Forscher am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und am Institut Pasteur in Paris haben anhand eines mathematischen Modells errechnet, dass das Infektionsrisiko dann um das 2 bis 2,5-Fache erhöht ist.
Auch ist nicht bekannt, wie sich eine Doppelinfektion von Sars-CoV-2 und Grippe auf Patienten auswirkt. Besonders schwere Verläufe könnten dann häufiger sein.
Mehr zum Thema Grippe und Coronavirus lesen Sie in unserem Beitrag „Coronavirus oder Grippe? Das sind die Unterschiede!“.
Gesundheitssystem entlasten
Experten hoffen zudem, dass ein Ausbremsen der Grippewelle eine Überforderung des zunehmend durch Covid-19-Infektionen belasteten Gesundheitssystem verhindern kann. Da es gegen das Coronavirus noch keine Impfung gibt, lässt sich auf Schutzimpfungsebene nur mit der Grippeschutzimpfung gegensteuern.
„Menschen mit erhöhtem Gripperisiko sollten sich unbedingt impfen lassen“, betont daher Prof. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Sie tragen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Grippeverlauf. Hinzu kommt, dass die Risikogruppen für schwere Verläufe von Covid-19 und Grippe sich weitgehend überschneiden.
Thaiss rät, schon jetzt einen Impftermin zu vereinbaren. Denn nach der Impfung dauere es 10 bis 14 Tage, bis der Körper einen ausreichenden Schutz gegen die Grippeviren aufgebaut habe.
Weitere Informationen zur Grippeschutzimpfung finden Sie in unserem gleichnamigen Beitrag „Grippeimpfung“.
Ältere, chronisch Kranke, Schwangere
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Grippeschutzimpfung für Personen ab 60 Jahren, chronisch Kranke aller Altersstufen (z.B. Patienten mit Asthma, Diabetes oder Erkrankungen des Immunsystems), Schwangere nach dem dritten Schwangerschaftsmonat, Medizin- und Pflegepersonal, Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, Menschen mit vielen Sozialkontakten wie Sozialarbeitern und Lehrern sowie Kontaktpersonen bestimmter Risikogruppen.
Impfungen für alle?
Manche gesetzlichen Krankenkassen bieten in dieser Saison darüber hinaus die Kostenübernahme für die Grippeschutzimpfung allen ihren Mitgliedern an. Beispielsweise kann auch eine Impfung für Kinder in Rücksprache mit dem Kinderarzt sinnvoll sein, da die Kleinen das Influenza-Virus massgeblich übertragen. Bei ihnen wirkt die Grippeschutzimpfung zudem besonders gut. Bei den viel gefährdeteren Senioren leider weniger.
Da Grippeviren und Sars-CoV-2 auf demselben Wege übertragen werden, helfen die Corona-Schutzmassnahmen auch gegen die Influenza: gründliches Händewaschen mit Seife, Abstandhalten; Maske tragen.
Autoren- & Quelleninformationen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, “COVID-related delays to CRC screening causing 11.9% rise in death rates, research reveals”, 01.10.2020