Herz und Geldstücke

Geldsorgen belasten das Herz

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Wer in eine finanzielle Krise schlittert, sollte besonders auf seine Gesundheit achtgeben: Nach drastischen Einkommenseinbussen steigt in den folgenden Jahren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Geldsorgen belasten das Herz

Geldsorgen und eine schlechte Gesundheit gehen häufig oft Hand in Hand. US-Forscher haben nun genau untersucht, wie sich eine gravierende finanzielle Einbusse langfristig speziell auf die Herzgesundheit auswirkt. Dazu haben sie den Werdegang von 4033 Teilnehmern über einen Zeitraum von 25 Jahren begleitet.

Zu Beginn im Jahr 1990 waren die Probanden zwischen 23 und 35 Jahren alt. Die Forscher um Tali Elfassy und Samuel L. Swift von der University of Miami dokumentierten gesundheitlich relevante Faktoren zum Lebensstil und zu ihrer Gesundheit. In den ersten 15 Jahren befragten sie die Teilnehmer regelmässig zu gravierenden finanziellen Einbussen. In den darauffolgenden zehn Jahren dokumentierten sie Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie die Sterblichkeit.

Verdoppeltes Risiko nach Einkommenseinbussen

Zwischen 2005 und 2015 verzeichneten die Forscher 106 Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder stationär behandelte Herzschwäche. Von solchen Malaisen waren Teilnehmer, die in den Jahren zuvor 25 Prozent ihres Einkommens eingebüsst hatten, doppelt so häufig betroffen. Wer beispielsweise plötzlich 20000 Dollar verlor, für den verdreifachte sich das Risiko sogar. Auch wer mehr als eine finanzielle Krise erlebte, war besonders gefährdet: Die Betroffenen erkrankten zweieinhalbmal so oft an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Die Wahrscheinlichkeit, im Untersuchungszeitraum zu den insgesamt 164 verstorbenen Teilnehmer zu zählen, war nach grösseren finanziellen Verlusten dreimal so hoch.

„Ein niedriges Einkommen geht oft mit ungesunden Verhaltensweisen einher wie erhöhtem Alkoholkonsum, Rauchen und Bewegungsmangel, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen“, schreiben die Forscher. Diese Faktoren hatten sie daher bereits zu Beginn erfasst und bei ihren Berechnungen berücksichtigt.

Psychischer Stress durch Geldsorgen

Den permanenten psychischen Stress, den Geldnot mit sich bringt, halten die Forscher für den zentralen Faktor des beobachteten Zusammenhangs. Unter Stress steigt der Blutdruck – und zwar nicht nur in einer akuten Stresssituation, sondern auch langfristig. Damit erhöht sich proportional das Herz-Kreislauf-Risiko.

Zudem fand man schon in früheren Untersuchungen bei Menschen, deren Einkommen einbricht, höhere Werte an C-reaktivem Protein – ein Zeichen für verstärkte Entzündungsprozesse im Körper. Diese begünstigen Arteriosklerose, welche die Wurzel der meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.

Ein weiterer möglicher Aspekt sei, dass Menschen, die plötzlich in finanzielle Not geraten, oft über kein Hilfsnetzwerk verfügten, wie es sich Menschen aufbauen, die dauerhaft wenig Geld zur Verfügung haben, schreiben die Forscher.

Prekäre Arbeitsbedingungen für junge Menschen

„Einkommenseinbussen in der jungen Erwachsenenzeit sind ein wichtiger und unabhängiger Faktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und frühzeitigen Tod“, schreiben die Autoren. Das könnte sich angesichts zunehmend prekärer Arbeitsmarktbedingungen für junge Menschen in der Zukunft noch stärker auswirken. Finanzielle Einbussen trafen vor allem weniger gut Ausgebildete, Arbeitslose, Frauen und Farbige. Auch Raucher und Unverheiratete waren häufiger betroffen, ausserdem Personen mit vermehrten depressiven Symptomen.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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