So laut ist der Brutkasten für ein Frühchen

An der MedUni Wien erforschen Wissenschafter die Belastungen für das Gehör von Frühgeborenen im Brutkasten. Wie laut der Geräuschpegel ist, wurde jetzt auch für Erwachsene besser nachvollziehbar gemacht.
Sound of Silence heißt eine aktuell im Fachjournal Frontiers in Psychology veröffentlichte Studie die sich mit den Gehöreindrücken von Frühchen befasst. Dabei sollten die Belastungen, denen das noch nicht fertig ausgebildete Gehör der Frühchen im Brutkasten ausgesetzt ist, erfasst und auch für Erwachsene nachvollziehbar gemacht werden.
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15 Millionen Babys kommen jedes Jahr zu früh zur Welt
Die WHO berichtet, dass jährlich etwa 15 Millionen Kinder vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt kommen. Auch wenn die Versorgung der Frühchen immer besser wird, gibt es noch viel zu erforschen und zu verbessern. Das soll helfen, mögliche Folgeschäden bei Frühgeborenen so gering wie möglich zu halten.
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Hörerlebnis in und außerhalb des Uterus
"Durch den Mutterleib werden hauptsächlich niederfrequente Geräusche, also jene unter 500 Hertz übertragen und gefiltert. Mehrere Studien haben dokumentiert, dass der Schallpegel innerhalb einer Intensivstation für Neugeborene den empfohlenen Schwellenwert von 35 Dezibel (dB) bei weitem permanent überschreitet," erklärt Neurowissenschafter und Leiter der Studie Vito Giordano. Signale der Überwachungsmonitore, lautes Sprechen, Türen und die medizinischen Behandlungen selbst führen zu einer für Frühchen ungesunden Grundlautstärke, deren Spitzenwerte weit über 100dB überschreiten.
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Gehörschäden bei Frühchen sind häufig
Hörschäden oder sogar Hörverlust kann die Folge sein: Zehn Prozent der Frühchen haben bereits kurz nach der Geburt Gehörschäden. Im Vergleich dazu sind es bei Kindern, die zum errechneten Termin geboren werden, nur 0,1 Prozent. Das Problem sei, dass den Frühchen im Inkubator die Filterung der Geräusche fehle, was die Ausbildung des auditorischen Systems beeinflussen kann. Stille ist allerdings genauso schädlich für die Frühgeborenen wie Lärm.
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Um das nun auch für Eltern, Ärzte und das Pflegepersonal erfahrbar zu machen, entwickelten Forscher einen Simulator, der ermöglichen soll, das Erlebnis der Frühchen möglichst nachempfindbar zu machen. Das soll der erste Schritt für mögliche Verbesserungen in Bezug auf Gehörschutz bei Frühgeborenen sein.
Autoren:
Claudia Schneider MA
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag. Astrid Leitner
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