Frankreich Corona

Frankreich: Über 10 000 Neuinfektionen

Von , Volontärin
Hanna Helder

Hanna Helder hat Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg studiert. Neben ihrem Studium hat sie viele Erfahrungen im Radio- und Printjournalismus durch Praktika und freie Mitarbeit sammeln können. Seit Oktober 2018 ist sie an der Burda Journalistenschule und schreibt u.a. als Volontärin für NetDoktor.

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Frankreich hat die Schwelle von 10 000 Corona-Infektionen an einem Tag überschritten. Die Regierung appellierte eindringlich an das Verantwortungsbewusstsein in der Bevölkerung. Strenge Ausgangsbeschränkungen sind aber vorerst nicht geplant.

Frankreich ist von der Pandemie wieder schwer getroffen worden. Die Gesundheitsbehörde Santé Publique France erklärte, in den 24 Stunden bis Samstag 14.00 Uhr seien 10 561 Neuinfektionen gemeldet worden. Am Vortag waren es noch 9406 neue Fälle gewesen. Dies sind die bisher höchsten Zahlen seit Beginn der Pandemie - bei zugleich erhöhter Testrate.

Premier appelliert an Verantwortung

Premierminister Jean Castex hatte dazu aufgerufen, wegen der Verschlechterung der Lage die Regeln für Hygiene, Abstand und Masken strikt einzuhalten. „Das Virus zirkuliert mehr und mehr in Frankreich“, warnte er am Freitagabend nach einer Sitzung des Verteidigungsrates. Er appellierte an das Verantwortungsbewusstsein seiner Landsleute. Die künftige Situation hänge "von Ihnen ab, von uns."

Viele Französinnen und Franzosen hatten erwartet, dass strengere Regeln verhängt werden - etwa regionale Ausgangsbeschränkungen oder Schliessungen von Restaurants. Doch davon hält die Regierung vorerst Abstand. Der Premier kündigte an, dass die Dauer der Quarantäne von 14 auf 7 Tage verkürzt wird. "Es ist unerlässlich, dass sich alle strikt an diese Zeit der Isolation halten, die einer Kontrolle unterliegen wird", warnte er. Castex erklärte, den Vorschlag des Wissenschaftlichen Rates umzusetzen. Dieser hat eine solche Verkürzung für Kontaktpersonen und Infizierte vorgeschlagen, um mehr Akzeptanz zu erreichen.

Strengere Massnahmen nicht ausgeschlossen

Insgesamt 42 Départements gelten nun als Risikogebiete. Zuvor waren es knapp 30. Das heisst, dass die Behörden vor Ort die Möglichkeit haben, Massnahmen zu ergreifen, die das öffentliche Leben einschränken. Zu diesen Gebieten zählen etwa der Grossraum Paris und weite Teile der Mittelmeerküste. Das Auswärtige Amt wiederum hat für einige Regionen eine Reisewarnung ausgesprochen. Welche Gebiete das sind, lesen Sie in unserem Artikel "Corona: Hier gelten Reisewarnungen".

Die Risikogebiete der französischen Regierung sind nicht mit den Risikogebieten des Robert Koch-Instituts gleichzusetzen. Eine Liste aktueller Risikogebiete des RKI finden Sie in unserem Beitrag "Coronavirus: Das sind die Risikogebiete".

In einigen Regionen könnten nach der neuen Einstufung nun strengere Massnahmen bevorstehen: Castex forderte drei besonders schwer getroffene Regionen auf, bis Montag neue Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus vorzulegen. Das sind die Städte Marseille und Bordeaux sowie das Überseegebiet Guadeloupe. Die Lage dort sei „besorgniserregend“, so Castex.

"Wir verlieren den Überblick"

Die Zeitung "Le Journal du Dimanche" veröffentlichte am Sonntag einen Appell von sechs prominenten Ärzten, Kontakte mit Familien und Freunden so gering wie möglich zu halten und private Treffen zu vermeiden. "Nach und nach verlieren wir den Überblick über die Neuinfektionen", schrieben die sechs - darunter die Spezialistin für Infektionskrankheiten, Anne-Claude Crémieux, und der Professor für öffentliche Gesundheit, Philippe Amouyel.

Derzeit sind grosse Versammlungen verboten. In einigen Städten wie Paris sind Masken auf öffentlichen Plätzen und sogar auf den Strassen vorgeschrieben. In Marseille gilt eine generelle Maskenpflicht. Zuletzt hat die Auslastung der Intensivbetten in einigen Regionen wieder zugenommen - landesweit ist sie aber immer noch niedrig. Ärztinnen und Ärzten zufolge sind die Covid-19-Verläufe derzeit weniger schwerwiegend als im Frühjahr.

Frankreich war nach Ausbruch der Pandemie eines der am stärksten betroffenen Länder in Europa mit bisher 30 910 Toten. Die Anzahl der Infektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 stieg in dem beliebten Urlaubsland in den zurückliegenden Wochen stark. Zuvor war sie einen Grossteil des Sommers relativ niedrig gewesen nach einem 55-tägigen Lockdown, der vom 17. März bis 11. Mai gegolten hatte. (hh/dpa)

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Hanna Helder

Hanna Helder hat Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg studiert. Neben ihrem Studium hat sie viele Erfahrungen im Radio- und Printjournalismus durch Praktika und freie Mitarbeit sammeln können. Seit Oktober 2018 ist sie an der Burda Journalistenschule und schreibt u.a. als Volontärin für NetDoktor.

Quellen:
  • Deutsche Presse Agentur
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