Neues Verfahren bringt das Immunsystem des Gehirns zum Leuchten

Mit Hilfe eines neuen Verfahrens können erstmals unterschiedliche Typen von gehirneigenen Immunzellen voneinander getrennt betrachtet werden. Über diesen Erfolg in der Gehirnforschung berichtete nun das Fachmagazin Nature Immunology.
Forscher vermuten seit einiger Zeit, dass die Immunzellen des Gehirns eine wichtige Rolle bei neurologischen Erkrankungen spielen. Wie die einzelnen Zelltypen genau daran beteiligt sind, konnte bis jetzt jedoch noch nicht geklärt werden. Nun ist einem internationalen Forscherteam erstmals gelungen, einzelne hirneigene Immunzellen (sogenannte Mikroglia) sichtbar zu machen. So können sie erstmals von anderen Zellen eindeutig unterschieden werden.
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Sichtbarkeit als erster Schritt für besseres Verständnis
Um herauszufinden, welche Funktionen die einzelnen Zellen haben, ist die Sichtbarmachung ein wichtiger erster Schritt und gleichzeitig die Grundlage für zukünftige Therapieansätze. Dafür mussten zunächst genetische Merkmale, die nur in den Zielzellen vorkommen, gefunden werden. Mithilfe des neu entwickelten Verfahrens konnten nun einzelne Zellen zum Leuchten gebracht – und auch ausgeschaltet werden. Geforscht wurde bisher nur an Tiermodellen, die Forscher erwarten sich jedoch aus den Ergebnissen der Versuche auch Rückschlüsse auf das menschliche Gehirn.
"Bisher mussten wir immer verschiedene Typen von Immunzellen im Gehirn gleichzeitig betrachten. Mit unserem neuen Vorgehen können wir jetzt erstmals präzise die Rolle unterschiedlicher Immunzellen im Gehirn bei neuronalen Krankheiten untersuchen" erklärt Projektleiter Prof. Dr. Marco Prinz von der Universität Freiburg.
Immunzellen als Schlüssel für Therapie-Ansätze
Immunzellen sind wichtig für die Entwicklung und Regeneration des Gehirns. Sie sind jedoch auch an der Entwicklung von degenerativen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson und sogar entzündlichen Erkrankungen wie Multiple Sklerose beteiligt. Dementsprechend groß ist das Interesse der Forscher weltweit daran, nun durch diese neue Sichtbarmachung einen wichtigen Schlüssel für neue Therapiemaßnahmen zu haben.
Autoren:
Claudia Schneider MA
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag. Astrid Leitner
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