Frau schaut während des Essens auf ihr Handy

Dick durch Handystrahlung?

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Handystrahlung macht offenbar hungrig: Wer ihr ausgesetzt ist, isst anschliessend deutlich mehr. Vor allem der Appetit auf Kohlenhydrate steigt.

Hinweise auf einen solchen Zusammenhang hatten schon frühere Experimente mit Ratten ergeben. Ein Team um Prof. Kerstin Oltmanns, Leitern der Sektion für Psychoneurobiologie an der Universität Lübeck, hat den Effekt nun auch an menschlichen Versuchskandidaten überprüft.

25 Minuten unter Bestrahlung

Dazu luden die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen 15 gesunde Männer im Alter von etwa 24 Jahren zum Experiment. Es umfasste drei Sitzungen im Abstand von je zwei Wochen, zu denen die Teilnehmer nüchtern erschienen. Anschliessend wurden sie in zwei der Sitzungen für 25 Minuten Handystrahlung ausgesetzt, die von zwei unterschiedlichen Mobiltelefonen stammten. Bei einer weiteren Runde wurde die Bestrahlung nur vorgetäuscht. Anschliessend durften sich die Männer an einem Buffet bedienen.

Bis zu 27 Prozent höhere Kalorienaufnahme

Der Effekt war erstaunlich: Nach einer Handybestrahlung nahmen die Männer zwischen 22 und 27 Prozent mehr Kalorien zu sich. Anschliessende Blutanalysen zeigten, dass sie vor allem vermehrt Kohlenhydrate zu sich genommen hatten.

Mithilfe einer sogenannten Phosphor-Magnetresonanz-Spektroskopie (MRS) stellte das Forschungsteam zudem fest, dass auch der Energieumsatz im Gehirn nach der Bestrahlung gestiegen war.

Handypausen vor den Mahlzeiten

Handystrahlen könnten demnach ein möglicher Faktor für übermässiges Essen sein und damit auch für Gewichtszunahme.

Eine logische und praktische Gegenmassnahme könnte sein, unmittelbar vor und während der Mahlzeiten die Mobiltelefone unbenutzt zu lassen. Wie lange es dauert, bis die apppetitfördernde Wirkung der Strahlung nachlässt, haben die Forschenden allerdings nicht untersucht.

„Diese Erkenntnisse könnten neue Wege für die Adipositas- und andere neurobiologische Forschung eröffnen“, schreiben die Autoren. Insbesondere, wie sich Handystrahlung auf das Gehirn und Essverhalten von Kindern und Jugendlichen auswirkt, müsse man künftig weiter untersuchen.

Jedes sechste Kind ist zu dick

Laut Robert Koch-Institut ist etwa jedes sechste Kind in Deutschland übergewichtig oder adipös. Unter den 11- bis 13-Jährigen ist es sogar jedes fünfte. Adipositas kann bereits im Kindesalter die Gesundheit beeinträchtigen, was sich dann im Erwachsenenalter immer weiter verstärkt. Gesundheitliche Folgen wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkprobleme treten verstärkt in immer jüngeren Jahren auf

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Ewelina K. Wardzinski et al.: Mobile Phone Radiation Deflects Brain Energy Homeostasis and Prompts Human Food Ingestion, Nutrients 2022, 14(2), 339; 14 Jan 2022, https://doi.org/10.3390/nu14020339
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