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Diabetes: Länger leben mit Antidepressiva

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Menschen mit Diabetes erkranken häufiger zugleich an einer Depression. Ihnen können Antidepressiva das Leben retten.

Gründe für den Zusammenhang von Diabetes und Depression gibt es einige. So ist das Wissen, mit Diabetes an einer unheilbaren Erkrankung mit möglichen gravierenden Folgeschäden zu leiden, ziemlich belastend. Der Zusammenhang besteht aber auch umgekehrt: Es entwickeln mehr Menschen mit Depressionen einen Diabetes als psychisch Gesunde.

Bei der Wechselwirkung spielen Stresshormone eine zentrale Rolle. Sie können unterschwellige Entzündungsprozesse befeuern, die Diabetes begünstigen, aber auch zu psychischen Erkrankungen beitragen.

Doppeltes Depressionsrisiko

Tatsächlich liegt das Depressionsrisiko für Menschen mit Diabetes etwa doppelt so hoch wie für Menschen mit gesundem Zuckerstoffwechsel. Vor allem schwere Depressionen treten im Vergleich häufiger auf. „Beide Erkrankungen tragen unabhängig voneinander zu einer höheren Sterblichkeit bei“, erklärt Studienleiter Hong-Ming Chen von der Chang Gung University in Taiwan.

Diabetiker können an den gestörten Blutzuckerwerten entweder direkt oder indirekt aufgrund von Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben. Menschen mit Depressionen haben nicht nur ein erhöhtes Suizidrisiko. Sie neigen aufgrund des Dauerstresses zudem zu einem ungesunden Lebensstil mit hohem Alkoholkonsum und Rauchen, schlechter Ernährung und zu wenig Sport.

Reduziertes Sterberisiko

Antidepressiva können das Risiko für einen vorzeitigen Tod unter Patienten mit beiden Krankheiten erheblich senken, haben der Forscher und sein Team herausgefunden. Sie haben dazu die Daten von mehr als 50.000 Menschen über einen Zeitraum von 13 Jahren ausgewertet, die an beiden Erkrankungen litten. Antidepressiva konnten demnach das Risiko, in diesem Zeitraum zu sterben, um 35 Prozent senken.

Eine mögliche Erklärung wäre, dass die medikamentös gelinderte Depression es den Patienten möglich macht, sich besser um sich selbst und damit auch den Diabetes zu kümmern. Verbesserte Blutzuckerwerte und eine allein auf diese Weise schon gesenkte Sterberate wären eine hochwillkommene Nebenwirkung des aufgehellten Gemütszustands.

Gezielt nach Depressionen bei Diabetes forschen

Die Forscher weisen darauf hin, dass bei Diabetikern besonders darauf geachtet werden sollte, eine begleitende Depression zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

In Deutschland leben aktuell 7,2 Prozent der Erwachsenen mit einem Diabetes. Das sind rund sechs Millionen Menschen. Etwa 20 bis 25 Prozent von ihnen leiden zumindest phasenweise zusätzlich an einer Depression.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Hong-Ming Chen et al.: Antidepressants reduced risk of mortality in patients with diabetes mellitus: a population-based cohort study in Taiwan, Tee Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, jc.2018-02362, 02 July 2019, https://doi.org/10.1210/jc.2018-02362
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