Jugendlicher bekommt eine Covid-19-Impfung

Covid-19: Warum die STIKO die Impfung ab 12 nun empfiehlt

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Neubewertung: Die deutsche Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Impfempfehlung aktualisiert und spricht sich nun für eine Immunisierung aller Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren gegen Covid-19 aus. Was sind die Gründe?

Nach sorgfältiger Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten kommen die Experten der STIKO zum Schluss, „dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen“. Damit ist der Weg nun beispielsweise für Impfkampagnen an Schulen frei.

Daten von 10 Millionen geimpften Kindern

Bislang hatte die STIKO Impfungen in dieser Altersgruppe nur vorerkrankten Kindern und Jugendlichen mit hohem Risiko für schwere Verläufe empfohlen – sowie solchen mit gefährdeten Familienangehörigen und allen, die in Berufen mit gefährdeten Personen oder hoher Ansteckungsgefahr arbeiten. In Österreich und der Schweiz hingegen erhalten Jugendliche unabhängig vom individuellen Risiko schon seit Monaten eine Impfung – ebenso wie in den USA oder Israel.

Die aktualisierte Empfehlung der STIKO beruhe vor allem auf Beobachtungen von 10 Millionen geimpfter Kinder und Jugendlicher aus den USA, schreiben die Mitglieder der Kommission in einer Stellungnahme. „Mögliche Risiken der Impfung für diese Altersgruppe können jetzt zuverlässiger quantifiziert und beurteilt werden“, so die Experten.

Neue Daten, neue Bewertung

Tatsächlich fusste die frühere Empfehlung auf Beobachtungen, die inzwischen teilweise anders beurteilt werden können oder müssen.

Erkrankungsrisiko: Kinder und Jugendliche in Deutschland haben ein geringes Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Diese Einschätzung bleibt grundsätzlich weiterhin gültig. Mit der Ausbreitung der Deltavariante ist das Risiko, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren, nun auch für Kinder und Jugendliche erheblich gestiegen - und damit die Gefahr von Komplikationen.

Herzmuskelentzündungen meist unkompliziert: Herzmuskelentzündungen im zeitlichen Zusammenhang mit mRNA-Impfungen, die vor allem Jungen und jungen Männer betreffen, werden derzeit kontrovers diskutiert.

Inzwischen wisse man aber, dass diese in der Mehrzahl der Fälle bei entsprechender medizinischer Versorgung unkompliziert verlaufen, so die STIKO-Experten. Zudem wiesen neuere Untersuchungen aus dem Ausland darauf hin, dass auch eine Covid-19-Erkrankung selbst das Herz in Mitleidenschaft ziehen könne.

Keine Signale für weitere schwere Nebenwirkungen: Der Kenntnisstand über seltene Nebenwirkungen der neuen mRNA-Impfstoffe in dieser Altersgruppe sei zunächst gering gewesen, so die Kommission. Es seien bislang aber auch keine Signale für weitere schwere Nebenwirkungen nach mRNA-Impfung aufgetreten, insbesondere auch nicht bei Kindern und Jugendlichen.

Einfluss der Kinder auf die Ausbreitung: Modellrechnungen zufolge hätte die Impfung der Altersgruppe zum damaligen Zeitpunkt auf den weiteren Verlauf der Infektionsausbreitung in Deutschland kaum Einfluss gehabt. Auch diesbezüglich könnte die Delta-Variante das Infektionsgeschehen verändern.

Ungewisse Long-Covid-Risiken: Ob, wie oft und wie schwer Kinder und Jugendliche im Zuge einer Sars-CoV-2-Infektion Spät- und Langzeitfolgen entwickeln, ist der STIKO zufolge noch ungeklärt.

STIKO: Keine Nachteile für ungeimpfte Kinder!

Nichtgeimpfte Kinder und Jugendliche sollten aber keine Nachteile gegenüber Geimpften zu befürchten haben. So spricht sich die STIKO ausdrücklich dagegen aus, „dass bei Kindern und Jugendlichen eine Impfung zur Voraussetzung sozialer Teilhabe gemacht wird.“

Appell der Kinderärzte: „Psychosoziale Aspekte nicht vergessen“

Kinder- und Jugendärzte dürften die Empfehlung begrüssen. Kollateralschäden in der psychosozialen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen seien in der Impfempfehlung der STIKO zuvor nicht berücksichtigt worden, sagt Thomas Fischbach, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, gegenüber der Funke-Mediangruppe.

Von 4,5 Millionen Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren sind Fischbach zufolge bislang rund eine Million geimpft (Stand 12.08.2021). In Österreich sind es etwas unter 4 Prozent der unter 15-Jährigen, und circa 37 Prozent der 15 bis 24-Jährigen. In der Schweiz und in Liechtenstein haben sich in der Altersklasse zwischen 10 bis 19 Jahren rund 2 Prozent, mit den mRNA-Impfstoffen von Moderna und BioNTech/Pfizer, impfen lassen.

Umfassende Informationen zum Thema erhalten Sie im Beitrage: "Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche".

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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