Erstmals infektiöse SARS-COV-2-Viren in der Luft gefunden

Wissenschafter der Universität Florida konnten erstmals bestätigen: Infektiöse SARS-CoV-2-Viren verbreiten sich auch über Aerosole – über weitere Strecken hinweg als gedacht.
Mundschutz tragen und Abstand halten – die Schutzmaßnahmen gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 kommen nicht von ungefähr. Sie bestehen, weil Forscher bereits zu Beginn der Pandemie herausfanden, dass sich die Viren über direkten Kontakt und mittels einer Tröpfcheninfektion verbreiten.
Forscher in Florida wiesen jetzt erstmals nach, dass auch Aerosole, winzige Schwebeteile in der Luft, infektiöse SARS-CoV-2-Viren enthalten können. Die Studie durchlief zwar noch keinen Peer-Reviewed-Prozess (ein Verfahren zur Qualitätssicherung von Forschungsergebnissen), wurde aber bereits vorab veröffentlicht.
Kleine Menge lebender Viren in der Raumluft nachweisbar
Das Forscherteam untersuchte dabei die Raumluft mit einer speziellen Apparatur, die mit einem Wasserdampf-Kondensat arbeitet und damit die aufgesaugten Viren am Leben erhält. Um Fehlerquellen so gering wie möglich zu halten, wurden mehrere Proben der Raumluft zweier COVID-19-Patienten entnommen. In einem der Zimmer lag ein COVID-19 Akut-Patient mit einer aktiven respiratorischen Infektion, im anderen ein bereits Genesener. Um sicherzustellen, dass die gemessenen Viren auch tatsächlich von den Patienten stammten, verglichen die Wissenschafter die Proben mit von den Personen genommenen Abstrichproben.
Das Resultat: Nicht nur Virusteilchen, sondern auch vollständige, lebende Viren konnten in der Raumluft nachgewiesen werden – allerdings nur im Zimmer des akuten COVID-19-Patienten. Bei der von COVID-19 bereits wieder genesenen Person wurden keine aktiven Viren in der Luft gefunden.
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In der Raumluft des akut erkrankten Patienten wurde eine Menge zwischen 6 und 76 TCID50 (tissue Culture Infectious Dose 50) viruspositiver Aerosole nachgewiesen. Der TCID50-Index bezeichnet die Menge an Viren, die nötig ist, um bei 50 Prozent der getesteten Zellkulturen eine Infektion hervorzurufen.
Die Forscher vermuten, dass die Menge an gemessenen lebenden Viren nur deshalb vergleichsweise gering ausfiel, da die Raumluft der Zimmer stündlich durch ein Filtersystem mit UV-Bestrahlung geleitet wurde, die sämtliche Viren inaktiv machen soll. In Räumen mit schlechter Belüftung könnte dieser Wert demnach rapide ansteigen. Das könnte auch eine Infektion durch über Aerosole übertragene Viren möglich machen.
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Empfohlener Abstand vielleicht doch nicht ausreichend
Der in vielen Ländern empfohlene, in einigen verordnete Mindestabstand ist somit kein sicherer Schutz vor einer Ansteckung. Die Luftproben wurden dabei in einem Abstand von zwei bis fünf Metern zu den Patienten entnommen – also in einer Entfernung zu den Infizierten, die weit größer als der in Österreich empfohlene Mindestabstand von einem Meter ist.
Erst im Juli und nach einem offenen, von 239 Wissenschaftern gezeichneten Brief erkannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell an, dass sich das neuartige Coronavirus auch über die Luft verbreiten kann.
Autoren:
Claudia Schneider MA
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag. (FH) Alexander Klein
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