Pollen-Allergiker

Coronavirus oder Heuschnupfen: Was Allergiker wissen sollten

Von , Chefredakteur und Humanmediziner
und , Arzt
Jens Richter

Jens Richter ist Chefredakteur bei NetDoktor. Seit Juli 2020 ist der Mediziner und Journalist außerdem als COO für den Geschäftsbetrieb und die strategische Weiterentwicklung von NetDoktor verantwortlich.

Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

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Triefnase, brennende Augen, Hustenreiz – viele Pollenallergiker machen sich derzeit Sorgen, ob ihre Symptome tatsächlich allergisch bedingt sind oder doch auf eine Infektion mit dem Coronavirus hindeuten. Wie man die Krankheiten unterscheidet und worauf Allergiker derzeit besonders achten sollten.

Rund 15 Prozent aller Deutschen reagieren Schätzungen zufolge allergisch auf Blütenpollen. Und besonders viele auf die der sogenannten Frühblüher wie Birke, Eiche, Erle, Esche, Hasel oder Pappel. An warmen Tagen steigt Pollenbelastung stark an.

Beschwerden sind manchmal ähnlich

Bei Pollenallergikern führt das zu einer starken Zunahme von Symptomen wie Fliessschnupfen und Niesreiz, juckenden oder brennenden Augen, Halskratzen und Hustenreiz und dem Gefühl einer allgemeinen Abgeschlagenheit – Beschwerden, wie sie ganz ähnlich auch bei Covid-19 auftreten können.

Kommt noch ein allergisches Asthma hinzu, können zusätzlich trockener Hustenreiz und – in besonders schweren Fällen – Luftnot auftreten. Die Sorge, eine Coronavirus-Infektion nicht rechtzeitig zu erkennen und dadurch sich selbst und andere in Gefahr zu bringen, ist verständlich.

Unterschiede zwischen Covid-19 und Pollenallergie

Dennoch gibt es ein paar Unterschiede, die zwar keine endgültige Sicherheit, aber dennoch gute Hinweise darauf geben, was wahrscheinlich hinter den Symptomen steckt:

  • Pollenallergiker haben in der Regel kein Fieber, allenfalls leicht erhöhte Temperatur. Bei Covid-19 gehört Fieber über 38,2 Grad dagegen bei rund der Hälfte der Erkrankten zu den Symptomen.
  • Bei Heuschnupfen ist neben dem Fliessschnupfen der in Wellen auftretende Niesreiz ein besonders typisches Symptom. Bei Covid-19 ist Schnupfen zwar möglich (bei ca. 28% der Infizierten), starker Niesreiz aber nach derzeitigem Wissensstand nicht typisch.
  • Die Symptome einer Pollenallergie haben oft einen stark wellenförmigen Verlauf, treten also schlagartig zu bestimmten Tageszeiten oder nach bestimmten Auslösern (nach dem Aufstehen, einem Spaziergang oder dem Lüften der Wohnung) sehr stark auf und lassen deutlich nach, wenn der Pollenkontakt nicht mehr besteht. Bei Covid-19 entwickeln sich die Symptome allmählich und nehmen über Stunden bis Tage weiter zu.

Was tun bei Verdacht auf Corona?

Können Sie anhand dieser Hinweise keine ausreichende Unterscheidung treffen, oder machen Sie sich – etwa, weil Sie einen Kontakt zu möglicherweise infizierten Personen nicht ausschliessen können – weiterhin Sorgen um eine mögliche Coronavirus-Infektion, sollten Sie telefonischen Kontakt zu Ihrem Hausarzt oder HNO-Facharzt aufnehmen und mit ihm das weitere Vorgehen beraten. Dasselbe gilt für Menschen, bei denen eine Pollenallergie bisher nicht bekannt ist.

Wichtig: Allergie-Medikamente weiter einnehmen

Wer seine allergische Erkrankung erfolgreich mit Medikamenten behandelt, also medikamentös gut eingestellt ist, sollte diese Therapie unbedingt fortsetzen. Denn die abschwellende und entzündungshemmende Wirkung der Medikamente ist nicht nur wichtig, um vor Komplikationen der allergischen Grunderkrankung zu schützen - wie einer bakteriellen Infektion der Nasennebenhöhlen (Sinusitis), der Bronchien oder des Lungengewebes.

Auch gegen Viren wie das neuartige Coronavirus können sich Schleimhäute mit einer weitgehend intakten Barrierefunktion besser schützen. Die Deutsche Atemwegsliga rät daher, auch kortisonhaltige Medikamente zur Inhalation wie Nasensprays oder Dosieraerosole weiter wie verordnet anzuwenden.

Auch Allergiker können sich gegen Covid-19 impfen lassen

Die Ständige Impfkommission empfihlt Covid-19-Impfungen auch für Allergiker. In seltenen Fälle sind im Zuge der Impfung schwere Immunreaktionen aufgetreten (Anaphylaktischer Schock). Wenn Sie einen Impftermin haben, weisen sie daher in der Vorbesprechung auf ihre Allergieneigung hin. Das gilt insbesondere, wenn sie schon einmal einen solchen Schock erlitten haben. Man wird Sie dann im Anschluss an die Impfung etwas länger beobachten.

Risikofaktor Allergisches Asthma

Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) weist darauf hin, dass Menschen mit allergischem Asthma ein höheres Risiko haben, an einer Coronavirus-Infektion schwer zu erkranken, als Gesunde. Das gilt insbesondere, wenn sie medikamentös schlecht eingestellt sind.

Die DAAB-Experten betonen deshalb, dass Betroffene frühzeitig ihre Allergiemittel besorgen und konsequent anwenden sollen. Es gibt überdies aktuell keine Hinweise, dass die Kortisondosen, die Allergiker inhalieren müssen, das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf erhöhen. Deutlich gefährlicher ist das plötzliche Absetzen der Medikamente: es droht ein schwerer Asthmaanfall.

Sie wollen mehr über die Risikogruppen von Covid-19 erfahren? Dann lesen Sie den Beitrag „Coronavirus: Wer ist besonders gefährdet?

Was sollten Allergiker noch beachten?

Allgemein gilt: Halten Sie streng die Schutzmassnahmen ein. Das heisst:

  • Tragen Sie eine FFP-2-Maske. Diese schützt nicht nur vor dem Virus, sondern auch vor Pollen.
  • Regelmässig gründlich Händewaschen, idealerweise 20 Sekunden.
  • Halten Sie Abstand zu Anderen, mindestens anderthalb Meter, besser zwei.
  • Berühren Sie nicht das Gesicht mit ungewaschenen Händen (Augen, Mund, Nase).
  • Niesen und husten Sie in Ihre Armbeuge.

Ausserdem empfehlen die Experten des Robert Koch-Instituts, dass sich Patienten mit schwerer Allergie gegen Pneumokokken und Influenza impfen lassen. Vermeiden Sie am besten auch andere Reizstoffe, wie Tabakrauch, Duft- oder Reinigungssprays, Staub und Abgase.

Pollenallergiker sollten zudem Pollen so gut es geht aus dem Weg gehen. Halten Sie sich während der schlimmsten Stunden eines warmen, trockenen und windigen Tages idealerweise in Innenräumen mit geschlossenen Fenstern auf. In der Stadt lüften Sie am besten morgens, auf dem Land abends. Idealer Zeitpunkt zum Spazierengehen ist nach einem Regenschauer – auch in Zeiten des Coronavirus.

Autoren- & Quelleninformationen

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Jens Richter ist Chefredakteur bei NetDoktor. Seit Juli 2020 ist der Mediziner und Journalist außerdem als COO für den Geschäftsbetrieb und die strategische Weiterentwicklung von NetDoktor verantwortlich.

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Quellen:
  • Deutsche Atemwegsliga e.V.: www.atemwegsliga.de (Abrufdatum: 30.03.2020)
  • Deutscher Allergie- und Asthmabund: www.daab.de (Abrufdatum: 30.03.2020)
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