Menschen stehen an in Corona-Zeiten

Corona: Spahn appelliert an Wachsamkeit

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Lisa Weidner

Lisa Weidner hat Germanistik und Soziologie studiert und einige journalistische Praktika absolviert. Sie ist Volontärin im Hubert Burda Media Verlag und schreibt für das "Meine Familie und ich"-Magazin und Netdoktor über Ernährungs- und Gesundheitsthemen.

Ana Goldscheider

Ana Goldscheider hat Journalismus und Unternehmenskommunikation in Hamburg studiert und absolviert nun eine Zusatzausbildung zur Redakteurin. In einer Medizin-Redaktion schreibt sie u.a. Texte für Printmagazine und NetDoktor.

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Der Kampf gegen die Pandemie wird wieder schwieriger. Für den Herbst und Winter appellieren Regierung und Experten an alle Bundesbürger, gemeinsam aufzupassen. Denn sicher ist die weitere Entwicklung nicht.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat angesichts stark steigender Corona-Infektionszahlen zu Wachsamkeit und raschem Gegensteuern vor Ort aufgerufen, um die Lage im Griff zu behalten. Der jüngste Anstieg auf mehr als 4000 Neuinfektionen binnen eines Tages sei besorgniserregend, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag in Berlin.

Es gelte zu verhindern, dass es mit schnelleren Zuwächsen zu einem Moment komme, "wo wir die Kontrolle verlieren". Spahn betonte: "Da sind wir noch nicht." Es kommt nun auf die Balance aus Zuversicht und Achtsamkeit an. Dies betrifft auch alle Bürger - beim Einhalten von Schutzregeln wie Abstand und Masken sowie Vorsicht bei Feiern.

Pandemie als "Charaktertest"

"Es liegt an uns allen, ob wir es schaffen", sagte Spahn. "Wenn 80 Millionen mitmachen, sinken die Chancen des Virus gewaltig." Diese Pandemie ist auch "ein Charaktertest für uns als Gesellschaft", der nur gemeinsam zu bestehen ist. In der kalten Jahreszeit kommt es ergänzend aufs Lüften und ein breites Nutzen der Corona-Warn-App an. Es gibt inzwischen mehr Wissen und Instrumente für den Kampf gegen das Virus. Die Zahl der Todesfälle und Intensivpatienten in den Kliniken ist momentan nach wie vor vergleichsweise niedrig.

Auch der Präsident des bundeseigenen Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, betonte: "Die aktuelle Situation beunruhigt mich sehr." Man kann nicht wissen, wie sich die Lage in Deutschland in den nächsten Wochen entwickeln wird. "Es ist möglich, dass wir mehr als 10 000 neue Fälle pro Tag sehen. Es ist möglich, dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet." Er hofft aber, dass sich ein Niveau halten lässt, mit dem man umgehen kann. Ziel ist es, so wenige Infektionen wie möglich zuzulassen. Dann werde das Gesundheitssystem nicht überlastet, und nur dann verhindert man viele schwere Verläufe.

Besonders jüngere Menschen stecken sich an

Wie das RKI am Donnerstag mitteilte, meldeten die Gesundheitsämter 4058 neue Corona-Infektionen in den vorangegangenen 24 Stunden. Bereits am Mittwoch war mit 2828 Neuinfektionen ein neuer Höchstwert seit April gemeldet worden. Höher als nun war der Stand zuletzt in der ersten Aprilwoche. Spahn erläuterte, derzeit steckten sich vor allem jüngere Menschen an - aber nicht nur. Gerade die Jüngeren hielten sich oft für unverletzlich. "Das sind sie aber nicht." Covid-19 ist weiterhin eine ernsthafte Erkrankung.

Spahn äusserte Verständnis für Corona-Vorgaben bei Urlaubsreisen innerhalb Deutschlands im Herbst. Wichtig für die Akzeptanz sei aber ein möglichst einheitlicher Rahmen der Länder. Entscheidend ist eine rasche Eindämmung von Ausbrüchen in betroffenen Kommunen. Dies ist "die viel bessere Variante" als Beherbergungsverbote in der Folge.

Hohes Ansteckungsrisiko auf Feiern und Veranstaltungen

Spahn wandte sich dagegen, von einem möglichen "zweiten Lockdown" zu reden. Dies suggeriere, man wäre wieder in einer Lage von März/April. Es gibt inzwischen aber Erfahrungen, wie mit Schutzvorkehrungen in vielen Bereichen ein normaler Betrieb gelingt. Es gibt keine Ausbrüche beim Einkaufen, bei Friseuren und kaum welche im Nahverkehr. Auch in Schulen sind die Dinge insgesamt gut im Griff. Kritisch sind etwa Feiern und Veranstaltungen. Es ist richtig, wenn Städte wie nun Berlin mit Alkohol-Beschränkungen gegensteuern. Nötig sind aber auch Kontrollen und dass Bussgelder verhängt werden.

"Wir haben es gemeinsam in der Hand", sagte Spahn. Veranstalter wie Eingeladene sollten sich fragen, ob eine grosse Hochzeitsfeier "mitten in dieser Jahrhundertpandemie" sein müsse. Gottesdienste könne man mit Abstand machen statt eng beieinander auf kleinem Raum. Spahn zeigte sich skeptisch zu Forderungen nach Ampel-Darstellungen zum Infektionsgeschehen. Dies legt nahe, dass es automatisch eine bestimmte Reaktion gebe, Ausbruchsfälle seien aber komplexer.

Schnelltests ab Mitte Oktober

Der Minister bekräftigte, dass ab Mitte Oktober auch Schnelltests eingesetzt werden sollen, vor allem in Pflegeheimen und Kliniken. Durch eine Bundesbeteiligung an Verträgen sind vorerst bis zu neun Millionen Schnelltests pro Monat für den deutschen Markt gesichert. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte auch lückenlose Kontaktdokumentationen. "Nur so ist nachvollziehbar, welcher Pflegebedürftige oder Patient mit Personal und Besuchern wann und wo zu tun hatte", sagte Vorstand Eugen Brysch. "Schnelltests sind sinnvoll, wenn sie zuverlässige Ergebnisse liefern."

Impfungen erst nächstes Jahr

Erste Corona-Impfungen soll es, laut Spahn, erst zu Beginn des nächsten Jahres in Deutschland geben. "Stand heute, 12. 10., würde ich davon ausgehen, dass wir im ersten Quartal nächsten Jahres beginnen können", sagte der Bundesgesundheitsminister bei einer Videokonferenz des ifo-Instituts. Man setze auf mehrere Technologien und Hersteller. "Wenn alle Pferde ins Ziel kommen, werden wir viel zu viel Impfstoff haben".

Die Mediakmente sollen für bestimmte Bevölkerungsgruppen in den ersten Monaten des nächsten Jahres bereitstehen. Zunächst sollen Menschen mit Vorerkrankungen, ältere Menschen und Beschäftigte im Gesundheitswesen und in der Pflege zum Zuge kommen. Die breite Masse wird vermutlich erst Mitte kommenden Jahres geimpft. (lw/dpa)

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Lisa Weidner

Lisa Weidner hat Germanistik und Soziologie studiert und einige journalistische Praktika absolviert. Sie ist Volontärin im Hubert Burda Media Verlag und schreibt für das "Meine Familie und ich"-Magazin und Netdoktor über Ernährungs- und Gesundheitsthemen.

Ana Goldscheider

Ana Goldscheider hat Journalismus und Unternehmenskommunikation in Hamburg studiert und absolviert nun eine Zusatzausbildung zur Redakteurin. In einer Medizin-Redaktion schreibt sie u.a. Texte für Printmagazine und NetDoktor.

Quellen:
  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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