Neuer Impfstoff in Testphase

Corona: Nächste Impfstoff-Studie startet

Von , Freie Journalistin
Victoria Becker

Victoria Becker hat einen Bachelor of Arts in “Online-Redaktion” an der TH Köln absolviert und eine praktische Thesis am Goethe-Institut Litauen geschrieben. Zur Zeit studiert sie Medien- und Kommunikationswissenschaften im Master an der Universität Lund, Schweden, und schreibt unter anderem für NetDoktor.

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Ein weiterer deutscher Corona-Impfstoff darf in die erste Phase klinischer Testung: Der Vektorimpfstoff wurde unter Mitarbeit von deutschen Hochschulen entwickeln und basiert auf einem altbekannten Pockenimpfstoff. Wie wird getestet?

In Deutschland ist ein weiterer Corona-Impfstoff zum klinischen Test an Probanden zugelassen worden. Es handelt sich um einen sogenannten Vektorimpfstoff, mit dem genetisches Material des Covid-19-Erregers in den Körper eingeschleust wird.

Er wurde vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) und der IDT Biologika GmbH in Dessau entwickelt. Beteiligt sind auch die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Philipps-Universität Marburg und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat die Studie am 30. September genehmigt.

Wie funktioniert der Impfstoff?

Der Impfstoff ist ein sogenannter Vektorimpfstoff. Bei dieser Art von Vakzinen wird Genmaterial des Erregers, gegen den die Impfung wirken soll, in ein ungefährliches Trägervirus eingefügt und dann als Impfstoff gespritzt. Als Trägervirus, auch Vektor genannt, dient beispielsweise ein abgeschwächtes Impfvirus. So gelangt die genetische Information, in diesem Fall die des Coronavirus, in die Zellen der geimpften Person.

Für die Herstellung des nun zu Tests genehmigten Impfstoffes wurde die genetische Information eines Sars-CoV-2-Oberflächenproteins in ein abgewandeltes Pockenvirus eingebaut. Das "Basis-Virus" existiert schon seit mehr als 30 Jahren. Es wurde unter anderem für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen MERS (Middle East Respiratory Syndrome oder Nahost-Atemwegssyndrom) verwendet.

Der Vektor, also das Trägervirus, kann sich zwar nicht vermehren. Das eingeschleuste Genmaterial aber kann eine Infektion simulieren und die Produktion von Antikörpern und T-Zellen auslösen. T-Zellen bilden eine Untergruppe der weissen Blutkörperchen, die einen Teil der Immunabwehr ausmachen. Mehr zu Aufbau und Funktionsweise des Immunsystems erfahren Sie auf unserer Übersichtsseite.

Klinische Phase: Wie läuft der Test ab?

Bis zur Zulassung muss ein Impfstoff einige Phasen durchlaufen. In der ersten Phase der klinischen Prüfung testet den Impfstoff auf Sicherheit, Verträglichkeit und auf seine spezifische Immunantwort gegen den Erreger. Ein Kurzüberblick über den bevorstehenden Test:

  • Testteilnehmer: 30 gesunde Erwachsene zwischen 18 und 55 Jahren
  • Zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen
  • Messung der Antikörper- und T-Zellenbildung im Körper von Arbeitsgruppen in Hamburg und Marburg
  • Ergebnisvergleich mit der Immunreaktion von genesenen Covid-19-Patienten

Bevor ein Zulassungsantrag für den Impfstoff gestellt werden könnte, muss das Vakzin noch zwei weiteren Phasen klinischer Testung standhalten.

Deutsche Entwicklungen "können weltweit mithalten"

Aktuell sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 41 Covid-19-Impfstoffkandidaten in der klinischen Prüfung. Einige von ihnen schon in der für die Zulassung wichtigen dritten Phase. In Deutschland sind jetzt sechs Impfstoffe in verschiedenen Phasen der klinischen Prüfung. Laut PEI handelt es sich um zwei Vektorimpfstoffe und vier sogenannte RNA-Impfstoffe.

Vektor- und RNA-Impfstoffe unterscheiden sich vor allem darin, wie die genetische Information des Coronavirus in den menschlichen Körper gelangt: Das Genmaterial bei RNA-Impfstoffen benötigt kein Trägervirus, also keinen Vektor, sondern wird durch flüssige Fetttröpfchen (Nanopartikel) transportiert.

PEI-Präsident Klaus Cichutek sagte, der erfolgreiche Antrag des DZIF sei der Beweis, "dass auch akademische Entwicklungen aus Deutschland weltweit mithalten können". Er rechnet damit, dass in den nächsten Monaten weitere Impfstoffanwärter zur Prüfung zugelassen werden. (dpa/vb)

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Victoria Becker
Victoria Becker

Victoria Becker hat einen Bachelor of Arts in “Online-Redaktion” an der TH Köln absolviert und eine praktische Thesis am Goethe-Institut Litauen geschrieben. Zur Zeit studiert sie Medien- und Kommunikationswissenschaften im Master an der Universität Lund, Schweden, und schreibt unter anderem für NetDoktor.

Quellen:
  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZI), unter: www.dzif.de (Abrufdatum: 02.10.2020)
  • Paul-Ehrlich-Institut (PEI), FAQ zum ersten Impfstoff-Pressebriefing April 2020, unter: www.pei.de (Abrufdatum: 02.10.2020)
  • Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Pressemitteilung "Erneut klinische Prüfung eines COVID-19-Impfstoffs in Deutschland genehmigt", unter: www.pei.de (Abrufdatum: 02.10.2020)
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