Corona: Arzneibehörde prüft Impfstoff
Es könnte ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem Corona-Impfstoff sein: Die für Impfstoffe zuständige europäische Zulassungsbehörde hat mit der Überprüfung eines von der Universität Oxford mitentwickelten Vakzins begonnen.
Es ist das erste Mal, dass die vorzeitige Bewertung in der Europäischen Union bei einem Corona-Impfstoff geschieht. Der Impfstoff ist von dem britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford entwickelt worden.
Keine voreiligen Schlüsse
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) warnte am Donnerstag vor voreiligen Schlüssen: Dies bedeute noch nicht, dass der Impfstoff schon als wirksam und sicher eingeschätzt werden könne. Das müsse sich jetzt in der Überprüfung erst noch zeigen.
Diese Überprüfung wird angesichts der Dringlichkeit in einem beschleunigten Verfahren vorgenommen. Dabei kontrolliert die Behörde Daten noch während sie erhoben werden, um auf diese Weise Zeit zu sparen. Normalerweise müssen diese Tests erst beendet sein und dann werden der EMA alle Ergebnisse auf einmal vorgelegt. Mehr über mögliche Zulassungsverfahren lesen Sie in unserem Beitrag "Arzneimittelzulassung".
Frühe Freigabe des Impfstoffs?
Bei dem jetzigen sogenannten Rolling-Review-Verfahren wäre es denkbar, dass der Impfstoff schon wenige Tage nach dem Ende der Tests freigegeben wird - jedoch nur, wenn die Behörde von seiner Wirksamkeit und Unbedenklichkeit überzeugt ist.
Wie lange die Überprüfung und Beurteilung dauern wird, kann die EMA nicht sagen. Tests mit Tausenden von Versuchspersonen seien im Gange, die Ergebnisse würden in den nächsten „Wochen und Monaten“ erwartet.
Aussichtsreicher Kandidat
Das Mittel zählt bisher zu den aussichtsreichen Kandidaten unter den potenziellen Corona-Impfstoffen. Viele Länder, auch Deutschland, haben mit AstraZeneca Verträge über insgesamt Milliarden Dosen abgeschlossen.
Der AstraZeneca-Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Es ist für den Menschen harmlos. Das Virus enthält genetisches Material eines Sars-CoV-2-Oberflächeneiweisses, mit dem das Virus an menschliche Zellen andockt. Nach der Impfung soll dieses Protein im Körper produziert werden und das Abwehrsystem daraufhin aktivieren. Ziel ist, dass das Abwehrsystem spezifische Antikörper bildet und ein Immungedächtnis ausbildet, etwa über T-Gedächtniszellen. Mehr zur Funktionsweise des Immunsystems erfahren Sie auf unserer Übersichtsseite. (ft/dpa)
Autoren- & Quelleninformationen
- Deutsche Presse-Agentur (dpa)