Arzt betrachtet Lungenröntgen im Tablet

COPD: Riskanter Lungenschleim

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Bei der Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) setzen sich häufig Schleimpfropfe in der Lunge fest. Sie erschweren mitunter den Gasaustausch und begünstigen weitere Entzündungen.

Je mehr Regionen der Lunge betroffen sind, desto höher ist das Sterberisiko der Betroffenen, fanden Forschende des Brigham and Women's Hospital in Boston nun heraus. In dieser Erkenntnis liegt aber auch eine Chance. Sie könnte die Entwicklung neuer Therapieoptionen anstossen, die auf das Auflösen der Schleimpfropfen abzielen.

Für die Studie stützte sich das Team um Alejandro Diaz auf Daten der Genetic Epidemiology of COPD-Gene-Study, die die genetischen Risikofaktoren von COPD aufdecken soll. Denn COPD hängt zwar stark von äusseren Einflüssen, insbesondere Rauchen, ab. Doch begünstigen auch genetische Veranlagungen die Entwicklung der Erkrankung.

Schleimpfropfe in der Lunge

Diaz und Kollegen nutzten die vorliegenden Daten jedoch für andere Untersuchungen: Sie werteten Computertomografie (CT)-Aufnahmen des Brustkorbs aus, die beim ersten Klinikaufenthalt von 4000 Teilnehmenden angefertigt worden waren. Auf diesen liessen sich auch etwaige Schleimpfropfe in den Lungen erkennen. Die Befunde verglichen die Forschenden mit dem späteren Verlauf der Erkrankung der Betroffenen.

Erhöhtes Sterberisiko

Das Ergebnis: Für COPD-Patienten, bei denen keine Schleimpfropfen nachweisbar waren, lag die Sterblichkeit im Verlauf der Studie bei 34 Prozent. Bei Patienten, die in ein bis zwei Lungensegmenten Schleimpfropfe aufwiesen, lag die Sterblichkeitsrate bereits bei 46,7 Prozent. Von den Patienten mit Schleimpfropfen in drei oder mehr Lungensegmenten sterben 54,1 Prozent. Das galt auch, wenn die Schleimpfropfe keine spürbaren Symptome verursachten.

"Die Bildung von Schleim ist eine Immunreaktion des Körpers, aber normalerweise husten wir ihn ab", sagte Studienleiter Diaz. Bei COPD hingegen produziere der Körper zu viel Schleim. Zudem sei dessen Abtransport erschwert, so dass sich Schleimpfropfe bilden. Oft bleiben diese unentdeckt, da sie nicht notwendigerweise Beschwerden verursachen.

Schleimpfropflöser – eine neue Therapieoption?

Die Forscher und Forscherinnen mutmassen, dass Therapien zur Auflösung dieser Schleimpfropfen den Verlauf einer COPD verbessern könnten. Die Chancen, dass dafür in naher Zukunft Mittel bereitstehen, stehen nicht schlecht: "Schleim ist etwas, über das wir aus grundlagenwissenschaftlicher Sicht bereits sehr viel wissen“, sagt Diaz.

Zudem gebe es bereits verschiedene existierende oder in der Entwicklung befindliche Therapien, die auf Schleimlösung abzielen. „Der Schleim ist also ein äusserst vielversprechendes Ziel", so Diaz.

In den letzten vier Jahrzehnten habe es nur zwei Ansätze für medikamentöse COPD-Therapien gegeben - “die Erweiterung der Atemwege selbst oder die Verringerung der bronchialen Entzündung", erklärt Diaz. "Dies zeigt uns, dass wir möglicherweise mehr gegen diese Krankheit tun können, als uns bisher bewusst war.“

COPD ist verbreitet und eine häufige Todesursache. In Europa sind davon Schätzungen zufolge aktuell rund 37 Millionen Menschen betroffen. In weniger entwickelten Ländern mit hoher Luftverschmutzung, einem höheren Anteil an Rauchenden, hoher Luftverschmutzung und Verbreitetem Kochen und Heizen mit offenem Feuer tritt COPD häufiger auf.

Die wichtigsten Therapiemassnahmen für die Rauchenden unter den COPD-Patienten ist der Verzicht auf Zigaretten. Neben medikamentösen Therapien können eine gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und insbesondere Lungensport die Situation der Patientinnen und Patienten verbessern.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Adam Benjafield et al.: An estimate of the European prevalence of COPD in 2050, European Respiratory Journal 2021; 58: Suppl. 65, OA2866
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