Erschöpfter Pfleger

Britische Mutante: Tödlicher als gehofft

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Die britische Mutante des Sars-CoV-2-Virus dominiert nun auch in Deutschland das Infektionsgeschehen. In drei von vier Proben weisen Ärzte diese Coronavirus-Variante inzwischen nach. Sie ist ansteckender als das ursprüngliche Coronavirus und breitet sich daher auch viel schneller aus. Inzwischen hat sich eine weitere Befürchtung bestätigt: Das Virus ist nicht nur infektiöser, eine Infektion endet auch häufiger tödlich.

Das belegt unter anderem eine im Fachmagazin Nature erschienene britische Studie. Sie kommt zu dem Schluss, dass eine Infektion mit der britischen Variante B.1.1.7 mit einer um mehr als 60 Prozent höheren Sterblichkeit einhergeht.

Die Forscher hatten dazu auf einen Datensatz von rund 2,2 Millionen positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Personen zurückgegriffen. Die Hälfte von ihnen hatte sich mit dem Ursprungsvirus infiziert, die andere Hälfte mit der britischen Mutante.

Einflussfaktoren sorgfältig berücksichtigt

Die Forscher ermittelten, wie hoch der Anteil der Infizierten in beiden Gruppen war, die innerhalb von 28 Tagen nach dem Test gestorben waren. Bekannte Faktoren, die die Sterblichkeit beeinflussen können, hatten sie dabei berücksichtigt – beispielsweise Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen und Ethnie.

Da die Sterblichkeit im Erhebungszeitraum der Daten in stark betroffenen Gebieten von Grossbritannien – aufgrund überlasteter Krankenhäuser – höher gewesen sein könnte als in anderen, stellten die Wissenschaftler zudem Infizierte aus derselben Ortschaft einander direkt gegenüber.

Bis zu 61 Prozent höher Sterberate

Dabei zeigte sich, dass das Sterberisiko der B.1.1.7-Infizierten durchgängig höher lag. Im Schnitt stieg es um 55 Prozent, berücksichtigten die Forscher aber Unschärfen bei der Erfassung von B.1.1.7 waren es sogar 61 Prozent.

In der Gruppe der 55- bis 69-jährigen Patienten erhöhte sich die Sterblichkeit von 0,6 auf 0,9 Prozent. Für Infizierte, die 70 bis 84 Jahre alt waren, stieg es von 4,7 auf 7,2 Prozent, für über 85-Jährige von 16,7 Prozent auf 24,3 Prozent, rechnet Prof. Christiane Drosten im Podcast das Coronavirus-Update vor.

Drosten: „Nicht nur übertragbarer, auch gefährlicher“

„Das Virus ist nicht nur übertragbarer geworden, sondern auch gefährlicher geworden. Und das ist keine gute Botschaft, gerade in diesen Zeiten und in dieser jetzigen Nachrichtenlage“, sagte der Virologe.

Eine zuvor im "British Medical Journal" veröffentlichte Analyse hatte ähnliche Ergebnisse erbracht. Bei einer Untersuchung von rund 110 000 verstorbenen Covid-19-Patienten hatten Forscher der University of Exeter ein um rund 64 Prozent höheres Sterberisiko für Teilnehmer ermittelt, bei denen man die Variante B.1.1.7 gefunden hatte.

Und auch eine dänische Studie kommt zu einem ähnlichen Schluss. Dort hatte man nicht die Rate der Sterbefälle ermittelt, sondern die der Krankenhauseinweisungen. Auch diese lag um 60 bis 70 Prozent höher für jene Teilnehmer, die sich mit B 1.1.7 infiziert hatten.

Sterblichkeit steigt in allen Altersgruppen

„Es sieht so aus, als wären sowohl die Übertragbarkeit als auch die krankmachende Wirkung, die diese Mutante hat, in gleichem Masse für alle Altersgruppen gültig“, so Drosten. Für junge Menschen ist das Risiko zu sterben zwar insgesamt immer noch sehr niedrig. Stecken sich aber sehr viele von ihnen an, wird auch in diesen Altersgruppen die Zahl der zu beklagenden Toten steigen.

Tödliche Kombination

Die Ergebnisse sind umso besorgniserregender, als schon die höhere Ansteckungsrate allein die Virusmutante deutlich gefährlicher macht: Je mehr Menschen sich anstecken, desto mehr erkranken auch schwer – und desto mehr überleben die Infektion nicht. Nun kommt die höhere Sterblichkeit zusätzlich erschwerend hinzu – eine beunruhigende Kombination.

Umso entscheidender ist es, alles zu tun, was die Ausbreitung der Variante bremsen kann. Helfen können (auch freiwillige!) Kontaktbeschränkungen, Hygienemassnahmen, intelligentes Testen und am Ende auch die Impfungen. Letztere schützen glücklicherweise auch sehr gut vor der britischen Mutante B.1.1.7.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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