Was sind Biologika?

Mehr als zwei Millionen Menschen sind in Österreich von Erkrankungen des Immunsystems betroffen. Diese sogenannten "Autoimmunerkrankungen“ können bislang noch nicht geheilt, aber dank moderner Biologika sehr gut behandelt werden.
Was ist eine Autoimmunerkrankung?
Bei einer Autoimmunerkrankung kommt es zu einer Fehlsteuerung des Immunsystems. Dabei wird ein körpereigener Eiweißkörper (Protein) vom Abwehrsystem fälschlicherweise als "fremd“ erkannt und bekämpft. Das Immunsystem bildet Abwehrzellen (Antikörper) gegen den vermeintlichen Feind und setzt eine chronische Entzündungsreaktion in Gang, die wiederum zu unterschiedlichsten Krankheitserscheinungen führen kann.
Zu den bekanntesten und häufigsten Autoimmunerkrankungen zählen:
- Schuppenflechte (Psoriasis)
- Rheumatoide Arthritis
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Da die Auslöser solcher Erkrankungen zumeist nicht in allen Einzelheiten bekannt sind, lassen sich Autoimmunerkrankungen nicht ursächlich behandeln. Medikamentöse Therapien zielen daher darauf ab, die überschießende Entzündungsreaktion abzumildern und damit die Symptome und ihre Folgeerscheinungen zu lindern.
Was sind Biologika?
Biologika sind biotechnologisch hergestellte Arzneimittel, die direkt in das entzündliche Krankheitsgeschehen eingreifen. Motor dieser autoimmunologisch bedingten Entzündungsprozesse sind sogenannte Zytokine – Botenstoffe, die Entzündungen fördern. Sie werden bei Autoimmunerkrankungen im Übermaß produziert und halten damit die Entzündung aufrecht.
Hier setzen Biologika an: Sie docken gezielt an den Zytokinen an und verhindern damit nachfolgende Entzündungsprozesse. Die chronische Entzündung kann damit zum Stillstand gebracht werden.
Folgende Biologika werden derzeit bei Autoimmunerkrankungen erfolgreich eingesetzt:
- TNF-alpha
- Interleukine
Gute Behandlungserfolge bei Psoriasis-Patienten
Insbesondere Psoriasis-Patienten profitieren von dieser Therapieform. Während die Erkrankung früher als reine "Hauterkrankung" gesehen wurde, gilt sie heute als Systemerkrankung, die sich nicht nur auf die Haut beschränkt, sondern auch andere Organe (Verdauungstrakt, Auge) sowie unterschiedliche Gelenke betreffen kann. Zudem haben Betroffene auch ein erhöhtes Risiko für Begleit- und Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder Störungen des Fettstoffwechsels. Auch wenn die Erkrankung bis dato noch nicht heilbar ist, ist es mithilfe moderner Medikamente gelungen, die Krankheitserscheinungen deutlich zu mildern und damit die Lebensqualität Betroffener erheblich zu steigern.
Neben direkt auf die Haut aufgetragenen Salben oder Cremen, Lichttherapie und oral verabreichten Medikamenten stehen nun auch spezielle Biologika zur Verfügung, die gezielt in das Krankheitsgeschehen der Psoriasis eingreifen. Damit können die Symptome der Erkrankung weitgehend unterdrückt werden. Verabreicht werden die Biologika als Infusion oder per Injektion.
Ausblick
Die Forschung arbeitet unterdessen intensiv an der Entwicklung weiterer Biologika, aber auch an sogenannten Januskinasen. Dabei handelt es sich um spezielle Enzyme, die ähnlich wie Biologika – aber durch einen anderen Wirkmechanismus – die Entzündungskaskade stoppen und damit die Beschwerden Betroffener nachhaltig lindern sollen.
Autoren:
Mag. Astrid Leitner
Redaktionelle Bearbeitung:
Tanja Unterberger, Bakk. phil.
Weitere Artikel zum Thema
Schuppenflechte
Die Psoriasis ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Haut und betrifft teilweise auch andere Organe, z.B. die Gelenke.
Psoriasis im Berufsalltag
Schuppenflechte kann in jedem Alter auftreten und je nach Schweregrad einen enormen Einfluss auf das Arbeitsleben der Betroffenen haben.
Psoriasis: Krankheitsmechanismus
Damit es zum Ausbruch der Schuppenflechte kommt, braucht es bestimmte Auslöser. Lesen Sie hier, wie die Erkrankung entsteht.