Bewegung im Alter: Es ist nie zu spät für Sport!
Die Einkäufe nach Hause tragen oder die Treppen in den dritten Stock erklimmen: Im Alter werden alltägliche Aufgaben immer schwerer. Der Grund: Der Körper baut Muskelmasse ab. Eine kleine Studie hat nun untersucht, wie die Muskulatur von Senioren über 70 Jahren auf Krafttraining reagiert – und liefert dabei erstaunliche Ergebnisse.
Hinter dem Muskelabbau im Alter vermuteten Wissenschaftler der University of Birmingham neben hormonellen Umstellungen im Alter eine verminderte Reaktion der Muskulatur auf Bewegungsreize und eine gestörte Eiweisssynthese. Ihre Theorie: Krafttraining könnte den Schwund verhindern.
Wie wirkt Krafttraining im Alter?
Schon länger ist bekannt: „Ein Trainingsbeginn im jungen Erwachsenenalter kann diesen Effekt verhindern“, so die Forscher um Dr. Leigh Breen. Wie sich Krafttraining auf ältere Einsteiger auswirkt, war bislang kaum untersucht.
Deshalb verglichen die Wissenschaftler die Muskulatur von Senioren, die ihr Leben lang im Ausdauersport aktiv waren, mit der von Sport-Neulingen. Sie analysierten die Eiweisssynthese und die Signalübertragung an ihrer Muskulatur. Sieben Männer zwischen 70 und 80 Jahren, die in Top-Form und regelmässig aktiv waren, bildeten eine Studiengruppe. Die zweite Gruppe bildeten acht gesunde Männer desselben Alters, die allerdings noch nie regelmässig sportlich aktiv waren.
Die Muskeln aller Teilnehmer wurden 48 Stunden lang im Ruhezustand überwacht und die Muskelproteinsynthese mittels einer Biopsie untersucht. Es folgten drei Trainings-Termine mit ungewohnten Widerstandsübungen – unter anderem mit Gewichten. Die Wissenschaftler überwachten die Reaktion der Muskulatur auf diesen ungewöhnlichen Reiz mittels weiterer Untersuchungen.
Krafttraining regt Muskelwachstum an
Die Analyse des Gewebes zeigte, dass beide Gruppen ähnlich stark auf die Kraftübungen reagierten und sich die Eiweisssynthese in der Muskulatur in gleichem Masse steigerte – egal ob trainierter Athlet oder nicht.
„Unsere Studie zeigt ganz klar, dass jeder vom Training profitiert, auch wenn er noch nie zuvor Sport getrieben hat“, sagt Studienleiter Breen. „Auch wer spät anfängt, kann mit Training altersbedingter Schwäche und Muskelschwund entgegenwirken.“ Eine Einschränkung der Studie ist allerdings die geringe und ausschliesslich männliche Teilnehmerzahl.
50 Millionen leiden an Altersschwäche
Etwa 50 Millionen Menschen leiden weltweit an starkem, altersbedingtem Muskelschwund (Sarkopenien). Der Schwund erschwert nicht nur den Alltag, er kann auch Unfälle fördern. Die Betroffenenzahl könnte laut Experten in den nächsten 40 Jahren auf 200 Millionen steigen. Eine eiweissreiche Ernährung und ausreichend Bewegung und Krafttraining könnte den Muskelabbau in vielen Fällen stoppen.
Autoren- & Quelleninformationen
- Breen, L. et al: Comparable Rates of Integrated Myofibrillar Protein Synthesis Between Endurance-Trained Master Athletes and Untrained Older Individuals, Frontiers in Physiology, 30.08.2019, https://doi.org/10.3389/fphys.2019.01084
- Deutsche Gesellschaft für Geriatrie: Pressemeldung vom 26.07.2017; Abruf am 18.09.2019