Frau beim Hörtest

Bei Depressionen Hörtest machen

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Wer schlecht hört, leidet häufiger unter Depressionen. Abhängig vom Grad des Hörverlusts ist das Risiko um bis zu viermal höher als für Menschen mit gutem Gehör.

„Ein Hörverlust ist einfach zu erkennen und gut zu behandeln. Das zu tun ist umso wichtiger, als man so Depressionen bessern oder vorbeugen könnte“, sagt Prof. Justin Golub von der Columbia University. Der Wissenschaftler und sein Team haben ausgewertet, wie hoch der jeweilige Anteil an Depressionskranken unter Menschen mit unterschiedlich gutem Hörvermögen ist.

Vierfaches Depressionsrisiko für stark Schwerhörige

Dazu untersuchten die Forscher das Gehör von mehr als 5200 Personen über 50 Jahre mithilfe eines audiometrischen Hörtests. Damit lässt sich ein Hörverlust präzise feststellen. Ausserdem wurde untersucht, inwieweit die Teilnehmer unter Symptomen einer klinischen Depression litten. Bereits bei einem mittelschweren Hörverlust war das Risiko für Depressionen bereits doppelt so hoch wie für Menschen mit gutem Gehör. Unter den stark schwerhörigen Teilnehmern traf das psychische Leiden sogar viermal so viele.

Pro 20 Dezibel Hörverlust steigt das Risiko für Depressionen um jeweils 45 Prozent, errechneten die Wissenschaftler. Andere Einflussfaktoren wie den Gebrauch von Hörhilfen, Alter, Bildung, Geschlecht und Herz-Kreislauferkrankungen hatten die Wissenschaftler in ihre Berechnungen mit einbezogen.

Hörverlust ist eine soziale Barriere

Damit lässt sich zwar nicht beweisen, dass schlechtes Hören Depressionen fördert. Doch das erscheint höchst einleuchtend: Schlechtes Hören kann eine erhebliche Barriere für zwischenmenschliche Kontakte darstellen. „Menschen mit Hörverlust haben Schwierigkeiten zu kommunizieren, sie sind sozial isoliert – das kann in die Depression führen“, sagt Studienleiter Golub.

Wer rechtzeitig mit einer Hörhilfe versorgt ist, hört nicht nur besser, sondern kann vermutlich auch Depressionen vorbeugen. Ist ein schwerhöriger Mensch bereits an einer Depression erkrankt, könnten Hörhilfen die Heilung der Erkrankung unterstützen.

Zudem gehen auch kognitive Einbussen bis hin zu Alzheimer häufiger mit einem schlechten Gehör einher. Auch hier könnte die mangelnde soziale Einbindung dazu beitragen, dass man geistig schneller abbaut.

Jeder Fünfte in Deutschland hört schlecht

Hörprobleme sind auch in Deutschland verbreitet. Nach Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) haben 20 Prozent der Männer und Frauen Schwierigkeiten mit dem Gehör. Rund vier Prozent hören sogar sehr schlecht oder sind taub.

Mit zunehmendem Altern lässt auch der Hörsinn nach – das ist ein natürlicher Prozess. Dabei sollte man mit einem Hörgerät nicht zu lange warten: Denn Hören vollzieht sich nicht nur im Ohr, sondern auch im Gehirn.

Hörgeräte möglichst früh einsetzen

Lassen die Sinneszellen im Ohr nach, senden sie zunehmend weniger Signale an die dafür zuständigen Gehirnareale. Wird das nicht durch ein Hörgerät ausgeglichen, erlöschen diese nach und nach. Dann verliert das Gehirn seine Fähigkeit, zumindest diese Frequenzen zu verarbeiten für immer. Der Hörverlust kann dann auch mit einer Hörhilfe nicht mehr kompensiert werden.

Autoren- & Quelleninformationen

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Justin S. Golub et al.: Association of Audiometric Age-Related Hearing Loss With Depressive Symptoms Among Hispanic Individuals, JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. Published online December 6, 2018. doi:10.1001/jamaoto.2018.3270
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