Junge beim Badespaß

Badespaß in Corona-Zeiten

Von , Arzt
Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

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Kann ich mich beim Baden mit Corona anstecken? Der Kieler Infektionsmediziner Fickenscher und das Umweltbundesamt sehen kaum Risiken im Wasser selbst. Zentrale Bedeutung hat aber das Einhalten der Abstandsregeln am Strand und auch beim Schwimmen.

Mit schönem Wetter und dem Sommerbeginn an diesem Wochenende nimmt auch die Badesaison Fahrt auf. In den nächsten Wochen starten die Schulferien in einigen Bundesländern. Viele, die baden wollen, sind unsicher, wie gross das Ansteckungsrisiko des neuartigen Coronavirus im Wasser ist. Worauf sollte man achten?

Übertragungsrisiko gering

„Im Wasser selbst gilt das Übertragungsrisiko nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen als äusserst gering wegen der starken Verdünnung oder wegen der Chlorierung“, sagte der Kieler Infektionsmediziner Prof. Helmut Fickenscher in Kiel. Dies sei aber nur ein Aspekt. „Von grosser Bedeutung ist die Situation am Strand und die Dichte der Menschen im Wasser.“

Das Umweltbundesamt (UBA) hält eine Übertragung von SARS-CoV-2 über das Wasser beim Baden ebenfalls für äusserst unwahrscheinlich. „Bisher gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine Hinweise darauf, dass dieses Virus über den Wasserweg übertragen wird."

Coronavirus im Badewasser möglich, aber wohl kaum gefährlich

Der Eintrag von Coronaviren in Badegewässer ist laut UBA durch infizierte Menschen zwar möglich. „Ob auf diesem Weg eine Ansteckung möglich ist, ist nicht geklärt.“ Wie Fickenscher resümiert auch das UBA: „Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung ist unter anderem wegen der Verdünnung im Wasser äusserst gering.“ Hauptübertragungswege dieser Infektionen seien direkte Mensch zu Mensch Übertragungen über virushaltige Tröpfchen.

„Steigende Wassertemperaturen und erhöhte Sonneneinstrahlung im Sommer werden zu einer noch stärkeren Inaktivierung möglicherweise in das Wasser eingetragener Viren führen“, prognostizierte das UBA bereits im März. Fickenscher ergänzte, auch über Kläranlagen dürften kaum Coronaviren in Badegewässer gelangen. Denn SARS-CoV-2 könne als ein behülltes Virus nicht lange in Wasser überleben - im Gegensatz zu den im Abwasser existierenden unbehüllten Viren wie Noroviren.

Abstands- und Hygieneregeln am wichtigsten

Das UBA unterstreicht die zentrale Bedeutung, die Abstands- und Hygieneregeln auch am Strand, auf den Wiesen von Badeanstalten und natürlich auch im Wasser einzuhalten: „Da das Tragen von Mund/Nasenschutz beim Baden nicht praktikabel ist, kommt der Einhaltung der Sicherheitsabstände im Wasser und an Land eine massgebliche Bedeutung für den Schutz von Infektionen zu.“

"Grundsätzlich sollten Personen, die an einem akuten Infekt der Atemwege oder an einer Durchfallerkrankung leiden, nicht baden gehen, um andere Badende nicht zu gefährden.“ Dies gelte unabhängig davon, um welche potenziellen Krankheitserreger es sich im Einzelnen handle.

Unterschiede beim Gewässer?

Mit der Frage, ob man sich beim Badespass anstecken kann, beschäftigt viele auch die Frage: Gibt es Unterschiede zwischen gechlortem Wasser in Badeanstalten und Pools, Süss- und Salzwasser, stehenden oder fliessenden, flachen oder tiefen Gewässern?

Chlorwasser: Hier sehen die Experten die geringste Ansteckungsgefahr im Wasser, sie betonen aber die Bedeutung der Abstandsregeln auch im Schwimmbecken oder Pool.

Süss- und Salzwasser: Fickenscher sind keine Studien bekannt, ob das neuartige Coronavirus im Süss- oder im Salzwasser länger überleben kann. Generell hat dieses Virus vermutlich keine lange Überlebenszeit in Wasser.

Flache oder tiefe Gewässer: „Je grösser die Verdünnung ist, desto geringer sind Ansteckungsrisiken im Wasser“, betonte Fickenscher. Insofern sei bei vielen Badenden in einem sehr flachen Uferbereich auch das theoretische Risiko, sich im Wasser anzustecken etwas höher. Entscheidend sei aber am Wassersaum oder in flachen Gewässern, ob die Abstandsregeln eingehalten werden. „Denn im Grunde ist die Situation dort ja wie an Land.“

Seen und Flüsse: Auch hier lässt sich laut Fickenscher keine eindeutige Aussage machen. „Aber natürlich ist bei fliessenden Gewässern davon auszugehen, dass die Verdünnung schneller passiert als in stillen Gewässern wie Seen oder Badeteiche - und damit das Ansteckungsrisiko im Wasser selbst geringer ist.“

Tipps fürs Baden

„Die Abstandsregeln an Land und im Wasser einhalten, überfüllte Badestellen meiden“, rät Fickenscher als zentrale Verhaltensregel. „Es ist auch weniger riskant, im Freien zu schwimmen als in Hallen, da Aerosole als Übertragungswege im Freien praktisch keine Rolle spielen. Und das grösste theoretische Ansteckungsrisiko lauert wegen der Feuchte und den Aerosolen dort, wo Duschen in Sanitärräumen zu eng nebeneinanderstehen“, sagte Fickenscher. (ft/dpa)

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Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Quellen:
  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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