Impfung

AstraZeneca: Ursache für Hirnvenenthrombosen geklärt

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Das AstraZeneca-Vakzin kann extrem seltene Thrombosen im Gehirn verursachen. Nun weiss man, wie sie entstehen – und wie man sie behandeln kann.

Nach Impfungen mit dem Covid-19-Vakzin von AstraZeneca sind Einzelfälle seltener Hirnvenenthrombosen aufgetreten. Forscher aus Greifswald, Wien und Graz haben jetzt nicht nur den Mechanismus herausgefunden, der den Vorfällen zugrunde liegt – sie haben auch gleich eine wirksame Therapie präsentiert.

„Die Menschen müssen vor dieser Impfung keine Angst mehr haben“, sagte der Leiter der Transfusionsmedizin in Greifswald, Andreas Greinacher, in einem Pressegespräch.

Antikörper lassen Blutplättchen verklumpen

Die Untersuchung des Blutes von sieben betroffenen Patienten ergab, dass sich als Reaktion auf die Impfung spezielle Antikörper bilden können. Diese heften sich an die Blutplättchen (Thrombozyten) und aktivieren diese so. Dieser Mechanismus wird üblicherweise in Gang gesetzt, wenn es gilt, Gefässschäden abzudichten. So aber bewirkt er eine Verklumpung des Blutes und fördert damit das Entstehen von Gerinnseln.

Ob die Reaktion durch Komponenten der Impfung selbst ausgelöst wird oder auf die allgemeine Aktivierung des Immunsystems durch die Impfung zurückzuführen ist, können die Forscher noch nicht sagen. Auch ist offen, ob die Hirnvenenthrombosen nicht vereinzelt auch andere Ursachen haben könnten.

Behandlung mit intravenösen Immunglobulinen

Den beschriebenen Mechanismus kennt die Medizin jedoch schon länger von einer seltenen Autoimmunerkrankung, der Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT). Diese behandeln Ärzte üblicherweise an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit hochdosierten intravenösen Immunglobulinen (IVIG), die problematische Antikörper neutralisieren.

Aufgrund von Tests mit den Blutproben von Betroffenen, gehen die Greifswalder Forscher davon aus, dass auch Pateinten mit Hirnvenenthrombosen auf die Behandlung ansprechen sollten. Greinacher sagte, es würden auch weiterhin sehr, sehr selten Geimpfte diese Komplikation entwickeln. „Aber wenn sie auftritt, wissen wir jetzt wie wir diese Patienten behandeln und diese Komplikation gezielt adressieren können.“

Bei entsprechenden Symptomen testen

Treten vier bis 14 Tage nach der Impfung entsprechende Symptome auf, kann man mit Tests auf die speziellen Antikörper rasch herausfinden, ob es sich um eine HIT-ähnliche Reaktion handelt. Danach nehme das Risiko für Komplikationen „höchstwahrscheinlich“ ab, so der Wissenschaftler.

Das gilt sowohl für Hirnvenenthrombosen, die unter anderem mit Kopfschmerzen und punktförmigen Einblutungen an den Extremitäten einhergehen, als auch bei Anzeichen für tiefe Venenthrombosen in den Beinen, die ebenfalls durch den Mechanismus hervorgerufen werden können. Auch diese sollten dann nicht, wie sonst bei Gerinnseln üblich, mit gerinnungshemmenden Mitteln wie Heparin behandelt werden, sondern mit IVIG.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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