Kind in Rauchwolke

Asthma: Passivrauch schädigt noch die Enkel

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Passivrauchen schadet insbesondere Kindern – und das über Generationen. Eltern, die im Beisein ihrer kleinen Söhne rauchen, belasten nicht nur deren Gesundheit, sondern erhöhen damit selbst noch das Asthmarisiko ihrer Enkelkinder.

Schon länger ist bekannt, dass Frauen, die in der Schwangerschaft rauchen, das Asthmarisiko ihrer Kinder begünstigen. Zudem gibt es Hinweise, dass dies auch für Kinder gilt, deren Väter vor Abschluss der Pubertät mit dem Rauchen anfingen.

Ein Forschungsteam um Jiacheng Liu und Dr. Dinh Bui von der Universität Melbourne hat untersucht, welche aus einer Gruppe von 1.689 Kindern, die in Tasmanien aufgewachsen waren, im Alter von sieben Jahren Asthmasymptome gezeigt hatten. Dies verglichen die Forschenden mit Angaben dazu, ob die Väter dieser Kinder in einem Alter von unter 15 Jahren Passivrauch ausgesetzt waren.

Von den Grosseltern über den Vater zum Kind

"Unsere Ergebnisse zeigen, wie sich durch Rauchen verursachte Schäden nicht nur auf die Raucher selbst, sondern auch auf deren Kinder und Enkelkinder auswirken können“, erklärt Bui. So war das Risiko für nicht-allergisches Asthma für Kinder passivrauchgeschädigter Väter um 59 Prozent höher als für Kinder von Vätern mit weitgehend rauchfreiem Elternhaus.

„Das Risiko war sogar noch höher, wenn die Väter nicht nur Passivrauch ausgesetzt waren, sondern später auch selbst rauchten – nämlich um 72 Prozent", erklärt der Forscher. Vorbelastete Männer könnten das Risiko, das sie an ihre eigenen Kinder weitergeben, demnach immerhin noch verringern, wenn sie selbst auf das Rauchen verzichten.

Einen Zusammenhang für allergisches Asthma fanden die Forschenden übrigens nicht.

Epigenetische Veränderungen in den Keimdrüsen?

Die Mechanismen, die der generationenübergreifenden Risikoerhöhung zugrunde liegen, sind nicht geklärt, doch haben die Forschenden erste Hypothesen: "Wir können nicht mit Sicherheit sagen, wie dieser Schaden über Generationen weitergegeben wird, aber wir denken, dass es mit epigenetischen Veränderungen zu tun haben könnte“, erklärt Studienleiter Prof. Shyamali Dharmage.

Bei epigenetischen Veränderungen beeinflussen Umweltfaktoren wie Tabakrauch zwar nicht den genetischen Code selbst. Sie bewirken aber, welche Gene abgelesen werden – und in welchem Umfang. Dazu legen sie gewissermassen Schalter um, die einzelne Gene aktivieren oder stummschalten. Solche epigenetischen Veränderungen können vererbt werden. „Sie sind aber möglicherweise in jeder Generation zum Teil umkehrbar“, so der Wissenschaftler.

Veränderungen in den Spermien produzierenden Zellen

Denkbar sei, dass Tabakrauch bei Söhnen epigenetische Veränderungen in bestimmten Zellen hervorruft, die später Spermien produzieren, so Dharmage. So könnten die erwachsenen Söhnen dann entsprechende Veränderungen an die eigenen Kinder weitergeben.

Die Forscher wollen in einem nächsten Schritt untersuchen, ob das erhöhte Asthmarisiko bis ins Erwachsenenalter anhält und ob Väter, die als Kinder Passivrauch ausgesetzt waren, auch ein höheres Risiko für Allergien oder andere Lungenerkrankungen an ihre Kinder weitergeben.

Als Datenbasis nutzten die Forschenden die Tasmanian Longitudinal Health Study (TAHS), die bereits seit 1968 läuft.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Jiacheng Liu et al.: Pre-pubertal smoke exposure of fathers and increased risk of offspring asthma: a possible transgenerational effect, European Respiratory Journal, 14. Sep 2022; DOI: 10.1183/13993003.00257-2022
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