Älteres Paar beim Sport

Alzheimer: Lebensstil kann Risiko-Gene ausgleichen

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Ein gesunder Lebensstil kann vor Alzheimer schützen. Doch gilt das auch für Menschen, deren genetische Ausstattung sie anfälliger für die Demenzerkrankung macht? Britische Forscher haben das untersucht und herausgefunden: Gesund zu leben zahlt sich aus – auch wenn man ungünstige Gene hat.

„Unsere Ergebnisse sind spannend, denn sie zeigen erstmals, dass wir aktiv etwas tun können, um unsere genetischen Risikofaktoren auszugleichen“, sagt Studienautorin Dr. Elzbieta Kuma von der University of Exeter. Für ihre Forschungsarbeit hat sie sich einer britischen Biodatenbank bedient: Gemeinsam mit Kollegen hat Kuma die Daten von fast 200000 Personen ausgewertet, die 60 Jahre oder älter waren. Die Daten enthielten auch genetische Informationen über die Teilnehmer.

Risikoeinteilung nach Lebensstil

Basierend auf den bislang bekannten Genvarianten, die das Risiko für Alzheimer erhöhen, teilten die Wissenschaftler die Teilnehmer in Gruppen mit niedrigem, mittlerem und hohem Risiko für die Demenzerkrankung ein. Ausserdem standen den Forschern Angaben der Teilnehmer zu ihrem Lebensstil zur Verfügung. Als gesund werteten die Wissenschaftler Lebensstilfaktoren wie Nichtrauchen, eine ausgewogene Ernährung, regelmässige sportliche Aktivität sowie niedriger Alkoholkonsum.

Trotz schlechter Gene 30 Prozent geringeres Demenzrisiko

In den nachfolgenden acht Jahren entwickelten 1769 Studienteilnehmer eine Demenz. Personen, die zuvor angegeben hatten, einen gesunden Lebensstil zu pflegen, erkrankten dabei erheblich seltener. Erwartungsgemäss erwies sich die Kombination von ungesundem Lebensstil und Risikogenen als besonders tückisch: Betroffene Personen hatten ein dreifach höheres Demenzrisiko als Teilnehmer mit gesundem Lebensstil und fehlenden Risikogenen. Bei Personen mit Risikogenen, die gesund lebten, war das Demenzrisiko ebenfalls erhöht, aber um 30 Prozent weniger als bei der Kombination Risikogene plus ungesunder Lebensstil.

Alzheimer muss kein Schicksal sein

„Diese Studie liefert eine sehr wichtige Botschaft", sagt Studienleiter Dr. David Llewellyn. "Sie schwächt eine fatalistische Sicht auf Demenz. Manche Menschen glauben, dass sie aufgrund ihrer Gene zwangsläufig Alzheimer entwickeln werden.“ Jetzt habe sich aber gezeigt, dass ein gesunder Lebensstil das persönliche Demenzrisiko auch bei ungünstiger Veranlagung substanziell reduzieren könne.

Noch keine Heilung in Sicht

In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Alzheimergesellschaft gegenwärtig rund 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen leiden an Alzheimer. Die Ursachen der Erkrankung sind bislang nicht geklärt, und es gibt noch keine Therapie, die die Krankheit stoppen oder gar heilen kann. Umso wichtiger sind daher Lebensstilfaktoren, die den Ausbruch der Krankheit verzögern oder verhindern können.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Ilianna Lourida et al.: Association of Lifestyle and Genetic Risk With Incidence of Dementia, JAMA. Published online July 14, 2019. doi:10.1001/jama.2019.9879
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