Zopiclon

Von Lisa Hein
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Zopiclon aus der Gruppe der Z-Substanzen gehört zu den wichtigsten Arzneistoffen bei Ein- und Durchschlafstörungen. Es wirkt vergleichsweise spezifisch und gilt allgemein als gut verträglich. Allerdings sollte Zopiclon wie alle Schlafmittel nur über einen möglichst kurzen Zeitraum angewendet werden. Anderenfalls kann sich eine Abhängigkeit entwickeln. Hier lesen Sie alles Wichtige über Zopiclon.

Zopiclon

So wirkt Zopiclon

Zopiclon ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der sogenannten Z-Substanzen. Es wirkt sedierend (beruhigend) und einschlaffördernd.

Das menschliche Nervensystem verfügt über verschiedene Botenstoffe (Neurotransmitter), die aktivierend oder hemmend wirken können. Im Normalfall liegen sie in einem ausgewogenen Gleichgewicht vor und ermöglichen den Wechsel zwischen Wach- und Schlafzuständen.

Einer dieser Botenstoffe, GABA (Gammaaminobuttersäure), wirkt hemmend auf das Nervensystem, sobald er an seine Andockstellen (Rezeptoren) bindet. Zopiclon verstärkt die Wirkung des Botenstoffes GABA, woraus eine Sedierung resultiert. Das erleichert das Ein- und Durchschlafen.

Z-Substanzen wie Zopiclon binden bevorzugt an die alpha-1-Untereinheit des GABA-Rezeptors, weswegen andere Effekte (angstlösende Wirkung, Entspannung der Muskulatur, antiepileptische Wirkung) in den Hintergrund treten.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Zopiclon wird nach Einnahme über den Mund (orale Einnahme) zu etwa 80 Prozent aus dem Darm ins Blut aufgenommen. Die maximale Wirkung tritt relativ schnell ein und hält fünf bis zehn Stunden an. Zopiclon wird dann zum Teil in der Leber umgewandelt und anschliessend vorwiegend über die Nieren ausgeschieden.

Eszopiclon

Zopiclon ist eigentlich ein Gemisch aus zwei sogenannten Enantiomeren. Das sind Substanzen, welche die gleiche chemische Struktur haben, sich aber spiegelbildlich zueinander verhalten.

Die beiden Enantiomere, aus denen Zopiclon besteht, sind S-Zopiclon (oder Eszopiclon) und R-Zopiclon. Für die schlaffördernde und beruhigende Wirkung des Medikaments ist S-Zopiclon verantwortlich. Es ist in manchen Schlafmitteln auch allein als Wirkstoff enthalten. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag Eszopiclon.

Wann wird Zopiclon eingesetzt?

Das Schlafmittel Zopiclon wird zur Kurzzeitbehandlung von Ein-und Durchschlafstörungen bei Erwachsenen angewendet.

So wird Zopiclon angewendet

Der Wirkstoff wird in Form von Tabletten eingenommen. Die Zopiclon-Dosierung beträgt im Allgemeinen 7,5 Milligramm täglich (Erwachsene). Ältere Patienten und Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen erhalten eine niedrigere Dosierung.

Die Tabletten werden unmittelbar vor dem Schlafengehen mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen - über maximal vier Wochen. Denn der Wirkstoff kann vor allem nach längerer Anwendung und bei hohen Dosen abhängig machen.

Zum Beenden der Einnahme sollte das Schlafmittel zudem nicht plötzlich abgesetzt werden, sonst können Entzugssymptome auftreten. Stattdessen sollte man die Dosierung über einen Zeitraum von ungefähr einer Woche schrittweise reduzieren ("Ausschleichen").

Die Behandlung von Schlafproblemen sollte sich nicht nur auf Medikamente stützen. Man sollte zudem versuchen, den Grund für die Ein- und Durchschlafstörungen herauszufinden und nach Möglichkeit zu beseitigen. Zopiclon kann nämlich nur Symptomen (dem gestörten Schlaf) entgegenwirken, aber nicht deren Ursache bekämpfen. 

Welche Nebenwirkungen hat Zopiclon?

Häufig (das heisst bei circa zehn Prozent der Behandelten) kommt es nach der Einnahme des Schlafmittels zu einem bitteren metallischen Geschmack im Mund, trockener Mundschleimhaut und einer eingeschränkten Koordinationsfähigkeit. Gelegentlich ruft Zopiclon auch Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Angstzustände, Übelkeit und Verwirrung hervor.

Bei plötzlichem Absetzen kann es zu Entzugssymptomen kommen wie Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Angstzuständen, Zittern, Albträumen, Verwirrtheit und leichter Reizbarkeit. Insbesondere bei älteren Patienten besteht bei längerer Einnahme von Schlafmitteln Sturzgefahr.

Was ist bei der Einnahme von Zopiclon zu beachten?

Gegenanzeigen

Zopiclon ist in folgenden Fällen kontraindiziert:

  • krankhafter Muskelschwäche (Myasthenia gravis)
  • schwerer Atemnot
  • schwerer Leberfunktionsstörung
  • Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder anderen Bestandteilen der Tabletten
  • Stillzeit

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme verstärkt Zopiclon die Wirkung von anderen zentral wirkenden Medikamenten wie Schmerzmitteln, Mitteln gegen Depressionen (Antidepressiva) und Epilepsie (Antiepileptika), Allergiemitteln (Antihistaminika) und muskelentspannenden Arzneien (Muskelrelaxantien).

Verzichten Sie während einer Behandlung mit Zopiclon auf Alkohol - er kann Nebenwirkungen verstärken und erhöht das Abhängigkeitsrisiko.

Arzneistoffe, die den Abbau von Zopiclon hemmen, verstärken die sedierende Wirkung. Zu diesen Arzneistoffen zählen beispielsweise Erythromycin und Clarithromycin (Antibiotika), Cimetidin (bei Sodbrennen und Magen-Darm-Geschwüren), Ketoconazol und Itraconazol (bei Pilzinfektionen) sowie Ritonavir (bei HIV).

Im Unterschied dazu verringern den Abbau fördernde Arzneistoffe die Zopiclon-Wirkung. Das gilt zum Beispiel für Rifampicin (Antibiotikum), Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital (bei Epilepsie und Krampfanfällen) sowie Johanniskraut (pflanzliches Antidepressivum).

Lässt sich die gleichzeitige Anwendung solcher Wirkstoffe nicht vermeiden,  muss die Dosis durch den behandelnden Arzt entsprechend angepasst werden.

Verkehrstüchtigkeit und Bedienen von Maschinen

Durch die abendliche Einnahme von Zopiclon ist die Hauptwirkung auf die Nacht beschränkt. Trotzdem kann auch tagsüber das Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt sein.

Wer Zopiclon anwendet, sollte deshalb auf die aktive Teilnahme am Strassenverkehr und das Bedienen von gefährlichen Maschinen verzichten. Dies gilt insbesondere beim gleichzeitigen Konsum von Alkohol.

Altersbeschränkungen

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die an Ein- und Durchschlafstörungen leiden, dürfen nicht mit Zopiclon behandelt werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Der Erfahrungsumfang zur kurzfristigen Anwendung von Zopiclon während der Schwangerschaft ist relativ hoch. Experten vermuten keine Spätfolgen für das Neugeborene. Es kann aber in den ersten Tagen nach der Geburt (insbesondere bei Anwendung des Schlafmittels im letzten Drittel der Schwangerschaft) zu Anpassungsstörungen des Neugeborenen kommen.

Als alternatives Schlafmittel stehen besser erprobte Wirkstoffe wie Diphenhydramin oder Promethazin zur Verfügung. Zudem empfehlen Experten bei Schlafstörungen immer nicht-medikamentöse Methoden wie Entspannungsübungen.

Zopiclon tritt zwar nur in sehr geringem Masse in die Muttermilch über. Trotzdem darf das Schlafmittel in der Stillzeit nicht angewendet werden.

Überdosierung

Symptome einer Vergiftung mit dem Wirkstoff Zopiclon sind Benommenheit, Schläfrigkeit und Muskelschwäche bis hin zu Bewusstlosigkeit und Atemproblemen. Lebensbedrohlich ist eine Zopiclon-Überdosis im Allgemeinen nicht. Wird der Wirkstoff jedoch mit anderen zentral-wirksamen Medikamenten oder Alkohol kombiniert, kann es zu einer lebensbedrohlichen Wirkverstärkung kommen.

So erhalten Sie Medikamente mit Zopiclon

Zopiclon ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschreibungspflichtig und deshalb nur mit einem Rezept vom Arzt in der Apotheke erhältlich.

In Österreich werden zurzeit keine Präparate mit dem Wirkstoff Zopiclon vertrieben.

Weitere interessante Fakten zu Zopiclon

Der Wirkstoff Zopiclon wurde in Deutschland 1990 offiziell zugelassen. Die Markteinführung erfolgte ein Jahr später.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Block, Frank: Kompendium der neurologischen Pharmakotherapie, Springer Medizin Verlag, 1. Auflage, 2008
  • Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020.
  • Gelbe Liste Pharmindex: Zopiclon (Stand: 16.08.2019), unter: www.gelbe-liste.de
  • Gründer, G. & Benkert, O.: Handbuch der Psychopharmakotherapie, Springer Verlag GmbH, Berlin-Heidelberg, 2. Auflage, 2012.
  • Herdegen, T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010
  • Karow, T. et Lang-Roth, R.: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Thomas Karow Verlag, 29. Auflage, 2021.
  • Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin: Zopiclon, unter: www.embryotox.de (Abruf: 07.06.2021).
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