Triamcinolon

Von Felix Hintermayer
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Triamcinolon ist ein synthetisches Glukokortikoid. Glukokortikoide sind Arzneistoffe, die umgangssprachlich als "Kortison" bezeichnet werden. Triamcinolon wirkt stark entzündungshemmend. Es wird äusserlich oder innerlich beispielsweise bei Asthma, rheumatoider Arthritis und Neurodermitis angewendet. Lesen Sie hier alles Wichtige über Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen von Triamcinolon.

So wirkt Triamcinolon

Triamcinolon ist ein synthetisches Glukokortikoid, das in erster Linie eine entzündungshemmende Wirkung besitzt. Es dringt in Körperzellen ein, bindet im Inneren an spezielle Glukokortikoid-Rezeptoren und hemmt in weiterer Folge die Freisetzung von entzündungsfördernden Substanzen wie Zytokinen und Prostaglandin.

Ausserdem hemmen Glukokortikoide wie Triamcinolon die Reifung/Aktivierung von bestimmten Immunzellen (T- und B-Zellen) und das Einwandern von weissen Blutkörperchen (Leukozyten) in einen Entzündungsherd. Leukozyten (zu denen auch die B- und T-Zellen gehören) spielen bei Entzündungen und Autoimmunerkrankungen eine wichtige Rolle.

Triamcinolon hat aus diesem Grund eine antiallergische und in höherer Dosierung auch eine immunsuppressive Wirkung (= das Immunsystem unterdrückende Wirkung).

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Wird Triamcinolon oral appliziert, also über den Mund eingenommen (etwa als Tablette), wird es im Darm vollständig ins Blut aufgenommen. Innerhalb von vier Stunden werden die höchsten Blutspiegel erreicht.

In der Leber wird das Glukokortikoid verstoffwechselt und dann gleichmässig über den Stuhl und Urin ausgeschieden. Etwa 3,3 bis 5 Stunden nach Verabreichung hat der Wirkstoff den Körper zur Hälfte wieder verlassen (Halbwertszeit).

Das Glukokortikoid kann auch als Injektion oder äusserliche Zubereitung (etwa als Salbe, Spray etc.) angewendet werden.

Wann wird Triamcinolon angewendet?

Triamcinolon wird oral (etwa als Tablette) verordnet, wenn das Medikament im gesamten Körper (systemisch) seine Wirkung entfalten soll. Das ist beispielsweise bei folgenden Erkrankungen der Fall:

  • Allergisch bedingter Schnupfen (Rhinitis)
  • Hautkrankheiten (Dermatosen), Ekzeme
  • entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparates

Bei verschiedenen Erkrankungen kann Triamcinolon direkt in den Erkrankungsherd gespritzt werden, so etwa bei rheumatoider Arthritis, aktivierter Arthrose, Schleimbeutelentzündung (Bursitis), Knochenhautentzündung (Periostitis), Schulter-Arm-Syndrom und verschiedenen Hauterkrankungen (wie Lichen ruber verrucosus, Lichen simplex chronicus, Lichen sclerosus et atrophicans).

Eine topische Anwendung des Wirkstoffes (etwa als Salbe) ist bei Neurodermitis und allergischen Ekzemen angezeigt.

So wird Triamcinolon angewendet

Die Dosierung ist abhängig von der Art und Schwere der Erkrankung. Auch das Alter des Patienten spielt eine Rolle.

So werden bei der Anwendung von Tabletten anfangs meist 20 bis 40 Milligramm Triamcinolon pro Tag eingenommen (morgens). Später wird die Dosierung auf zwei bis acht Milligramm pro Tag verringert (Erhaltungsdosis).

Als Injektion werden im Allgemeinen zehn bis 40 Milligramm Triamcinolon alle drei bis vier Wochen verabreicht.

Eine Salbe mit einem Milligramm Triamcinolon pro Gramm wird ein- bis zweimal täglich aufgetragen (für maximal vier Wochen).

Dosierung und Dauer der Anwendung im Einzelfall werden vom behandelnden Arzt festgelegt.

Welche Nebenwirkungen hat Triamcinolon?

Bei systemischer Anwendung (Tabletten) kann Triamcinolon unter anderem folgende Nebenwirkungen verursachen:

Wird Triamcinolon direkt in ein Gelenk beziehungsweise einen Erkrankungsherd gespritzt, kann es zu einem Absterben von Knochengewebe kommen sowie zu lokalen Infektionen.

Mögliche Nebenwirkungen bei topischer Anwendung (Salbe etc.) sind allergische Hautreaktionen, Gewebeschwund (Hautatrophie), sichtbare Erweiterungen winziger, oberflächlicher Gefässe (Teleangiektasien), Hautstreifen (Striae), Steroidakne, Hautentzündung rund um den Mund (periorale Dermatitis) und übermässige Körperbehaarung (Hypertrichosis).

Was ist bei der Anwendung von Triamcinolon zu beachten?

Gegenanzeigen

Triamcinolon darf in bestimmten Fällen nicht angewendet werden. So ist eine länger andauernde systemische Anwendung kontraindiziert bei:

  • Magen-Darm-Geschwüren
  • psychiatrischen Vorerkrankungen
  • chronischer Virus-bedingter Leberentzündung (chronische Virus-Hepatitis)
  • Pilzinfektionen, die den ganzen Körper oder zumindest grosse Teile davon betreffen (Systemmykosen)
  • Lymphknotenentzündung (Lymphadenitis) nach Tuberkulose-Impfung

In manchen Fällen muss ein Arzt vor einer Anwendung von Triamcinolon sorgfältig Nutzen und Risiken gegeneinander abwägen, so etwa bei Patienten, die in der Vergangenheit an Tuberkulose erkrankt waren.

Injektionen von Triamcinolon sind kontraindiziert, wenn eine Infektion im Anwendungsgebiet besteht.

Topische Triamcinolon-Zubereitungen (wie Salben) dürfen nicht angewendet werden bei spezifischen Hautprozessen (Tuberkulose, Syphilis), Windpocken, Pilzinfektionen, bakteriellen Hautinfektionen, Hautentzündung rund um den Mund (periorale Dermatitis), Rosacea und Impfreaktionen.

Wechselwirkungen

Triamcinolon und andere Arzneistoffe können bei gleichzeitiger Anwendung wechselwirken. In der Folge können die Wirkungen/Nebenwirkungen des Glukokortikoids und/oder der anderen Arzneistoffe beeinflusst werden.

So kann sich durch die Glukokortikoid-Therapie die Wirkung von Herzglykosiden und harntreibenden Mitteln (Diuretika) verstärken und jene von oralen Gerinnungshemmern (Antikoagulanzien) verringern.

In Kombination mit nicht-steroidalen Entzündungshemmern (wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac) steigt das Risiko für Magengeschwüre und Blutungen im Verdauungstrakt.

Arzneistoffe, welche die Menge an Fremdstoff-abbauenden Leberenzymen erhöhen (Enzyminduktoren), beschleunigen die Verstoffwechslung von Triamcinolon und verringern so die Wirkung der Therapie. Solche Enzyminduktoren sind zum Beispiel Phenytoin (bei Epilepsie), Rifampicin (Antibiotikum gegen Tuberkulose) und Barbiturate (etwa bei Epilepsie und als Narkosemittel).

Orale Verhütungsmittel (Pille) können die Wirkung von Glukokortikoiden wie Triamcinolon verstärken.

Weitere Wechselwirkungen sind möglich. Patienten sollten daher ihren Arzt über alle Präparate (auch frei verkäufliche) informieren, die sie anwenden.

Altersbeschränkung

Altersbeschränkungen im Kindes- und Jugendalter sind von der Art der Darreichungsform (Tablette, Spritze, Salbe etc.) abhängig. So dürfen parenterale Depotpräparate und Kristallsuspensionen nicht bei Kindern unter sechs Jahren gegeben werden. Bei Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren sind diese Zubereitungen nur erlaubt, wenn es lebensnotwendig ist.

Schwangerschaft und Stillzeit

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Triamcinolon nur angewendet werden, wenn es medzinisch unbedingt notwendig ist (strenge Indikationsstellung). Dies gilt insbesondere für die systemische Anwendung, etwa als Tablette.

Eine lokale Behandlung mit Triamcinolon, zum Beispiel in Form einer Salbe oder Tinktur, darf dagegen in allen Phasen der Schwangerschaft durchgeführt werden.

Genauere Informationen zum Übertritt von Triamcinolon in die Muttermilch liegen nicht vor. Ebenso gibt es keine Berichte über Symptome beim gestillten Säugling. Es gilt: Triamcinolon darf in der Stillzeit lokal angewendet werden, wenn man dabei den Brustbereich ausspart.

Glukokortikoide der Wahl für die systemische Therapie in der Schwangerschaft und Stillzeit sind dagegen Prednisolon und Prednison. Falls möglich sollte diesen Wirkstoffen gegenüber Triamcinolon der Vorzug gegeben werden.

So erhalten Sie Medikamente mit Triamcinolon

Der Wirkstoff ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschreibungspflichtig, also nur gegen Vorlage eines ärztlichen Rezepts in der Apotheke erhältlich.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Quellen:
  • Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin: Triamcinolon, unter: www.embryotox.de (Abruf: 27.08.2021).
  • Stalla, G.K.: Therapielexikon Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Springer-Verlag, 2007.
  • von Bruchhausen, F. et al.: Hagers Handbuch, 5. Auflage, Springer-Verlag, 2013.
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