Torasemid

Von Lisa Hein
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Torasemid gehört zu den wichtigsten Arzneistoffen gegen Wasseransammlungen (Ödeme) im Körpergewebe, die durch Herzschwäche hervorgerufen werden. Ausserdem wird der Wirkstoff bei akutem Bluthochdruck angewendet. Er gilt allgemein als gut verträglich, kann aber Störungen im Elektrolythaushalt verursachen. Schwangere und stillende Mütter sollten den Wirkstoff möglichst nicht einnehmen. Hier lesen Sie alles Wichtige über Torasemid. 

So wirkt Torasemid

Torasemid wirkt harntreibend (diuretisch), blutdrucksenkend und schwemmt Ödeme aus (antiödematös).

Im menschlichen Körper unterliegen die Blutsalze (Elektrolyte wie Natrium und Kalium) einem empfindlichen Gleichgewicht, das streng kontrolliert wird. Über die Nieren können Elektrolyte je nach Bedarf in den auszuscheidenden Harn abgegeben oder daraus zurückgewonnen werden. An dieser Abgabe und Rückgewinnung der Elektrolyte sind viele verschiedene Transporter beteiligt.

Der Wirkstoff Torasemid gehört zur Gruppe der Schleifendiuretika. Diese blockieren in der Niere einen Transporter, der dafür sorgt, dass Elektrolyte in den Körper zurückgeführt werden. Durch die Blockade werden also vermehrt Elektrolyte mit dem Harn ausgeschieden.

Diese erhöhte Menge an Salzen im Harn entzieht dem Körper auch Wasser. Bestehen bei einem Patienten Wasseransammlungen (Ödeme) im Körper (z.B. aufgrund einer verminderten Pumpleistung des Herzens), können Schleifendiuretika wie Torasemid dem Körpergewebe Wasser entziehen – die Gewebsschwellungen gehen zurück.

Im Gegensatz zu anderen Diuretika (z.B. Thiaziden) werden bei Schleifendiuretika nicht nur Natrium-, Kalium- und Chloridionen ausgeschieden, sondern auch Magnesium- und Calciumionen.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Torasemid wird nach Einnahme über den Mund im Darm schnell und fast vollständig ins Blut aufgenommen. Dadurch tritt die Torasemid-Wirkung relativ schnell (nach ungefähr einer Stunde) ein. Der Abbau des Wirkstoffes erfolgt in der Leber. Die entstehenden Abbauprodukte werden hauptsächlich über die Niere ausgeschieden.

Wann wird Torasemid eingesetzt?

Zu den Anwendungsgebieten (Indikationen) von Torasemid gehören:

  • Ödeme infolge einer verminderten Herzleistung (kardiale Ödeme)
  • Lungenödeme
  • chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • arterieller Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Steigerung der Harnausscheidung bei Vergiftungen
  • Aufrechterhaltung einer Restdiurese bei schwerer Niereninsuffizienz

So wird Torasemid angewendet

Torasemid wird in der Regel in Form von Tabletten angewendet. Aufgrund seiner langen Wirkdauer reicht eine einmal täglich Einnahme (morgens mit etwas Wasser).

Bei Erwachsenen wird die Therapie üblicherweise mit einer Dosis von 5 Milligramm (mg) täglich begonnen. Diese Tagesdosis kann der Arzt bei Bedarf erhöhen, beispielsweise auf 20 mg am Tag zur Behandlung von Wassereinlagerungen bei Herzschwäche.

Höhere Tagesdosen wie 50 mg oder 100 mg bis zur Höchstdosis von 200 mg können bei Patienten mit starker Nierenfunktionsstörung notwendig sein (üblich etwa bei Dialyse-Patienten mit einer noch gewissen Restausscheidung).

Welche Nebenwirkungen hat Torasemid?

Häufig (also bei ungefähr zehn Prozent der Behandelten) treten vor allem zu Beginn der Therapie mit Torasemid Nebenwirkungen wie Störungen im Elektrolythaushalt (Kaliummangel), veränderte Blutwerte, Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Schwächezustände und Beschwerden im Magen-Darm-Bereich auf. 

Was ist bei der Einnahme von Torasemid zu beachten?

In folgenden Situationen darf Torasemid nicht eingenommen werden:

  • Nierenversagen
  • Leberkoma
  • stark erniedrigter Blutdruck
  • zu geringes Blutvolumen
  • Mangel an bestimmten Elektrolyten (Natrium, Kalium)
  • erhebliche Problemen beim Wasserlassen

Wechselwirkungen

Bei der gleichzeitigen Einnahme des Diuretikums mit anderen Medikamenten sind Wechselwirkungen möglich.

SO verstärkt Torasemid die Wirkung und Nebenwirkungen von Blutdrucksenkern aus der Gruppe der ACE-Hemmer (wie Enalapril), Digitalis (Herzmittel), bestimmten Antibiotika (Aminoglykoside und Cephalosporine), Cisplatin (Krebsmedikament), Theophyllin (Asthmamittel) und Lithium (bei manisch-depressiven Störungen).

Die Wirkung von Diabetes-Medikamenten und blutgefässverengenden Mitteln (Adrenalin, Noradrenalin) wird dagegen durch die gleichzeitige Einnahme mit Torasemid verringert.

Die Nebenwirkungen von Torasemid werden durch Abführmittel und Corticoide ("Kortison") gesteigert.

Das Gichtmittel Probenecid sowie entzündungshemmende Schmerzmittel (nichtsteroidale Antiphlogistika wie Acetylsalicylsäure und Indometacin) schwächen dagegen die Torasemid-Wirkung ab.

Verkehrstüchtigkeit und Bedienen von Maschinen

Die Einnahme von Torasemid kann die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen. Deshalb raten Experten davon ab, während der Behandlung aktiv am Strassenverkehr teilzunehmen oder schwere Maschinen zu bedienen. Dies gilt insbesondere in Kombination mit Alkohol.

Schwangerschaft und Stillzeit

Medikamente mit Torasemid werden während der Schwangerschaft nur nach strenger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung und in niedrigster Dosis eingesetzt.

Zur Anwendung in der Stillzeit liegen bisher zu wenige Erfahrungen vor. Torasemid soll deswegen nicht während der Stillzeit angewendet werden. Ein besser geeignetes Diuretikum ist hier Hydrochlorothiazid.

Altersbeschränkungen

Kinder und Jugendliche sollten keine Präparate mit Torasemid erhalten, da zur Anwendung in dieser Altersgruppe nur unzureichende Erfahrungen vorliegen.

Überdosierung

Bei einer Überdosierung des Diuretikums kann es zu einer sehr starken Flüssigkeitsausscheidung kommen. In der Folge treten Symptome wie Schläfrigkeit (Somnolenz), Verwirrtheit, niedriger Blutdruck, Kreislaufkollaps und Magen-Darm-Beschwerden auf. 

So erhalten Sie Medikamente mit Torasemid

Medikamente mit Torasemid sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschreibungspflichtig und nur mit einem Rezept vom Arzt in der Apotheke erhältlich.

Interessante Fakten zu Torasemid

Der Wirkstoff Torasemid machte im Leistungssport als Dopingmittel negative Schlagzeilen. Im Bodybuilding und in Sportarten, bei denen Wettkämpfe in Gewichtsklassen ausgetragen werden, wird er zur raschen Wasserausschwemmung und Gewichtsabnahme missbraucht.

Aufgrund der gefährlichen Nebenwirkungen wird stark gegen diesen Missbrauch vorgegangen. So wird bei Dopingkontrollen mittlerweile auch auf Wirkstoffe wie Torasemid getestet. Fällt der Test positiv aus, wird der Sportler von der Teilnahme am Wettkampf ausgeschlossen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Friese, K. et al.: Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 8. Auflage, 2016
  • Geisslinger G et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020
  • Herdegen, T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010
  • Karow, T. & Lang-Roth, R.: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Thomas Karow Verlag, 29. Auflage, 2021
  • Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin: Furosemid, unter: www.embryotox.de (Abruf: 31.05.2021)
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