Tetanus - Impfung

Von , Arzt
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

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Die Tetanus-Impfung ist bei regelmässiger Auffrischung das wirksamste Mittel gegen Tetanus (Wundstarrkrampf). Diese Infektionskrankheit geht oft mit erheblichen Komplikationen einher und verläuft ohne Behandlung meist tödlich. Hier erfahren Sie das Wichtigste zur Tetanus-Impfung.

Die Tetanus-Impfung schützt vor dem Krankheitsbild des Wundstarrkrampfes.

Was ist eine Tetanus-Impfung?

Tetanus wird durch das Bakterium Clostridium tetani verursacht, genauer gesagt durch dessen Gift. Der Erreger gelangt über kleine oder grössere Wunden in den menschlichen Körper und produziert dort zwei Toxine (Bakterien-Gifte). Eines davon, Tetano-Spasmin, ist für die typischen Symptome des Wundstarrkrampfs verantwortlich. Die eigentliche Gefahr stellen also nicht die Bakterien selbst dar, sondern deren Tetanus-Gift.

Die aktive Tetanus-Impfung

An genau dieser Stelle setzt der aktive Tetanus-Impfstoff an. Im Prinzip handelt es sich dabei um das Bakterien-Gift selbst, allerdings in abgeschwächter Form. Mediziner sprechen dann vom Tetanus-Toxoid. Wird es in diesem Zustand dem Patienten gespritzt, kommt sein Immunsystem mit der "Light-Version" des Giftes in Kontakt und beginnt, Antikörper dagegen zu bilden.

Weil das injizierte Gift aber abgeschwächt ("entgiftet") ist, wird dadurch keine Erkrankung hervorgerufen. Der Tetanus-Impfstoff ruft vielmehr einen wirksamen Immunschutz gegen die Infektionskrankheit hervor. Sollte es später zu einer tatsächlichen Ansteckung mit dem gefährlichen Erreger kommen, reagiert das Immunsystem schneller und wehrt insbesondere die Giftstoffe des Tetanus-Erregers ab. Der Geimpfte ist also immun gegen das Krankheitsbild des Tetanus und erkrankt im Regelfall nicht mehr.

Impfungen, bei der die körpereigene Bildung von Antikörpern angeregt wird, nennt man Aktiv-Impfungen. Da bei der aktiven Tetanus-Impfung keine lebenden Bakterien gespritzt werden, spricht man auch von einer Tot-Impfung.

Die Impfung gegen Tetanus enthält das "entgiftete" Erreger-Gift (Toxoid), weshalb man auch von einem Toxoid-Impfstoff spricht.

Die passive Tetanus-Impfung

Im Gegensatz zu aktiven Impfungen spritzt der Arzt bei passiven Impfungen bereits fertige Antikörper, die gegen das Tetano-Spasmin gerichtet sind. Diese sogenannten Tetanus-Immunglobuline (Tetanus-Antitoxin) werden aus menschlichem Blut gewonnen. Sie kommen zum Einsatz, wenn der Patient eine offene Verletzung hat, aber keine aktive Impfung vorliegt. Erhalten Betroffene dann den passiven Tetanus-Impfstoff, verhindert dies in der Regel die Symptome des Wundstarrkrampfes oder schwächt sie zumindest deutlich ab.

Jede Tetanus-Impfung, egal ob passiv oder aktiv, wird in einen Muskel (intramuskulär, i.m.) gespritzt, entweder am Oberarm oder Oberschenkel. Bei einer offenen Wunde geben Ärzte die passive Tetanus-Immunisierung zudem in die Muskeln an den Wundrändern.

Was sind die Nebenwirkungen?

Wie bei vielen anderen Arzneimitteln gibt es sie auch bei der Tetanus-Impfung: Nebenwirkungen. Allerdings sind diese eher selten und in den allermeisten Fällen harmlos. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen:

  • Vorübergehende Beschwerden im Magen-Darm-Bereich (Übelkeit, Durchfall)
  • Kopfschmerzen
  • Fieber
  • Schwellung, Rötung und Schmerzen an der Injektions-Stelle

Seltener kommt es zu allergischen Reaktionen wie zum Beispiel juckenden Pusteln. In sehr wenigen Fällen sind schwere allergische Symptome bis hin zum Kreislauf-Schock beschrieben. Letzteres ist aber nicht spezifisch für die Tetanus-Impfung, Nebenwirkungen dieser Art sind bei jeder Art von Impfung möglich.

Wie eigentlich bei allen Impfungen sollte man auch unmittelbar nach einer Tetanus-Impfung keine grossen körperlichen Anstrengungen unternehmen, also am selben Tag zumindest nicht schwer körperlich arbeiten, keinen Sport treiben und eventuell auch Alkohol am Impf-Tag meiden. Eine Impfung stellt für den Körper immer eine gewisse Belastung dar.

Tetanus-Impfung in Schwangerschaft und Stillzeit

Eine Tetanus-Impfung in der Schwangerschaft wird von den Experten als unbedenklich eingestuft – sowohl für die Mutter als auch für das Ungeborene. Ist die Mutter noch nicht grundimmunisiert, empfehlen Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO die Impfung sogar so früh wie möglich in der Schwangerschaft mit drei Dosen im Abstand von zwei und sechs Monaten.

Die Mediziner sehen ebenfalls keine Hindernisse für eine Tetanus-Impfung in der Stillzeit.

Wie sollte man sich impfen lassen?

Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) empfiehlt eine aktive Tetanus-Impfung ausdrücklich für Menschen jeden Alters. Prinzipiell ist eine Impfung jederzeit möglich, mit Ausnahme von schweren Krankheiten und hohem Fieber. Denn unter diesen Umständen ist das Immunsystem geschwächt beziehungsweise bereits so beschäftigt, dass es eventuell keinen ausreichenden Immunschutz gegen das Tetanus-Gift aufbaut. Eine leichte Erkältung stellt aber kein Impf-Hindernis dar, wie oft fälschlicherweise angenommen wird.

Wann gibt es die erste Tetanus-Impfung?

Zuerst erfolgt die sogenannte Grundimmunisierung. Sie beginnt im frühen Säuglingsalter. Die Tetanus-Impfung verabreicht der Arzt normalerweise zusammen mit anderen Standardimpfungen gegen Diphtherie, Kinderlähmung (Polio), Keuchhusten, Hepatitis B und der Haemophilus influenzae Typ b-Impfung (Hib). Für diese sogenannte Sechsfach-Impfung empfehlen die EKIF-Experten aktuell ein 2+1-Impfschema – also insgesamt drei Impf-Gaben:

  • Im Alter von zwei Lebensmonaten spritzen Ärzte die erste Tetanus-Impfung (bzw. Sechsfach-Impfung).
  • Im Alter von vier Monaten erhalten die Kinder die zweite Impf-Dosis.
  • Im Alter von zwölf Lebensmonaten endet die Grundimmunisierung mit der dritten Impfung gegen Tetanus.

Frühgeborene Kinder erhalten stets vier Tetanus-Impfungen (3+1-Impfschema). Neben den oben genannten Impf-Terminen spritzt der Arzt im dritten Lebensmonat ein zusätzliches Mal den Impfstoff gegen Tetanus – ebenfalls im Rahmen einer Sechsfach-Impfung.

Es steht dem Arzt zudem frei, ein beschleunigtes 3+1-Impfschema (mit zwei, drei, vier und zwölf Monaten) je nach individuellem Risiko (zum Beispiel bei Eintritt in eine Betreuungs-Einrichtung) anzuwenden.

Tetanus-Nachhol-Impfung

Sollte eine Tetanus-Impfung im Kindesalter versäumt worden sein, lässt sie sich bei Erwachsenen jederzeit nachholen. Es macht sogar Sinn, auch dann zu impfen, wenn bereits der Verdacht auf eine Infektion mit Tetanus besteht. Dies geschieht meist zusammen mit einer Passivimpfung. Wenn Sie nicht wissen, ob Sie als Kind geimpft wurden, empfehlen die Experten eine komplette Grundimmunisierung – ebenfalls mit drei Tetanus-Impfdosen.

Eine durchgemachte Tetanus-Erkrankung verleiht keinen anhaltenden Immunschutz! Die Tetanus-Impfung ist also auch für die Menschen weiterhin wichtig, die bereits an Tetanus erkrankt waren.

Auffrischung nicht vergessen!

Die Grundimmunisierung führt zwar zur Bildung von Antikörpern, muss aber in regelmässigen Abständen aufgefrischt werden. Wenn die Tetanus-Impfung im Säuglingsalter erfolgte, wird der Impfschutz mit je einer Injektion im Alter von vier bis sieben Jahren und zwischen elf und 15 Jahren aufgefrischt. Um den Impfschutz zu erhalten, müssen Erwachsene sich anschliessend im Alter von 25, 45 und 65 Jahren (also alle 20 Jahre) und danach alle zehn Jahre impfen lassen.

Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus: Auffrisch-Impfung im Sammelpaket

Die Auffrischung mit vier bis sieben Jahren geschieht in Kombination mit den Impfungen gegen Diphtherie, Keuchhusten und Kinderlähmung (Vierfach-Impfung). Die nächste Auffrischung für Jugendliche mit elf bis 15 Jahren verabreichen Ärzte zusammen mit der Diphtherie-Impfung und Keuchhusten-Impfung.

Zudem raten die EKIF-Experten, dass Erwachsene im Zuge der Auffrisch-Impfungen einmalig den Dreifach-Kombinations-Impfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten (Tdap-Impfung) erhalten.

Zur Tetanus-Auffrisch-Impfung genügt eine einzelne Dosis, auch wenn die letzte Impfung schon länger als zehn Jahre zurückliegt. Der Impfschutz ist sehr zuverlässig. Zeitabstände zu anderen Impfungen muss man nicht einhalten.

Ist eine Tetanus-Impfung wirklich sinnvoll?

Tetanus ist weltweit verbreitet, aber in der Schweiz eher selten. Gründe sind mitunter die guten Lebensbedingungen und hygienischen Verhältnisse, vor allem aber auch eine hohe Tetanus-Impfquote. Doch auch hierzulande kommt es trotz der guten medizinischen Versorgung immer wieder zu Todesfällen. Die Fallzahlen sind aber mit verbreiteter Impfung immer weiter zurückgegangen. Da der Erreger nahezu überall vorkommt, bleibt die Tetanus-Impfung die einzige Möglichkeit, sich wirksam vor einer Infektion zu schützen.

Tetanus-Impfung bei Verletzungen

Wie Mediziner bei einer Verletzung gegen Tetanus impfen, richtet sich zum einen nach dem Impf-Status und dem Alter des Betroffenen. Zum anderen spielt das Tetanusrisiko (abhängig von Art und Schwere der Verletzung) eine Rolle:

Mit einem niedrigen Tetanusrisiko ist bei sauberen, oberflächlichen Wunden zu rechnen. Dagegen besteht ein hohes Tetanusrisiko bei tiefen und/oder verschmutzten Wunden, bei Verletzungen mit eingedrungenen Fremdkörpern (wie Stich- und Schussverletzungen), bei Verletzungen, bei denen Gewebe zertrümmert wurde und mit Sauerstoff unterversorgt wird (z.B. Riss- und Quetschwunden), sowie bei schweren Verbrennungen oder Erfrierungen.

Demnach gelten hier folgende Empfehlungen bezüglich Tetanus-Impfung:

  • Personen mit mindestens drei Tetanus-Impfungen, die unter 26 Jahre oder ab 65 Jahre alt sind oder eine Immunschwäche haben: Bei niedrigem Tetanusrisiko erhalten sie eine Auffrisch-Impfdosis, wenn die letzte Impfung mindestens zehn Jahre zurückliegt. Bei hohem Tetanusrisiko wird aufgefrischt, wenn die letzte Impfung mindestens fünf Jahre zurückliegt.
  • Bei Personen im Alter zwischen 26 und 64 Jahren verdoppelt man die Auffrisch-Intervalle: Bei Verletzungen mit niedrigem Tetanusrisiko ist eine Auffrisch-Impfung ratsam, wenn die letzte Impfung mindestens 20 Jahre zurückliegt; bei Verletzungen mit hohem Tetanusrisiko wird aufgefrischt, wenn die letzte Impfung zehn Jahre oder länger zurückliegt.
  • Personen mit weniger als drei Impf-Dosen oder unbekanntem Impfstatus oder signifikant geschwächter humoraler Abwehr* oder medikamentöser Immunsuppression: Liegt die letzte Tetanus-Impfung fünf Jahre oder länger zurück, erhalten sie bei Verletzungen mit hohem Tetanusrisiko neben einer Auffrisch-Impfung (aktive Immunisierung) zusätzlich eine passive Immunisierung, also fertige Antikörper gegen Tetanus-Erreger (Simultan-Impfung).

* Für die humorale Immunabwehr sorgen spezielle, in Körperflüssigkeiten (Blut, Speichel etc.) gelöste Eiweisse wie Akute-Phase-Proteine und Komplementfaktoren.

Die Tetanus-Impfungen erfolgen in der Regel in Form von Kombinations-Impfstoffen (z.B. einem Diphtherie-Tetanus-Impfstoff), alternativ mit einem Impfstoff nur gegen Tetanus.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Melanie Iris Zimmermann
Autor:
Marian Grosser
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

ICD-Codes:
A34A33Z27A35
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Bundesamt für Gesundheit (BAG): Schweizerischer Impfplan 2022, unter: www.bag.admin.ch (Abrufdatum: 18.03.2022)
  • Bundesamt für Gesundheit (BAG): Tetanus / Starrkrampf, unter: www.bag.admin.ch (Abrufdatum: 18.03.2022)
  • Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Impfplan Österreich 2021, unter: www.sozialministerium.at (Abrufdatum: 18.03.2022)
  • Paul-Ehrlich-Institut: Tetanus-Impfstoffe, unter: www.pei.de (Abrufdatum: 18.03.2022)
  • Privates Tropeninstitut Dr. Gontard GbR: "Tetanus", unter: https://tropeninstitut.de (Abruf: 18.03.2022)
  • Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 26/2020, erschienen am 25. Juni 2020, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 18.03.2022)
  • Robert Koch-Institut (RKI): "Tetanus", unter: www.rki.de (Abruf: 18.03.2022)
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