Tabletten teilen

Von , Medizinredakteurin und Biologin
und , Medizinredakteurin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Es gibt verschiedene Gründe, warum Patienten ihre Tabletten teilen wollen oder müssen. In erster Linie lässt sich damit die Dosis des eingenommenen Wirkstoffes reduzieren. Das kann zum Beispiel bei älteren Patienten oder Kindern notwendig sein, wenn das gewünschte Arzneimittel nicht in einer niedrigeren Dosierung erhältlich ist. Lesen Sie hier mehr zum Thema Tabletten teilen!

Tabletten; Medikamente; teilen; Kapseln

Warum lassen sich manche Tabletten teilen?

Tabletten sind feste, einzeldosierte Arzneiformen, die zum Einnehmen bestimmt sind und einen oder mehrere Wirkstoffe enthalten. Sie werden durch Verpressung einer genau abgewogenen Pulvermischung oder eines Granulats in einer Tablettenpresse unter hohem Druck hergestellt.

Tabletten haben deutliche Vorzüge (z.B. lange Haltbarkeit, genaue Dosierung, einfache Handhabung). Die enthaltene Wirkstoffdosis kann aber nur begrenzt an die individuellen Erfordernisse angepasst werden.

Dieses Problem betrifft vor allem Kinder und ältere Menschen, bei denen entweder von Haus aus niedrigere Wirkstoffmengen nötig sind oder der Abbau des Wirkstoffes durch eine verringerte Leber- und/oder Nierenfunktion eingeschränkt ist. Dann kann es von Vorteil sein, wenn sich verordnete Tabletten teilen lassen.

Das Gleiche gilt, wenn ein Patient beispielsweise die Wirkstoffdosis von ein-einhalb Tabletten benötigt.

Es gibt aber noch weitere Gründe, die ein Teilen von Tabletten erforderlich machen können: Bei manchen Medikamenten soll die Dosis zu Beginn der Einnahme langsam gesteigert ("Einschleichen") und am Therapieende schrittweise reduziert werden ("Ausschleichen"). Auch bei Wirkstoffen, deren Dosis kontinuierlich angepasst wird, muss man oftmals Tabletten teilen.

Ein weiterer Grund ist, dass viele Patienten Probleme beim Schlucken grosser Tabletten haben. Nach Teilung (falls diese beim betreffenden Präparat möglich ist) lassen sich solche Tabletten schlicht leichter einnehmen (alternativ dürfen manche Tabletten für die Verabreichung in Magensonden zuvor zermörsert beziehungsweise in Wasser aufgelöst werden).

Und nicht zuletzt kann das Teilen von Tabletten Kosten senken: Manche Medikamente sind in doppelter Dosierung wesentlich günstiger als in einfacher Stärke. Zudem hält die Packung länger, wenn anstelle einer ganzen nur eine halbe Tablette eingenommen wird.

Nicht alle Tabletten lassen sich teilen, und nicht alle Tabletten, die geteilt werden können, sind dafür ausgelegt eine gleichmässige Wirkstoffverteilung auf die Teilstücke zu gewährleisten. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt oder Apotheker über die Teilbarkeit des jeweiligen Präparats, falls eine Teilung vorgesehen ist! Dies ist vor allem bei Generika oder der Umstellung von einem auf ein anderes Medikament zu berücksichtigen.

Besonderheiten

Tabletten, die für eine Teilung vorgesehen sind, verfügen normalerweise über eine Bruchrille oder Bruchkerbe. Je nach Tablette kann diese dadurch halbiert, gedrittelt oder sogar geviertelt werden.

Zu beachten ist jedoch, dass manche Tabletten eine sogenannte Zierbruchrille oder -kerbe besitzen. Derartige Rillen und Kerben sind lediglich aus dekorativen Gründen vorhanden und sollen nicht die Teilbarkeit der Tablette verbessern! Teilweise ist ein Teilen sogar ausdrücklich untersagt.

Sollten Sie sich unsicher sein, ob eine Tablette wirklich geteilt werden kann, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Probleme können beim Halbieren auftreten?

Das Teilen von Tabletten ist oftmals sehr schwierig, selbst wenn die Tabletten eine Bruchkerbe haben. Oft entstehen zwei Hälften, die ungleich gross sind, manchmal auch noch Bruchstaub und kleinere Bruchstücke. So nimmt der Patient letztendlich vielleicht mehr oder weniger Wirkstoff ein als geplant.

Andererseits können beim korrekten Teilen einer dafür vorgesehenen Tablette zwei unterschiedlich grosse Stücke entstehen. Dies mag dann zwar rein optisch so wirken, als ob in der einen Hälfte mehr Wirkstoff enthalten ist als in der anderen. Der Hersteller garantiert jedoch auch in solchen Fällen für eine gleichbleibende Dosierung.

Ausschlaggebend ist in jeder Hinsicht der Hinweis in der Fachinformation beziehungsweise dem Beipackzettel, dass nach Teilung der Tablette gleich hoch dosierte Bruchstücke entstehen!

Weniger geeignet ist das Teilen von Tabletten für Menschen mit Handicap, beispielsweise einer Sehschwäche oder verminderten Fingerfertigkeit. Für diese Menschen gibt es spezielle Tablettenteiler. Lässt sich auch mit diesen Hilfsgeräten keine ordentliche Teilung durchführen, bleibt noch die Möglichkeit der magistralen Herstellung von individuell dosierten Kapseln - also von Kapseln, die eigens für den Patienten in der richtigen Dosierung in der Apotheke angefertigt werden.

Welche Tabletten sind nicht teilbar?

Nicht alle Tabletten dürfen geteilt werden. Dafür kann es mehrere Gründe geben.

Empfindliche oder unangenehme Wirkstoffe

Bei manchen Filmtabletten soll der dünne Überzug verhindern, dass die enthaltenen Wirkstoffe durch Licht, Sauerstoff oder Feuchtigkeit inaktiviert werden. Beim Teilen wird diese Schutzhülle zerstört, was die Wirksamkeit der Tabletten beeinträchtigen kann. Solche Filmtabletten sollten Sie daher nicht zerkleinern.

Das Gleiche gilt, wenn der Filmüberzug den unangenehmen Geschmack und/oder Geruch der Wirkstoffe überdecken soll. Was bitter oder eklig schmeckt, wird nur ungern geschluckt. Gerne wird dann die eine oder andere Dosis vergessen.

CMR-Wirkstoffe

Ungeeignet zum Teilen sind auch Tabletten mit CMR-Wirkstoffen, also solchen, die krebserregend (C = kanzerogen), erbgutverändernd (M = mutagen) oder fruchtbarkeitsschädigend (R = reproduktionstoxisch) sind. Dazu zählen beispielsweise Zytostatika (zelltötende Mittel, etwa gegen Krebs), Virustatika  (Viren tötende Mittel) und Retinoide (z.B. Mittel gegen schwere Akne).

Beim Teilen von Tabletten entstehen nämlich oft Bruchstaub und Schwebeteilchen, die eingeatmet werden können. Gerade bei CMR-Wirkstoffen ist dies problematisch, weil sie schon in kleinsten Mengen schwere Nebenwirkungen verursachen können.

Magensaftresistente Tabletten

Bei magensaftresistenten Filmtabletten verhindert der Überzug, dass die Wirkstoffe bereits im Magen freigesetzt werden - entweder, damit sie nicht von der aggressiven Magensäure zerstört werden (z.B. Protonenpumpenhemmer) oder ihrerseits die Magenschleimhaut angreifen.

Stattdessen werden die Wirkstoffe wie gewünscht erst im Darm freigegeben. Das klappt aber nur, wenn magensaftresistente Filmtabletten als Ganzes geschluckt werden - der Schutzüberzug also intakt bleibt.

Retard-Tabletten

Bei manchen Filmtabletten bewirkt ein Retard-Überzug, dass die Wirkstoffe nicht in einem Schwung, sondern erst nach und nach freigesetzt werden. Diese kontrollierte Abgabe wird allerdings gestört, wenn Sie die Tabletten teilen.

Anders verhält es sich mit Retard-Tabletten bei denen die langsame Wirkstofffreigabe nicht durch einen Überzug, sondern eine Matrix erreicht wird, in welche die Wirkstoffe eingelagert sind. Solche Tabletten können Sie in der Regel entlang ihrer Bruchkerbe halbieren. Sie sollten sie aber nicht weiter zerkleinern oder im Mörser zerbröseln.

Kapseln und Zuckerdragees

Bei Kapseln sind die Wirkstoffe (und Hilfsstoffe) von einer Gelatinehülle umschlossen. Bei Hartkapseln ist der Inhalt fest, bei Weichkapseln mehr oder weniger flüssig. Beide eignen sich nicht zum Teilen. Das Gleiche gilt für Dragees, bei denen der Wirkstoffkern mit einer Zuckerschicht umhüllt ist.

Von Multiple Units spricht man bei Tabletten aus Granulaten oder Teilchen (z.B. Pellets), die mit einem magensaftresistenten oder Retard-Film überzogen sind. Hier ist jedes wirkstoffhaltige Teilchen innerhalb der Tablette von einem Schutzfilm umhüllt und nicht die Tablette als Ganzes. Diese darf daher an der Bruchkerbe halbiert (aber nicht zerkaut oder zerrieben) werden.

Welche Tabletten lassen sich teilen?

ArzneimittelTeilbar?Anmerkung
Tabletten - rasch zerfallendja 
Filmtabletten - wasserlöslichjaBeachten Sie die Eigenschaften der Wirkstoffe (z.B. Lichtempfindlichkeit, bitteren Geschmack)
Filmtabletten - magensaftresistentnein 
Filmtabletten - retardiertnein 
Retard-Tabletten (Matrix)teilweiseNicht zermörsern; Angaben im Beipackzettel beachten
Retard-Tabletten (Multiple Units)jaNicht zermörsern
Magensaftresistente Tabletten (Multiple Units)jaNicht zermörsern
Gelatinekapselnnein 
Zuckerdrageesnein 
  nach R. Quinzler, W.E. Haefeli

Informationen darüber, ob und wie eine Tablette im individuellen Fall teilbar ist, stehen im Beipackzettel!

Wie lassen sich Tabletten ordnungsgemäss teilen?

Es gibt verschiedene Methoden, wie sich Tabletten ohne Hilfsmittel möglichst genau in gleich grosse Hälften zerlegen lassen.

Gewölbte Tabletten

Gewölbte Tabletten, bei denen die Bruchkerbe sehr tief ist oder einen grossen Winkel aufweist, lassen sich am besten folgendermassen teilen: Legen Sie die Tablette mit der Kerbe nach oben auf eine harte Unterlage. Drücken Sie dann kurz und kräftig mit dem Finger auf die obere, gekerbte Seite.

Flache Tabletten

Wenn die Tablette gross genug ist, um sie mit dem Daumen und Zeigefingern zu fassen, halten Sie sie mit der Bruchkerbe nach oben zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände. Die Nägel der Daumen setzen dabei gegenüber der Bruchkerbe auf der Unterseite der Tablette an.

Drücken Sie jetzt die Tablettenhälften kurz und kräftig mit den Zeigefingern über die Nagelkante der Daumen nach unten, bis sie auseinanderbrechen.

Weitere Techniken

Eine andere, aber weniger gute Technik, um flache Tabletten zu halbieren, ist die folgende: Halten Sie die Tablette rechts und links der Bruchkerbe zwischen Daumen und der Längsseite der Zeigefinger. Brechen Sie sie dann in zwei Hälften, indem Sie die Tabletten nach oben oder unten durchbiegen.

Tabletten, die auf einer Seite flach sind und auf der anderen eine Bruchkerbe mit grossem Winkel haben, können mit der Kerbe nach unten auf eine harte Unterlage gelegt werden. Drücken Sie dann kurz mit einem Finger auf die flache Oberseite der Tablette, um sie entlang der Kerbe zu halbieren.

Welche Hilfsgeräte gibt es, um Tabletten zu teilen?

Wollen Sie Tabletten teilen, die keine Bruchkerbe haben oder sich trotz Kerbe nur schlecht halbieren lassen, ist ein Tablettenteiler sinnvoll. Mit diesem Gerät lassen sich Tabletten zuverlässig halbieren oder vierteln. Lesen Sie sich dazu genau die Anweisung in der beigelegten Gebrauchsanweisung durch.

Auch Ihr Arzt oder Apotheker kann Ihnen zeigen, wie Sie einen Tablettenteiler richtig handhaben, sodass die Tabletten ohne viel Bruchstaub zerlegt werden. Manche Apotheken bieten ihren Kunden sogar an, deren Tabletten mit einem Teiler zu halbieren.

Keine Alternative zum Tablettenteiler sind Küchenmesser, Scheren oder ähnliches. Sie sind vollkommen ungeeignet zum Tabletten teilen - meist erhalten Sie damit nur ungleich grosse Stücke und schlimmstenfalls verletzen Sie sich dabei noch!

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Fahr, A.: Voigt Pharmazeutische Technologie. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart, 12. Auflage, 2015.
  • Quinzler, R. et Haefeli, W.E.: Tabletten teilen. Therapeutische Umschau (2006), Band 63, Heft 6.
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