Selbstmedikation: Grenzen

Von Dr. med. Nina Buschek
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Halskratzen, leichte Kopfschmerzen, Husten - manche  Alltagsbeschwerden können Sie durchaus selbst behandeln, ohne vorher einen Arzt um Rat gefragt zu haben (Selbsmedikation). Neben den bewährten Hausmitteln gibt es in der Apotheke gegen beinahe jedes Symptom ein rezeptfreies Medikament. Bei der Selbstmedikation gibt es aber einige Regeln zu beachten.

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Selbstmedikation: Häufige Einsatzgebiete

Am häufigsten greifen die Deutschen bei der Selbstbehandlung zu Husten- und Erkältungsmitteln. Auch rezeptfreie Schmerzmittel und Arzneien gegen Verdauungsprobleme werden oft in den Apotheken gekauft.

Häufige Einsatzgebiete der Selbstmedikation sind:

  • Husten- und Erkältung
  • Schmerzen
  • Magen- und Verdauungsprobleme
  • Hautprobleme und Wunden
  • Nahrungsergänzung (Vitamine, Mineralstoffe etc.)
  • Herz-, Kreislauf- und Venenbeschwerden
  • Rheuma- und Muskelschmerzen
  • Psychische Probleme und Schlafstörungen

Selbstmedikation - Die Regeln

Wenn Sie Beschwerden auf eigene Faust mit Arzneimitteln behandeln möchten, sollten Sie einige Regeln beherzigen, um Ihre Gesundheit nicht zu gefährden.

Keine verschreibungspflichtigen Medikamente

Verschreibungspflichtige Medikamente sind für die Selbstmedikation tabu! Nehmen Sie keine verschreibungspflichtigen Medikamente ein, die Sie noch zu Hause haben - auch dann nicht, wenn Ihr Arzt das Mittel zu einem früheren Zeitpunkt gegen ähnliche Beschwerden verschrieben hat.

Beratung suchen

Bevor Sie in den Medikamentenschrank greifen, sollten Sie sich folgende Fragen stellen: Weiss ich, welche Art von Beschwerden ich habe? Kenne ich die Ursache dieser Beschwerden? Nur wenn Sie genau wissen, was Ihnen fehlt, können Sie auch das richtige Mittel dagegen einnehmen. Lassen Sie sich in der Apotheke beraten, wenn Sie unsicher sind.

Beipackzettel lesen

Rezeptfreie Medikamente sind nicht zwangsläufig harmlos. Auch frei verkäufliche Arzneien haben Nebenwirkungen und Wechselwirkungen. Lesen Sie den Beipackzettel sorgfältig durch und beachten Sie Warnhinweise und Gegenanzeigen. Sonst schadet das Mittel womöglich mehr als es nutzt.

Medikamente nicht unterschätzen

Auch bei pflanzlichen Arzneien (Phytotherapeutika) ist Vorsicht geboten. Pflanzlich bedeutet nicht automatisch nebenwirkungs- und risikofrei. So erhöht beispielsweise Johanniskraut die Lichtempfindlichkeit der Haut, und bei einer Überdosierung von Eukalyptus kann es zu Übelkeit kommen.

Richtig einnehmen

Auch bei der Selbstmedikation kommt es auf die richtige Dosierung an. Nehmen Sie nie mehr von einem Medikament als empfohlen und überschreiten Sie nicht die vorgesehene Einnahmedauer.

Wann zum Arzt?

Die Selbstmedikation hat Grenzen. So sollten Sie manche Alarmzeichen des Körpers grundsätzlich vom Arzt abklären lassen - unabhängig davon, ob es frei verkäufliche Mittel dagegen gibt oder nicht. Beispiele sind plötzlich auftretende Augenschmerzen mit Einschränkungen der Sehfähigkeit, Ohrenschmerzen mit Fieber, plötzlich auftretende starke Schmerzen oder Atemnot.

Doktern sie nicht auf eigene Faust an Symptomen herum, die Sie bisher noch nie hatten. Auch wenn eine Erkrankung in kurzen Abständen immer wieder auftritt, ist ein Arztbesuch ratsam.
Bessern sich die Beschwerden nicht innerhalb von zwei bis drei Tagen, verschlimmern sie sich oder kommen neue Symptome dazu, sollten Sie ebenfalls einen Arzt aufsuchen.

Keine Selbstmedikation in der Schwangerschaft und Stillzeit! Schwangere und stillende Mütter sollten ohne Rücksprache mit dem Arzt grundsätzlich keine Medikamente einnehmen.

Bei Kindern ist ebenfalls grösste Vorsicht geboten. Geben Sie Ihrem Kind auf keinen Fall Arzneimittel, die der Arzt oder Apotheker für Sie selbst empfohlen haben. Was Erwachsenen hilft, kann Kindern unter Umständen schaden. Besprechen Sie mit dem Kinderarzt im Vorfeld, wie sie im Ernstfall auf Krankheitszeichen bei Ihrem Nachwuchs reagieren können.

Allgemeine Warnhinweise

  • Arzneimittel enthalten neben dem eigentlichen Wirkstoff fast immer eine ganze Reihe von Zusatz- und Hilfsstoffen. Allergiker und Menschen mit Unverträglichkeiten gegen bestimmte Substanzen (beispielsweise Laktose) sollten die Zusammensetzung des Medikaments deshalb genau studieren.
  • Meiden Sie Arzneimittel, die eingeatmet werden, wenn Sie unter einer chronischen Atemwegserkrankung leiden (wie Asthma). Problematisch sind Inhalationsmittel und ätherische Öle zum Auftragen auf die Haut.
  • Säuglinge und Kleinkinder dürfen keine Mittel zum Inhalieren oder Einreiben bekommen, die Kampfer oder Menthol enthalten. Diese Stoffe können Krämpfe der Stimmritze, des Kehlkopfs und der Atemwege verursachen und so lebensbedrohliche Atemnot auslösen.
  • Menschen mit Lebererkrankungen, Epileptiker und Alkoholkranke sollten grundsätzlich keine alkoholhaltigen Medikamente einnehmen, schon gar nicht im Rahmen der Selbstmedikation.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. med.  Nina Buschek
Quellen:
  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA): www.abda.de (Abruf: 03.04.2014)
  • Stiftung Warentest: Handbuch Selbstmedikation, 2. Auflage 2006
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