Ritalin®

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Ritalin ist eines der bekanntesten Medikamente gegen ADHS – die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen auftritt. Das verschreibungspflichtige Medikament wirkt anregend, unterdrückt Müdigkeit und wirkt antriebs- und leistungssteigernd. Das macht es zu einer beliebten Droge bei Jugendlichen und Studenten, die Ritalin zum Lernen missbrauchen. Lesen Sie hier alles Wichtige über Ritalin.

Dieser Wirkstoff steckt in Ritalin

Ritalin enthält Methylphenidat als relevanten Wirkstoff. Seine Wirkung basiert auf einer kurzfristigen Blockade bestimmter Transporter für die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn. Diese Botenstoffe können dadurch, nachdem sie von einer Nervenzelle ausgeschüttet wurden, nicht wieder in die Ursprungszelle aufgenommen werden. So können sie länger ihre Wirkung entfalten - ein Effekt, der beim Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) erwünscht ist. Dabei handelt es sich funktionelle Entwicklungsstörung des Gehirns im Kindes- und Jugendalter. Ihre genaue Ursache ist unbekannt, aber Experten vermuten, dass bei Betroffenen die Signalübertragung durch Dopamin und Noradrenalin beeinträchtigt ist. Die Folge ist eine gestörte Aufmerksamkeit, Motorik und Impulskontrolle bei den Patienten. Ritalin kann diesen Symptomen entgegen wirken.

Der Wirkstoff erreicht etwa zwei Stunden nach der Einnahme seine maximale Konzentration im Blut und wird anschliessend fast vollständig abgebaut und ausgeschieden. Binnen vier Stunden klingt die Ritalin-Wirkung wieder ab.

Wann wird Ritalin angewendet?

In erster Linie findet Ritalin bei Kindern ab sechs Jahren und Jugendlichen, die an ADHS leiden, Anwendung. Die Verschreibung ist allerdings sehr streng geregelt. Folgende Symptome müssen gegeben sein, damit das Medikament verordnet wird:

  • Kurzes Aufmerksamkeitsvermögen
  • Mittlere bis starke Hyperaktivität
  • Ablenkbarkeit
  • Labilität und Impulsivität
  • Ein abnormales EEG (Hirnstrommessung)

Ritalin heilt ADHS nicht, sondern unterdrückt lediglich die Symptome, die mit dieser Störung einhergehen. Das Medikament muss somit dauerhaft eingenommen werden. Zusätzlich erhalten Patienten eine regelmässige Begleittherapie in Form von kognitiver Therapie, Elternschulung und Psychoedukation (umfassende Aufklärung des Patienten und der Angehörigen über die Erkrankung). Ohne diese begleitenden Massnahmen ist die Behandlung mit Ritalin auf Dauer nicht erfolgreich.

Ritalin bei Erwachsenen mit ADHS

Bis zum Jahr 2011 erhielten nur Kinder Ritalin. Erwachsene mit ADHS wurden nicht mit dem Medikament behandelt, da das Medikament dafür nicht zugelassen war. Inzwischen darf es aber auch Erwachsene verordnet werden, wenn bei ihnen in der Kindheit ADHS diagnostiziert wurde.

Narkolepsie

Ein weiteres Anwendungsgebiet des Medikaments ist die Therapie von Narkolepsie, volkstümlich bekannt als „Schlafkrankheit“. Ritalin reguliert die Tagesmüdigkeit durch seine leistungssteigernde Wirkung.

Missbräuchliche Verwendung

Wie bereits erwähnt, nutzen manche Menschen (Studenten etc.) Ritalin zum Lernen. Dies fällt jedoch unter Medikamentenmissbrauch und kann je nach Dosierung schwere Nebenwirkungen nach sich ziehen.

Welche Nebenwirkungen hat Ritalin?

Wie bei allen Medikamenten üblich, hat auch Ritalin Nebenwirkungen. Zu den wichtigsten gehören:

Eine starke Überdosierung führt zur Übererregung des zentralen Nervensystems. Mögliche Folgen sind Herzklopfen, Blutdruckanstieg, psychotische Zustände mit Wahn und Halluzinationen sowie Krämpfe und Delirien. Es ist zwingend erforderlich, in einem solchen Falle einen Arzt aufzusuchen.

Das sollten Sie bei der Anwendung von Ritalin beachten

Die Ritalin-Wirkung kann die Fähigkeit zum Führen von Fahrzeugen und Bedienen von Maschinen beeinträchtigen. Gerade in der Anfangsphase der Einnahme kann es etwa zu Schwindel und Verwirrtheit kommen. Es ist also Vorsicht geboten.

Ritalin: Gegenanzeigen

Ritalin darf in folgenden Fällen nicht eingenommen werden:

  • Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile des Medikamentes
  • Glaukom (erhöhter Augeninnendruck)
  • Phäochromozytom (Tumor der Nebenniere)
  • Wenn jemand zurzeit MAO Hemmer (Antidepressiva) einnimmt oder innerhalb der letzten 14 Tage eingenommen hat
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Überschuss an äusserlich zugeführten Schilddrüsenhormonen (Thyreotoxikose)
  • Anorexia Nervosa (Magersucht)
  • Depressionen, Stimmungsschwankungen, Suizidgedanken
  • Psychosen
  • Herzprobleme
  • Bluthochdruck
  • Gefässanomalien

Ritalin: Schwangerschaft und Stillzeit

Es gibt keine verlässlichen Studien über die Anwendung des Medikaments in der Schwangerschaft und Stillzeit. Es wird daher von einer Einnahme in diesen Lebensphasen abgeraten.

Ritalin und Alkohol

Die kombinierte Einnahme ist nicht zu empfehlen. Alkohol kann die Ritalin-Nebenwirkungen verschlimmern und zu weiteren, nicht abzuschätzenden Nebenwirkungen führen.

So erhalten Sie Ritalin

Ritalin-Tabletten sind nicht nur verschreibungspflichtig, sondern sie unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz. Die Verordnung ist daher besonders streng geregelt und kann nur auf einem speziellen Medikamentenrezept (BtM-Rezept) erfolgen. Der behandelnde Arzt entscheidet nach Rücksprache mit den Eltern beziehungsweise dem Patienten über eine Verschreibung und weitere begleitende Therapiemassnahmen.

Wissenswertes über Ritalin

Der Ritalin-Wirkstoff wurde 1944 vom Schweizer Chemiker Leandro Panizzon entwickelt. Seine Ehefrau Marguerite nahm die Substanz gelegentlich vor einem Tennisspiel ein, weil sie ihrer Meinung nach das Geschehen auf dem Platz so besser verfolgen konnte. Ihr Spitzname „Rita“ diente später als Namensgeber für das Medikament Ritalin.

Komplette Informationen zu diesem Medikament

Hier finden Sie die vollständigen Informationen zum Medikament als Download (PDF)

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
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Quellen:
  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013.
  • Arbeitsblätter, Werner Stangl: www.stangl-taller.at (Abruf: 13.05.2014)
  • Fachinformation zu „Ritalin“, Rote Liste Service GmbH: www.fachinfo.de
  • Hüther, G.: Kritische Anmerkungen zu den bei ADHD-Kindern beobachteten neurobiologischen Veränderungen und den vermuteten Wirkungen von Psychostimulantien (Ritalin), in: Bovensiepen, G. et al. (Hrsg.): Unruhige und unaufmerksame Kinder, Brandes & Apsel, 2002
  • Trott, G.-E. et al.: Neuropsychotherapie der ADHS, W. Kohlhammer Verlag, 2009
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