Nystatin

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Nystatin gehört zu den wichtigsten Wirkstoffen gegen Erkrankungen durch Candida-Pilzbefall. Da der Wirkstoff nur lokal begrenzt wirkt, treten Nebenwirkungen nur sehr selten auf. Medikamente mit Nystatin gelten selbst bei schwangeren und stillenden Frauen als Mittel der Wahl und dürfen auch bei Kleinkindern angewendet werden. Hier lesen Sie alles Wichtige über Nystatin.

So wirkt Nystatin

Nystatin ist ein Antipilzmittel aus der Gruppe der Polyene. Es wirkt pilzabtötend (fungizid) auf ruhende und sich teilende Hefepilze (Candida-Arten).

Das menschliche Immunsystem ist unter anderem dafür da, den Körper vor fremden Eindringlingen wie Pilzen zu schützen. Sobald ein Erreger den Weg in den Organismus findet, reagiert der Körper sofort und bekämpft diesen mit verschiedenen Mechanismen.

In der Regel bemerkt der Betreffende nichts, wenn sein Immunsystem aktiv ist. Manchmal schafft der Körper es jedoch nicht sofort, die Erreger erfolgreich zu bekämpfen.

Dies ist vor allem bei einem geschwächten Immunsystem der Fall, wie beispielsweise bei einer HIV-Erkrankung, nach langer Antibiotika-Einnahme oder einer Chemotherapie. In diesem Fall können Erreger wie Pilzzellen den Körper befallen, was zu schweren Krankheitssymptomen führt.

Der Wirkstoff Nystatin hilft dem Körper dabei, Pilze aus der Candida-Gruppe zu bekämpfen. Er lagert sich an die Membran der Pilzzellen an, wodurch sich darin Poren bilden und viele geladene Teilchen (vor allem Kalium-Ionen) aus der Zelle ausströmen. So wird der Stoffwechsel der Pilzzelle gestört - sie stirbt ab.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Nach Einnahme über den Mund wird der Wirkstoff Nystatin praktisch nicht aus dem Darm ins Blut aufgenommen. Deshalb kann er gut für die lokale Behandlung eines Pilzbefalls im Darm verwendet werden. Er wird er über den Stuhl wieder ausgeschieden.

Auch bei der Anwendung auf der Haut wird praktisch kein Wirkstoff resorbiert. Seine Wirkung ist auf den Ort begrenzt, wo er aufgetragen wurde.

Wann wird Nystatin eingesetzt?

Zu den Anwendungsgebieten (Indikationen) von Nystatin gehört:

So wird Nystatin angewendet

Der Wirkstoff wird in Form von Salben für die Haut und Schleimhaut, als Vaginaltablette und Mundgel sowie in Form von Suspensionen oder Tabletten zur oralen Einnahme verwendet. Ausgewählt wird jene Darreichungsform, mit der sich die Pilzerkrankung am gezieltesten behandeln lässt.

Bei einer Hauterkrankung wird beispielsweise mit einer Nystatin-Salbe nur die betroffene Hautstelle behandelt. Bei einer Infektion der Speiseröhre oder des gesamten Magen-Darm-Trakts helfen Nystatin-Tabletten oder -Suspensionen am besten.

Behalten Sie bei Pilz-Infektionen im Mund- und Rachenraum die Nystatin-Suspension möglichst lange im Mund, bevor Sie sie schlucken.

Die Dosierung ist aufgrund der vielen verschiedenen Möglichkeiten der Darreichung sehr unterschiedlich. Patienten sollten sich immer nach der vorgegebenen Dosierung im Beipackzettel richten oder den Arzt oder Apotheker fragen.

Zu beachten ist, dass die Dosierung des Wirkstoffs nicht in Milligramm angegeben ist, sondern in "I.E." (= Internationale Einheiten). Damit ist es möglich, den Wirkstoff nicht über die Menge, sondern entsprechend der individuellen Wirkung zu dosieren.

Gerade bei Pilzerkrankungen ist es sehr wichtig, dass sich Patienten an die vorgegebene Dosierung und Anwendungsempfehlung halten. Wird ein Medikament mit Nystatin zu niedrig dosiert oder unregelmässig angewendet, kann es wie bei allen anderen Mitteln gegen Pilze zur Bildung von Resistenzen kommen (die Erreger werden also unempfindlich gegen den Wirkstoff).

Deshalb muss am Ende der Therapie sichergestellt werden, dass die Pilzerkrankung vollständig abgeheilt ist, um einen erneuten Ausbruch zu vermeiden. Üblicherweise wird die Behandlung daher auch nach Abklingen der Symptome noch einige Tage weiter fortgeführt.

Welche Nebenwirkungen hat Nystatin?

Weil die Wirkung meist lokal begrenzt ist, treten Nystatin-Nebenwirkungen nur relativ selten auf. Dazu gehören bei Nystatin-Salbe (aufgetragen auf die Haut) Überempfindlichkeitsreaktionen, bei Nystatin-Tabletten oder Nystatin-Suspension (aufgenommen über den Mund) zusätzlich Magen-Darm-Probleme.

Was ist bei der Einnahme von Nystatin zu beachten?

Gegenanzeigen

Bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Nystatin darf der Wirkstoff nicht angewendet werden. Treten während der Anwendung Symptome einer Allergie (wie Rötungen, Juckreiz) auf, sollte das Medikament abgesetzt und der behandelnde Arzt aufgesucht werden.

Wechselwirkungen

Es sind keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt.

Bei einer Anwendung einer Nystatin-Salbe im Genital- oder Analbereich kann sich je nach Zusammensetzung der Salbe die Reissfestigkeit von Latexprodukten (Kondome, Diaphragma) verringern. Lesen Sie deshalb im Vorfeld die jeweilige Packungsbeilage genau durch.

Altersbeschränkung

Bei Medikamenten, die über den Mund aufgenommen werden, muss die hohe Osmolarität des Wirkstoffs beachtet werden. "Hohe Osmolarität" bedeutet, dass der Wirkstoff viel Wasser aus der umgebenden Zellumgebung an sich zieht.

Bei Erwachsenen stellt dies kein Problem dar, bei Frühgeborenen kann dies jedoch zu schweren Schädigungen des Magen-Darm-Trakts führen. Deshalb wird die Anwendung von Nystatin bei Neugeborenen und untergewichtigen Säuglingen nicht empfohlen.

Schwangerschaft und Stillzeit

Durch die sehr spezifische und lokal begrenzte Wirkung von Nystatin gilt der Wirkstoff als Mittel der Wahl in Schwangerschaft und Stillzeit. Der Erfahrungsumfang ist hoch, und es wurden keine schädlichen Wirkungen auf das Kind festgestellt.

So erhalten Sie Medikamente mit Nystatin

Medikamente mit Nystatin sind in Deutschland freiverkäuflich in der Apotheke erhältlich. In Österreich und der Schweiz sind sie hingegen rezeptflichtig und können nur mit einem gültigen Rezept bezogen werden.

Seit wann ist Nystatin bekannt?

Der Wirkstoff Nystatin wurde im Jahr 1948 als erstes, stark wirksames Mittel gegen Pilzerkrankungen entdeckt und rettete seitdem unzählige Leben. Bis heute gilt Nystatin als sehr gut wirksam bei oberflächlichen Pilzerkrankungen und wird deshalb immer noch häufig eingesetzt.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020.
  • Herdegen, T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010.
  • Joos, L: Pharmakologie aktiv, Govi-Verlag, 1. Auflage, 2009.
  • Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin: Wirkstoff, unter: www.embryotox.de (Abruf: 02.07.2021).
  • Swain, M.H. et. al.: Mississippi Women - Their Histories, Their Lives, University of Georgia Press, 2003.
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