Methionin

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Methionin wird oft in der Zusatz-Behandlung von Harnwegserkrankungen oder als Nahrungsergänzung eingesetzt. Es gehört zu den schwefelhaltigen Aminosäuren. Als Vertreter der essentiellen Aminosäuren ist Methionin lebensnotwendig und muss über die Nahrung aufgenommen werden, da es nicht vom Körper selbst hergestellt werden kann. Hier lesen Sie alles Wichtige über Methionin, seine Anwendung und Nebenwirkungen!

So wirkt Methionin

Für den Aufbau von Muskeln werden Aminosäuren benötigt - die Bausteine für Eiweiss. Manche Aminosäuren können vom Körper selbst hergestellt werden (nicht-essentielle Aminosäuren), andere müssen zwingend mit der Nahrung aufgenommen werden (essentielle Aminosäuren). Zu letzteren gehört unter anderem Methionin.

Für den Muskelerhalt benötigt der Körper ungefähr 0,5 Gramm Methionin pro Tag. Nimmt man eine deutlich höhere Menge (mehr als 1,5 Gramm) zu sich, muss der Körper den Überschuss abbauen. Dabei entstehen ein Salz (Sulfat) und kleine, positiv geladene Teilchen (Protonen), die den Urin ansäuern.

Dieser Effekt wird in der Behandlung von Harnwegserkrankungen ausgenutzt, bei denen ein saurer pH-Wert im Urin häufig günstig ist. Das Bakterienwachstum wird dadurch gehemmt, Nierensteine bilden sich seltener, und die Wirkung von bestimmten Antibiotika wird unterstützt.

Aufgrund dieser Eigenschaften wird Methionin sowohl in Infusionslösungen zur parenteralen Ernährung (= Ernährung per Infusion über eine Vene) eingesetzt als auch zur Behandlung von Erkrankungen der Harnwege.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Die Aminosäure wird nach Aufnahme über den Mund (per oral) vollständig aus dem Darm ins Blut aufgenommen. Nach der Verteilung wird eventuell überschüssiges Methionin abgebaut. Die Umwandlungsprodukte werden dann mit dem Stuhl und Urin ausgeschieden.

Wann wird Methionin eingesetzt?

Die zugelassenen Anwendungsgebiete (Indikationen) der Aminosäure sind:

  • Vermeidung der Steinneubildung bei Phosphatsteinen (Gruppe von Nierensteinen)
  • Optimierung der Wirkung von Antibiotika mit Wirkoptimum im sauren pH-Bereich (z.B. Sulfonamide, Nitrofurantoin, Nalidixinsäure)
  • Behandlung von bakteriellen Harnwegsinfektionen sowie Rückfall-Vorbeugung (Rezidivprophylaxe) bei Patienten mit neurogener ( = durch Nervenschäden bedingte) Blasenfunktionsstörung
  • parenterale Ernährung (Verabreichung als Infusionslösung)

So wird Methionin angewendet

Um den pH-Wert im Urin in den sauren Bereich abzusenken, wird Methionin üblicherweise in Form von Tabletten oder Kapseln angewendet. Die Dosierung beträgt dabei in der Regel zwischen 1,5 und drei Gramm pro Tag, kann aber bei Bedarf auf bis zu sechs Gramm täglich erhöht werden.

Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung.

Für eine künstliche Ernährung stehen Infusionen in optimaler Zusammensetzung verschiedener Nährstoffe zur Verfügung. Sie werden von medizinischem Fachpersonal verabreicht, und zwar in der individuell vom Patienten benötigten Menge.

Welche Nebenwirkungen hat Methionin?

Gelegentlich ruft die Einnahme von Methionin Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden und Müdigkeit hervor. Sehr selten kann es vorkommen, dass nicht nur der Urin, sondern auch das Blut angesäuert wird (Azidose). Dies kann schwerwiegende Folgen haben und muss schnell von einem Arzt behandelt werden.

Was ist bei der Anwendung von Methionin zu beachten?

Gegenanzeigen

Methionin darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der anderen Bestandteile des Medikaments
  • Homocysteinurie (vermehrte Ausscheidung von Homocystein über den Urin)
  • Harnsäure- oder Zytensteinleiden
  • Nierenfunktionsstörung
  • Oxalose (vermehrte Ausscheidung von Oxalsäure über den Urin)
  • Methionin-Adenosyltransferase-Mangel (seltene Stoffwechselstörung)
  • metabolische Azidose (stoffwechselbedingte Übersäuerung)

Wechselwirkungen

Die Aminosäure kann die Wirkung von Parkinson-Medikamenten mit dem Wirkstoff L-Dopa vermindern. Deshalb sollten diese Mittel nicht zusammen gegeben werden.

Die Wirkung von bestimmten antibakteriell wirksamen Mitteln (Antibiotika wie Ampicillin, Nitrofurantoin oder Nalidixinsäure) kann durch eine Methionin-Einnahme verstärkt werden. Dies ist oft therapeutisch erwünscht, weshalb die beiden Medikamente gezielt kombiniert werden.

Verkehrstüchtigkeit und Bedienen von Maschinen

Die Einnahme von Aminosäuren beeinflusst normalerweise nicht die Reaktionsfähigkeit.

Allerdings kann es bei sehr hohen Dosierungen zu Unwohlsein kommen. Insbesondere zu Beginn der Behandlung sollte man deshalb auf die individuelle Verträglichkeit achten und eventuell gemeinsam mit dem behandelnden Arzt darüber entscheiden, ob man aktiv am Strassenverkehr teilnehmen oder schwere Maschinen bedienen darf.

Altersbeschränkung

Zur Anwendung von Methionin bei Kindern liegen keine ausreichenden Daten vor. Kinder unter zwölf Jahren sollten Methionin daher nicht erhalten.

Schwangerschaft und Stillzeit

Zu Risiken der Anwendung von Methionin in Schwangerschaft und Stillzeit ist derzeit nichts bekannt. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen schliessen.

Schwangere und stillende Frauen sollten dennoch vor Anwendungsbeginn mit einem Arzt sprechen. Dieser wird die möglichen Risiken einer Behandlung mit der Aminosäure gegen den individuellen Nutzen abwägen.

So erhalten Sie Medikamente mit Methionin

Medikamente mit diesem Wirkstoff sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz freiverkäuflich in der Apotheke erhältlich. Neben den zugelassenen Arzneimitteln befinden sich ausserdem Nahrungsergänzungsmittel mit dieser Aminosäure im Handel.

Seit wann ist Methionin bekannt?

Methionin ist schon sehr lange bekannt. Sie wurde bereits im Jahr 1922 entdeckt und ist sehr gut erforscht. Auch ihre Anwendung in der Behandlung von Harnwegserkrankungen ist schon relativ lange verbreitet. 

Was Sie ausserdem über Methionin wissen sollten

Früher wurden Aminosäuren für die therapeutische Anwendung noch aus tierischen Organismen gewonnen. Mittlerweile werden sie synthetisch hergestellt. Bei der Produktion von Methionin erhält man sogenanntes D,L-Methionin - ein sogenanntes Racemat:

Dabei handelt es sich allgemein um ein Gemisch aus zwei chemischen Substanzen - hier D-Methionin und L-Methionin -, die sich hinsichtlich ihrer Struktur wie Bild und Spiegelbild verhalten).

L-Methion ist eine natürliche Verbindung, während D-Methionin in der Natur nicht vorkommt. Der menschliche Körper kann aber nur das L-Methionin in Muskeln einbauen. Häufig wird deshalb das bei der Produktion gewonnene Racemat aufgetrennt, um reines L-Methionin zu erhalten.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Biesalski, H. K.: Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2. Aufl., 2019.
  • Burgerstein, U. P.: Handbuch Nährstoffe, Trias Verlag, Stuttgart, 13. Aufl., 2018.
  • Fachinformation: Methionin, unter: www.fachinfo.de (Abruf: 11.03.2022).
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