Medikamente richtig entsorgen

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Augentropfen vom letzten Jahr, alter Hustensaft, abgelaufene Pille - in fast jedem Haushalt finden sich Medikamente, deren Verfallsdatum überschritten ist, die nicht mehr gebraucht werden oder aufgrund falscher Lagerung nicht mehr verwendbar sind. Mindestens einmal im Jahr sollten Sie Ihre Hausapotheke auf der Suche nach solchem "Müll" durchforsten.

Mediakmente; Enstsorung; Pillen

Doch anschliessend stellt sich die Frage: Wohin mit alten Medikamenten? Eine Antwort darauf findet sich manchmal im Beipackzettel: Hier können Hinweise stehen, wie Sie die betreffenden Medikamente entsorgen sollten. Ist dies nicht der Fall, können Sie sich an folgende Ratschläge halten:

Tabletten, Zäpfchen, Tropfen & Co.

In Deutschland kann die Entsorgung alter Medikamente laut dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) über den Hausmüll (Restmüll) erfolgen. Seit dem 1. Juni 2005 wird der Hausmüll hierzulande entweder in Müllverbrennungsanlagen verbrannt oder zuerst mechanisch-biologisch vorbehandelt und anschliessend in Deponien gelagert.

Die in den Medikamenten enthaltenen Stoffe werden durch das Verbrennen oder Vorbehandeln weitgehend zerstört oder inaktiviert. Die Reste würden auf der Deponie keine Gefahr für das Grundwasser darstellen, so das BMG.

Alternativ kann man die Arzneimittel (kostenlos) in vielen Apotheken abgeben. Diese sind zur Annahme zwar nicht gesetzlich verpflichtet, bieten diesen Service aber oft an. Auch dieser Weg endet für alte Medikamente im Verbrennungsofen. Das Gleiche geschieht mit Arzneimitteln, die in manchen Gegenden bei eigenen Sammelstellen abgegeben werden können.

In Österreich gilt: Abgelaufene oder nicht mehr benötigte Medikamente gehören nicht in den Restmüll, sondern müssen fachgerecht entsorgt werden. Beispielsweise können Sie sie an einer Problemstoffsammelstelle abgeben. Auch Apotheken nehmen alte Medikamente entgegen und sorgen für die richtige Entsorgung.

In der Schweiz zählen Medikamente zum Sondermüll, der fachgerecht entsorgt werden muss. Hierfür gilt die sogenannte Rücknahmepflicht. Das bedeutet, dass abgebende und verkaufende Stellen dazu verpflichtet sind, die leeren oder abgelaufenen Produkte wieder zurückzunehmen.

Aufgrund dieser Regelung können in der Schweiz sämtliche abgelaufenen Medikamente in Apotheken oder Drogerien abgegeben werden. Dabei kann es je nach Kanton schon einmal vorkommen, dass für die Rückgabe, insbesondere bei grösseren Mengen, ein Gebühr eingehoben wird. Für grössere Mengen empfiehlt sich deshalb die Abgabe bei einer kantonalen Sammelstelle.

Spritzen und Kanülen

Sammeln Sie diese zunächst in einem stabilen, stichfesten Gefäss (z.B. Schraubglas, Spritzenbehälter).

Die weitere Entsorgung hängt in Deutschland davon ab, wo Sie wohnen. In manchen Gebieten können Sie die alten Spritzen und Kanülen in Apotheken abgeben, in anderen Kommunen sind Schadstoffsammelstellen dafür eingerichtet oder es wird die Entsorgung über den Restmüll empfohlen.

In Österreich sollte die Entsorgung primär in Apotheken erfolgen. Viele Apotheken bieten zudem die Möglichkeit des Austausches voller Spritzenbehältnisse gegen leere und kümmern sich um die fachgerechte Entsorgung. Eine weitere Möglichkeit wäre die Entsorgung über Problemstoffsammelstellen der Gemeinde und Altstoffsammelzentren.

In der Schweiz werden medizinische Abfälle mit gefährlichen Eigenschaften (wie Spritzen und Kanülen) an speziell eingerichtete Sammelstellen oder an Entsorgungsunternehmen mit Bewilligung übergeben. Auf diese Weise werden die Abfälle unter kontrollierten Bedingungen entsorgt.

Verbandsmaterial

Benutzte Verbände, Mullbinden und normale Pflaster können Sie in Deutschland in der Regel in den Hausmüll werfen. Nur infektiöses Material muss getrennt entsorgt werden. Fragen Sie dazu Ihren Arzt oder Apotheker.

Auch in Österreich gelten Verbandstoffe, Binden, Windeln etc. nicht als Arzneimittel und können direkt über den Hausmüll entsorgt werden. Selbiges gilt für die Schweiz, wo Abfälle von denen keine Gefahr ausgeht (wie Wund- und Gipsverbände, Windeln) im Siedlungsabfall landen dürfen.

Leere Verpackungen

Sie stellen das kleinste Problem dar. Leere Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton sowie alte Beipackzettel gehören in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Altpapier/-karton, leere Glasbehälter in die Glas-Container (getrennt nach Farbe) und Kunststoffverpackungen in die gelben Tonnen oder Säcke. So kann das wertvolle Verpackungsmaterial sinnvoll wiederverwertet werden.

Das sollten Sie nicht tun!

Spülen Sie alte oder nicht mehr benötigte Medikamente keinesfalls die Toilette oder über das Waschbecken hinunter!

Diese Entsorgungsmethode ist verboten, und zwar mit gutem Grund. Die Arzneimittelwirkstoffe werden in den Kläranlagen meist nicht vollständig abgebaut und gelangen mit dem Abwasser in Bäche und Flüsse - eine enorme Belastung für die Umwelt und den Menschen. Denn was im Wasserkreislauf zirkuliert, kann letztendlich auch in den Trinkwasserrohren in Küche und Bad landen!

Beispielhaft sei dies am beliebten Schmerzmittel Diclofenac gezeigt. Der Wirkstoff wird zu etwa 70 Prozent unverändert über den Urin ausgeschieden. Allein in Deutschland werden pro Jahr rund 90 Tonnen Diclofenac verbraucht, womit circa 63 Tonnen über das Abwasser in die Kläranlagen gelangen.

In vielen europäischen Fliessgewässern lässt sich Diclofenac mittlerweile im ein- bis dreistelligen Nanogrammbereich pro Liter nachweisen - mit bislang unbekannten Auswirkungen auf die Umwelt.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Broschüre des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: "Alte Arzneimittel richtig entsorgen", 2. Auflage 2007
  • Bundesministerium für Gesundheit: "Arzneimittel richtig aufbewahren und entsorgen" (Stand: 29.11.2021), unter: www.bundesgesundheitsministerium.de
  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA): Faktenblatt "Entsorgung von Altmedikamenten" (Stand: 30.06.2021), unter: www.abda.de
  • Jewell, K. S. et al.: "Transformation of diclofenac in hybrid biofilm-activated sludge processes", in: Water research 2016, 105, 559–567
  • Meißner, M.: "Arzneimittel in der Umwelt: Natur als Medikamentendeponie", Dtsch Arztebl 2008; 105(24): A-1324 / B-1143 / C-1118, unter www.aerzteblatt.de
  • Österreichische Apothekerkammer: "Hausapotheke: Gut gerüstet für Notfälle daheim", unter: www.apothekerkammer.at (Abruf: 07.01.2022)
  • Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Umwelt (BAFU): "Entsorgung von medizinischen Abfällen" (Stand: 2021), unter: www.bafu.admin.ch
  • Umweltbundesamt: "Entsorgung von Arzneimitteln" (Stand: 16.12.2021), unter: www.umweltbundesamt.de
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