Lisinopril

Von Lisa Hein
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Lisinopril ist ein Arzneistoff, der gegen Bluthochdruck und Herzschwäche eingesetzt wird. Er gehört zur Gruppe der sogenannten ACE-Hemmer und wird meist in Tablettenform angewendet. Mögliche Nebenwirkungen sind zum Beispiel Benommenheit, Kopfschmerzen und Husten. Hier lesen Sie alles Wichtige über Lisinopril: Wirkung, Anwendung, Neben- und Wechselwirkungen!

So wirkt Lisinopril

Lisinopril gehört zur Gruppe der Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer (ACE-Hemmer). Der Wirkstoff blockiert das Enzym ACE und beeinflusst damit eines der wichtigsten körpereigenen Systeme zur Regulierung des Blutdrucks: das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS-System).

Ist dieses System gestört, kann es zu einem erhöhten Blutdruck kommen. Die Betroffenen merken meist nichts davon, und schleichend verschlimmert sich der Bluthochdruck.

Besonders die kleinen Gefässe, wie man sie im Auge und in der Niere findet, leiden unter dem ständig erhöhten Druck. Wird er nicht behandelt, kann er schlimme Folgen wie Verlust des Sehvermögens und Nierenfunktionsstörungen nach sich ziehen. Auch das Herz wird in Mitleidenschaft gezogen.

Um solchen Folgeschäden vorzubeugen, muss der Blutdruck normalisiert werden. Dies erreicht man manchmal mit Gewichtsreduktion und mehr Sport. Oft sind zusätzlich aber auch noch blutdrucksenkende Medikamente nötig.

Zu diesen Medikamenten zählt Lisinopril. Als Vertreter der ACE-Hemmer verringert Lisinopril die Bildung von gefässverengenden Botenstoffen (Angiotensin-II) und steigert die Bildung von gefässerweiternden Botenstoffen (Bradykinin). So kann der Blutdruck effektiv gesenkt werden, was zugleich das Herz entlastet.

Ausserdem verringert Lisinopril die Vergrösserung (Hypertrophie) des Herzens und unterdrückt das "kardiale Remodelling", also den unerwünschten Gewebeumbau nach zum Beispiel einem Herzinfarkt. Aus diesem Grund ist der Wirkstoff unabhängig vom Blutdruck ein wichtiger Bestandteil der Behandlung gegen Herzschwäche (Herzinsuffizienz).

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Nach der Aufnahme über den Mund (peroral) wird der Wirkstoff unvollständig aus dem Darm ins Blut aufgenommen. Er verteilt sich im Körper und wird schliesslich unverändert über die Niere ausgeschieden.

Wann wird Lisinopril eingesetzt?

Zu den Anwendungsgebieten (Indikationen) von Lisinopril gehören:

  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Kurzzeitbehandlung eines akuten Herzinfarkts
  • Behandlung einer symptomatischen Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Behandlung von Nierenkomplikationen bei Diabetes mellitus

So wird Lisinopril angewendet

Lisinopril wird in Form von Tabletten angewendet. Die Dosierung beträgt zwischen zehn und 80 Milligramm - je nach Anwendungsgebiet und Schweregrad der jeweiligen Erkrankung. Die Dosis muss daher für jeden Patienten individuell festgelegt werden. Kinder, Jugendliche und Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung erhalten eine verringerte Dosis.

Die Tabletten müssen nur einmal täglich eingenommen werden, am besten mit einem grossen Glas Wasser und immer zur gleichen Tageszeit.

Welche Nebenwirkungen hat Lisinopril?

Häufig, das heisst bei einem bis zehn Prozent der Behandelten, ruft Lisinopril als Nebenwirkungen Benommenheit, Kopfschmerzen, Husten, Magen-Darm-Beschwerden und zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) hervor.

Seltener kommt es im Zuge der Behandlung zu allergischen Reaktionen, Veränderungen des Verhaltens und Durchblutungsstörungen in den Endgliedern der Finger (Raynaud-Syndrom).

Was ist bei der Einnahme von Lisinopril zu beachten?

Gegenanzeigen

Medikamente mit Lisinopril dürfen in folgenden Fällen nicht angewendet werden:

  • Wenn der Behandelte ein sogenanntes Quincke-Ödem aufweist (akute Schwellung der Haut/Schleimhaut, meist im Gesicht).
  • Bei Frauen im zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel (Trimenon).
  • Bei Patienten, die mit Valsartan/Sacubitril (Medikament gegen Herzinsuffizienz) behandelt werden.

Wechselwirkungen

Lisinopril verstärkt bei gleichzeitiger Einnahme die Wirkung der folgenden Stoffe:

Bestimmte Schmerzmittel (nicht-steroidale Antirheumatika = NSAR wie Acetylsalicylsäure und Ibuprofen) vermindern die blutdrucksenkende Wirkung von Lisinopril. Gleiches gilt für Coxibe (selektive COX-2-Hemmer), die ebenfalls zu den NSAR zählen.

Die Einnahme von Lisinopril in Kombination mit Ciclosporin (Immunsuppressivum), Heparin (Gerinnungshemmer) oder Cotrimoxazol (Antibiotikum) steigert das Risiko für zu hohe Kaliumspiegel im Blut.

Verkehrstüchtigkeit und Bedienen von Maschinen

Da gelegentlich als Nebenwirkung Benommenheit oder Schwindel auftreten kann, sollten Patienten insbesondere zu Beginn der Behandlung mit Lisinopril die Reaktion ihres Körpers auf das Medikament beobachten. Dann sollte – gegebenenfalls zusammen mit dem Arzt – darüber entschieden werden, ob man aktiv am Strassenverkehr teilnehmen oder schwere Maschinen bedienen darf.

Altersbeschränkungen

Medikamente mit Lisinopril können, wenn notwendig, auch schon bei Kindern angewendet werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Lisinopril sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht zur Behandlung eines erhöhten Blutdrucks angewendet werden. Es stehen dafür besser erprobte Blutdrucksenker (Antihypertensiva) zur Verfügung wie beispielsweise Alpha-Methyldopa oder Metoprolol.

So erhalten Sie Medikamente mit Lisinopril

Lisinopril ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschreibungspflichtig. Medikamente mit dem Wirkstoff erhalten Sie deshalb nur mit einem Rezept vom Arzt in der Apotheke.

Seit wann ist Lisinopril bekannt?

Die Gruppe der sogenannten ACE-Hemmer gibt es erst seit den 1980er Jahren. Der erste Vertreter dieser Gruppe wurde im Gift einer Schlangenart gefunden, die ihre Opfer durch den plötzlich eintretenden Blutdruckabfall ausser Gefecht setzt.

Um daraus ein wirksames Medikament zu entwickeln, wurde die chemische Struktur des Stoffes immer weiter verbessert, bis man zu den heutigen Vertretern der ACE-Hemmer wie Lisinopril kam.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020.
  • Herdegen, T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010.
  • Karow, T. et Lang-Roth, R.: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Thomas Karow Verlag, 29. Auflage, 2021.
  • Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin: Lisinopril, unter: www.embryotox.de (Abruf: 30.10.2021).
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