Levofloxacin

Von Lisa Hein
und , Apothekerin und Studentin der Humanmedizin
Anne Strehlau

Anne Strehlau studierte Pharmazie an der LMU München und war anschließend als Apothekerin in einer niedergelassenen Apotheke und am Uniklinikum der LMU tätig. Dabei merkte sie schnell, wie sehr sie die Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften und Medizin interessiert, weshalb sie nun ergänzend das Studium der Humanmedizin absolviert. Seit Juni 2022 schreibt sie zudem für NetDoktor.

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Levofloxacin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone. Es lassen sich damit bakterielle Erkrankungen wie schwere Lungen- und Blasenentzündungen behandeln. In Form von Augentropfen hilft Levofloxacin bei bakteriellen Augenentzündungen. Der Wirkstoff ist in der Regel gut verträglich. Vereinzelt verursacht Levofloxacin aber schwerwiegende Nebenwirkungen wie Sehnenentzündungen und Sehnenrisse. Hier lesen Sie alles Wichtige zu Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen von Levofloxacin. 

So wirkt Levofloxacin

Das Antibiotikum Levofloxacin blockiert zwei für Bakterien lebensnotwendige Enzyme: die DNA-Gyrase und die Topoisomerase IV.

Die Erbgut der Bakterien, die DNA, liegt als strickleiterförmiges Molekül vor, das normalerweise eng aufgewickelt ist. Das ändert sich, wenn zur Bildung von Proteinen (Eiweissen) gespeicherte Erbinformation abgelesen werden soll oder sich in Vorbereitung auf eine Zellteilung verdoppelt werden soll. Dann muss die DNA "entwindet" werden, wofür die beiden oben genannten Enzyme notwendig sind.

Werden diese jedoch durch Levofloxacin gehemmt, kann das Bakterium nicht überleben und stirbt ab. Das Antibiotikum hat also einen bakterienabtötenden (bakteriziden) Effekt. Das Immunsystem muss sich dann nur noch um die Ausscheidung der abgetöteten Erreger kümmern, und die Symptome der Erkrankung (z.B. Lungen- oder Bindehautentzündungen) bessern sich sehr schnell.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Bei der Aufnahme über den Mund wird der Wirkstoff nahezu vollständig aus dem Darm ins Blut aufgenommen. Nach der Verteilung im Körper wird Levofloxacin weitgehend unverändert über die Niere wieder ausgeschieden.

Wann wird Levofloxacin eingesetzt?

Zu den Anwendungsgebieten (Indikationen) von Levofloxacin gehören unter anderem:

  • Lungenentzündung
  • komplizierte Harnwegsinfektionen (unter Beteiligung des Nierenbeckens)
  • Infektionen des vorderen Augenabschnittes, die durch Bakterien verursacht wurde (z.B. Bindehautentzündung)
  • chronische Infektionen der Lunge durch das Bakterium Pseudomonas aeruginosa bei erwachsenen Patienten mit zystischer Fibrose (Mukoviszidose)

So wird Levofloxacin angewendet

Levofloxacin wird in Form von Tabletten oder Augentropfen, bei sehr schweren Infektionen auch per Infusion (Gabe direkt in die Blutbahn) angewendet. Neu ist die Anwendung zur Inhalation, wodurch der Wirkstoff selektiv in der Lunge wirksam ist.

Die Dosierung beträgt bei oraler Einnahme (über den Mund in Form von Tabletten) üblicherweise zwischen 250 und 500 Milligramm täglich. Die Behandlungsdauer beträgt je nach Schweregrad der Infektion zwischen sieben und 28 Tagen.

Augentropfen mit Levofloxacin werden vier- bis achtmal täglich in das betroffene Auge eingetropft. Die Behandlungsdauer richtet sich auch hier nach der Schwere der Erkrankung.

Die Menge an Wirkstoff bei einer Gabe direkt in die Blutbahn (Infusion) wird üblicherweise individuell festgelegt.

Zur Inhalation werden zweimal täglich 240 Milligramm Levofloxacin möglichst im Abstand von zwölf Stunden verordnet. Die Anwendung erfolgt in Zyklen von je 28 Tagen, gefolgt von 28 Tagen Pause. Die Behandlung wird so lange fortgesetzt, wie der Patient davon profitiert.

Patienten mit Nierenfunktionsstörung erhalten eine verringerte Dosis.

Welche Nebenwirkungen hat Levofloxacin?

Häufig, das heisst bei einem bis zehn Prozent der Behandelten, ruft Levofloxacin als Nebenwirkungen Magen-Darm-Beschwerden hervor.

Gelegentlich (bei weniger als einem Prozent der Behandelten) kommt es nach der Einnahme von Levofloxacin zu Pilzerkrankungen, Gewichtsverlust, Benommenheit, Depressionen und allergischen Reaktionen.

Noch seltener führt die Einnahme von Levofloxacin zu Blutbildveränderungen, Muskel- und Gelenkbeschwerden und einer Schädigung der Sehnen (Tendopathie).

Ausserdem sind einige wenige Fälle bekannt, bei denen Levofloxacin eine bestimmte Herzrhythmusstörung (QT-Zeit-Verlängerung) und Reaktionen der Haut ausgelöst hat.

Wird der Wirkstoff in Form von Augentropfen angewendet, treten normalerweise nur lokale Nebenwirkungen auf (wie allergische Reaktionen oder eine vorübergehende Beeinträchtigung des Sehvermögens).

Die häufigsten berichteten Nebenwirkungen bei der Inhalation des Wirkstoffes sind Husten mit und ohne Auswurf, Geschmacksstörungen, Ermüdung sowie Schwächegefühl.

Was ist bei der Anwendung von Levofloxacin zu beachten?

Gegenanzeigen

Levofloxacin darf nicht angwendet werden bei:

Die Anwendung der Augentropfen sollte nicht erfolgen bei:

  • Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der anderen Bestandteile des Medikaments

Wechselwirkungen

Levofloxacin sollte nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt mit anderen Mitteln kombiniert gegeben werden, die ebenfalls den Herzrhythmus beeinflussen. Solche Mittel sind zum Beispiel verschiedene Wirkstoffe gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika) wie Chinidin, Procainamid, Amiodaron und Dronedaron.

Die gleichzeitige Einnahme mit Eisenpräparaten oder Mitteln gegen Sodbrennen (mit Aluminium- oder Magnesiumsalzen) beeinträchtigt die Aufnahme und somit die Wirkung des Antibiotikums. Selbiges gilt für Sucralfat (Mittel gegen Sodbrennen).

Chinolone wie Levofloxacin können in Verbindung mit Theophyllin (Reservemittel bei COPD) und nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac die Krampfschwelle herabsetzen.

Die Wirkung der "Blutverdünner" Warfarin und Phenprocoumon wird durch die gleichzeitige Einnahme von Levofloxacin gesteigert.

Verkehrstüchtigkeit und Bedienen von Maschinen

Als Nebenwirkung kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigt werden. Deshalb sollten Patienten während der Behandlung mit Levofloxacin nicht aktiv am Strassenverkehr teilnehmen und keine schweren Maschinen bedienen.

Altersbeschränkung

Medikamente mit Levofloxacin dürfen Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase (jünger als 18 Jahre) nicht gegeben werden. Hiervon ausgenommen sind Augentropfen, die bei Kindern ab einem Jahr zugelassen sind.

Schwangerschaft und Stillzeit

Aufgrund fehlender Daten zur Anwendung von Levofloxacin in der Schwangerschaft wird von dieser abgeraten. Bessere Alternativen für die Behandlung bakterieller Infektionen bei Schwangeren sind Penicilline, Cephalosporine und Makrolide.

Es gibt nicht genügend Informationen darüber, ob Levofloxacin in die Muttermilch übertritt. Von anderen Chinolonen ist jedoch bekannt, dass sie dies tun. Aus Herstellersicht ist Levofloxacin daher in der Stillzeit kontraindiziert.

Die klinische Erfahrung zeigte jedoch bislang keine relevanten Nebenwirkungen bei gestillten Kindern, deren Mütter Levofloxacin eingenommen haben. Stillen scheint demnach akzeptabel. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt. Er kennt Ihren Fall und kann Sie bestmöglich beraten.

So erhalten Sie Medikamente mit Levofloxacin

Medikamente mit Levofloxacin sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschreibungspflichtig und deshalb nur mit einem Rezept vom Arzt in der Apotheke erhältlich.

Seit wann ist Levofloxacin bekannt?

Levofloxacin ist ein noch relativ junger Wirkstoff. Er wurde aus einem anderen Medikament gegen bakterielle Erkrankungen entwickelt, indem dieses in seiner chemischen Struktur leicht verändert wurde. Als Chinolon der zweiten Generation ist Levofloxacin besser verträglich als ältere Vertreter dieser Wirkstoffklasse - und das bei vergleichbarer Wirksamkeit.

Weitere interessante Fakten zu Levofloxacin

Medikamente mit Levofloxacin erhöhen das Risiko, einen Sonnenbrand zu bekommen. Deshalb gilt besonders während der Behandlung: Hohen Sonnenschutz auftragen und Sonnenbäder meiden!

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Lisa Hein
Anne Strehlau
Anne Strehlau

Anne Strehlau studierte Pharmazie an der LMU München und war anschließend als Apothekerin in einer niedergelassenen Apotheke und am Uniklinikum der LMU tätig. Dabei merkte sie schnell, wie sehr sie die Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften und Medizin interessiert, weshalb sie nun ergänzend das Studium der Humanmedizin absolviert. Seit Juni 2022 schreibt sie zudem für NetDoktor.

Quellen:
  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Rote-Hand-Brief zu Fluorchinolon-Antibiotika vom 08.04.2019, unter: www.bfarm.de (Abruf: 16.01.2023)
  • Fachinformationen zu Levofloxacin-Präparaten (Deutschland), unter: www.portal.dimdi.de (Abruf: 16.01.2023)
  • Fachinformationen zu Levofloxacin-Präparaten (Österreich), unter: www.basg.gv.at (Abruf: 16.01.2023)
  • Fachinformationen zu Levofloxacin-Präparaten (Schweiz), unter: www.swissmedicinfo.ch (Abruf: 16.01.2023)
  • Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020
  • Herdegen, T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010
  • Karow, T. et Lang-Roth, R.: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Thomas Karow Verlag, 29. Auflage, 2021
  • Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin: Levofloxacin, unter: www.embryotox.de (Abruf: 16.01.2023)
  • Steinhilber, D. et al.: Medizinische Chemie, Deutscher Apotheker Verlag, 2. Auflage, 2010
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