Galenik - Herstellung von Arzneimitteln

Von Dr. med. Nina Buschek
und , Medizinredakteurin und Biologin
und , Chemikerin, Medizinjournalistin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Ingrid Müller

Ingrid Müller ist Chemikerin und Medizinjournalistin. Sie war zwölf Jahre Chefredakteurin von NetDoktor.de. Seit März 2014 arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin unter anderem für Focus Gesundheit, das Gesundheitsportal ellviva.de, den Verlag living crossmedia und den Gesundheitschannel von rtv.de.

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Aufgabe der Galenik ist es, aus einem Wirkstoff ein fertiges Medikament zu machen. Denn Acetylsalicylsäure, Kortison, Harnstoff und viele andere Arzneistoffe müssen zuerst zu Tabletten, Salben, Infusionslösungen oder einer anderen Darreichungsform verarbeitet werden, bevor sie eingesetzt werden können. Die Galenik ist ein Teilbereich der Pharmazie. Der Name geht auf den griechischen Arzt und Naturforscher Galenos von Pergamon (auch Galenius oder Galen) zurück.

Medikamente; Galenik; Herstellung

Neben der reinen Arzneimittelherstellung fallen noch weitere Aufgaben in die Zuständigkeit der Galeniker: Diese Wissenschaftler befassen sich auch mit der Wirksamkeit, Giftigkeit, Verträglichkeit und Sicherheit eines Präparats. Das geschieht zum einen über Arzneimittelprüfungen vor der Zulassung eines Medikaments in den Studienphasen I, II und III. Zum anderen wird auch die Anwendung des Medikaments nach seiner Zulassung im Hinblick auf Wirkungen und Nebenwirkungen im Auge behalten. Mehr zu dieser Prüfung und Überwachung eines Medikaments erfahren Sie im Beitrag Arzneimittelzulassung.

Galenik - Defintion: Als Galenik bezeichnet man die Wissenschaft von der Zubereitung und Formgebung von Arzneimitteln aus Wirk- und Hilfsstoffen einschliesslich ihrer technologischen Prüfung.

Suche nach der richtigen "Verpackung"

Die Galenik kümmert sich darum, den Wirkstoff mit geeigneten Hilfsstoffen (siehe unten) in die richtige "Verpackung" (Darreichungsform) zu bringen. Das können zum Beispiel Tabletten, Dragees, Kapseln, Pulver, Lösungen oder Wirkstoffpflaster sein.

Die galenische Verpackung - also Darreichungsform - bestimmt dann, in welcher Form der Wirkstoff verabreicht (appliziert) wird. Häufige Applikationsformen von Arzneimitteln sind zum Beispiel:

  • oral (peroral): über den Mund (durch Schlucken, z.B.Tablette, Arzneimittelsaft)
  • sublingual: unter die Zunge (z.B. Tablette, die sich unter der Zunge dann auflöst)
  • rektal: in den Enddarm (z.B. Zäpfchen)
  • nasal: über die Nase (z.B. Nasenspray)
  • kutan: auf die Haut (z.B. Salbe, Creme)
  • subkutan: unter die Haut (Spritze)
  • transdermal: über die Haut ins Blut (z.B. Wirkstoffpflaster)
  • intramuskulär: in einen Muskel (Spritze)
  • intravenös: in eine Vene (Spritze oder Infusion)
  • pulmonal: in die tieferen Atemwege (z.B. Inhalation)

Bei der Verabreichung über den Mund (z.B. oral, sublingual) oder Enddarm (rektal) gelangt der Wirkstoff in den Magen-Darm-Trakt und wird dort aufgenommen. Deshalb spricht man hier zusammengefasst über enterale Applikationsformen (enteral = den Darm bzw. die Eingeweide betreffend).

Das Gegenstück sind parenterale Applikationsformen: Hier gelangt der Wirkstoff unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes in den Körper, wird also zum Beispiel intravenös, subkutan oder pulmonal verabreicht.

Wirkungseintritt und Verträglichkeit

Welche Darreichungs- und Applikationsform für ein Arzneimittel am besten geeignet sind, hängt unter anderem davon ab, wo und wie schnell der Wirkstoff freigesetzt werden soll. Einige Beispiele:

  • Mit einer Sublingualtablette erreicht man, dass der Wirkstoff schon über die Mundschleimhaut ins Blut aufgenommen wird. Auf diese Weise kann man etwa ein starkes Schmerzmittel verabreichen, das schnell wirksam werden soll.
  • Auch mittels Injektion lässt sich ein schneller Wirkungseintritt etwa von Schmerzmitteln erzielen. Wie bei einer Sublingualtablette erreicht der Wirkstoff hier viel schneller die Blutbahn, als wenn er den Umweg über den Magen-Darm-Trakt nehmen muss (z.B. normale Schmerztablette zum Schlucken).
  • Magensaft-resistente Tabletten sind mit einem Überzug versehen, der davor sorgt, dass das Präparat unbeschadet den Magen passiert und den Wirkstoff erst im Darm freisetzt. Das kann etwa nötig sein, wenn der saure Magensaft den Wirkstoff angreifen und unwirksam machen würde.
  • Retardpräparate sind so konzipiert sind, dass sie den Wirkstoff verlangsamt freisetzen (z.B. Retard-Schmerztablette). Das ermöglicht einen konstanten Wirkstoffspiegel im Blut über eine längere Zeit. Retardpräparate, die nicht oral, subkutan oder intramuskulär angewendet werden (z.B. Nikotinpflaster, Dreimonatsspritze), heissen auch Depotpräparate.
  • Mittels Inhalation, Nasenspray oder Augentropfen lässt sich ein Wirkstoff schnurstracks an seinen Zielort bringen. Inhaliert werden kann etwa ein Astmamedikament. Ein Nasenspray kann gegen Schnupfen helfen. Mit Augentropfen lassen sich trockene Augen oder aber - mit Antibiotika-Zusatz - bakterielle Augeninfektionen lindern.

Die Darreichungs- und Applikationsform kann auch einen Einfluss auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen haben. So kann zum Beispiel der oben erwähnte Magensaft-resistente Überzug bei manchen Tabletten sogar ausschliesslich der besseren Verträglichkeit geschuldet sein: Manche Wirkstoffe reizen nämlich die Magenschleimhaut und können so Übelkeit und Erbrechen auslösen. Deshalb sollen sie erst im Darm frei werden.

Hilfsstoffe

Die meisten Arzneimittel enthalten neben einem oder mehreren Wirkstoffen noch Hilfsstoffe wie beispielsweise Stärke oder Gelatine. Diese haben selbst keine pharmazeutische Wirkung, sondern dienen vielmehr als Füll-, Farb- oder Geschmacksstoff, Konservierungs-, Gleit- oder Schmiermittel oder als Stabilisator und Trägersubstanz. Die verschiedenen Hilfsstoffe sorgen also für die richtige Lagerungsfähigkeit, Haltbarkeit, einen besseren Geruch oder Geschmack und auch die richtige Optik des Arzneimittels.

Hilfsstoffe müssen auf der Verpackung nicht vollständig angegeben sein. Für Menschen mit einer entsprechenden Allergie (etwa gegen einen bestimmten Farbstoff) kann dies problematisch sein.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Dr. med.  Nina Buschek

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Ingrid Müller

Ingrid Müller ist Chemikerin und Medizinjournalistin. Sie war zwölf Jahre Chefredakteurin von NetDoktor.de. Seit März 2014 arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin unter anderem für Focus Gesundheit, das Gesundheitsportal ellviva.de, den Verlag living crossmedia und den Gesundheitschannel von rtv.de.

Quellen:
  • Graefe, K.H. et al.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2016
  • Lemmer B. und Brune K.: Pharmakotherapie, Springer-Verlag, 13. Auflage, 2007
  • Menche, N. & Klare, T. (Hrsg.): Innere Medizin, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 2005
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 12.08.2020)
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