Formoterol

Von , Apotheker, Arzt
Benjamin Clanner-Engelshofen

Benjamin Clanner-Engelshofen ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Er studierte Biochemie und Pharmazie in München und Cambridge/Boston (USA) und merkte dabei früh, dass ihm die Schnittstelle zwischen Medizin und Naturwissenschaft besonders viel Spaß macht. Deshalb schloss er noch ein Studium der Humanmedizin an.

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Der Wirkstoff Formoterol ist ein beta-2-Sympathomimetikum und wird gegen Asthma und die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) eingesetzt. Die Wirkung von Formoterol tritt rasch ein und hält etwa zwölf Stunden an. Hier lesen Sie alles Interessante zu Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen von Formoterol.

So wirkt Formoterol

Der Wirkstoff Formoterol ahmt im Körper die Wirkung der „Stresshormone“ Adrenalin und Noradrenalin nach. Diese werden vom Körper in Stresssituationen beziehungsweise wenn der Körper Leistung zeigen muss (wie beim Sport) ausgeschüttet und bewirken, dass notwendige Organe bestmöglich mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden: Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, die Bronchien der Lunge weiten sich, die Muskeln werden besser durchblutet. Parallel dazu werden Energie-verbrauchende Prozesse wie die Verdauung gedrosselt.

Da der Wirkstoff Formoterol per Inhalation aufgenommen wird, wirkt er hauptsächlich in der Lunge, wo er die Bronchien weit stellt, was einen besseren Gasaustausch gewährleisten soll. Dies ist besonders dann wichtig, wenn die Bronchien durch entzündliche oder allgemein krankhafte Prozesse dauerhaft verengt sind oder zur Verengung neigen (wie bei COPD und Asthma).

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung von Formoterol

Bei der Inhalation gelangt ein Teil des Wirkstoffs Formoterol direkt in die Lunge, der Grossteil bleibt an der Mund- und Rachenschleimhaut haften und wird verschluckt. Sowohl über die Lunge als auch über den Darm gelangt Formoterol in den Blutkreislauf, über den es teilweise (wieder) zur Lunge gelangt. Nach der Inhalation werden die höchsten Blutspiegel nach fünf Minuten gemessen, nach der Einnahme innerhalb von einer halben bis einer Stunde. Die Wirkung von Formoterol zeigt sich rasch, nach etwa 30 Sekunden, und hält ungefähr zwölf Stunden an.

Formoterol wird grösstenteils in der Leber abgebaut und daraufhin über die Nieren ausgeschieden. Ein kleiner Teil (unter zehn Prozent) wird unverändert ausgeschieden. Die Ausscheidung erfolgt bei hohen Blutspiegeln recht schnell – innerhalb von zwei bis drei Stunden ist die Hälfte des Wirkstoffs ausgeschieden. Bei niedrigen Blutspiegeln geht sie langsamer vor sich: Es dauert bis zu 14 Stunden, bis die Hälfte der Wirkstoffmenge den Körper wieder verlassen hat.

Wann wird Formoterol eingesetzt?

Der Wirkstoff Formoterol wird angewendet zur:

  • Behandlung von mässigem bis schwerem Asthma (in Kombination mit einem „Cortison“ – also einem Glucocorticoid)
  • Behandlung von chronischer Bronchitis

Formoterol wird überwiegend längerfristig vorbeugend angewendet – entweder durchgehend wie bei chronischen Erkrankungen oder phasenweise wie bei saisonal-allergiebedingtem Asthma. Da das Medikament etwa zwölf Stunden wirkt, wird es in der Regel zweimal am Tag angewendet.

Kombiniert mit einem Kortison (Budesonid) ist Formoterol neueren Studien nach aber auch gut wirksam als Bedarfsmedikament ("Reliever") bei leichtem Asthma. Die Leitlinien empfehlen diese feste Kombination als Bedarfsmedikament für Asthmatiker, wenn auch deren Langzeittherapie aus diesen Wirkstoffen besteht.

So wird Formoterol angewendet

Formoterol wird inhalativ angewendet, da so die höchste Wirkstoff-Konzentration in der Lunge erreicht wird. Es wird als Druckgasinhalator (das klassische Asthma-Spray) oder in Form von Kapseln mit Pulver zur Inhalation (mit einem geeigneten Inhalator) angewendet. Die Kapseln werden in den Inhalator einzeln eingelegt und angestochen. Durch den Luftsog beim Inhalieren wird das Pulver dann in die Lungen transportiert.

Eine Einzeldosis (Sprühstoss oder Kapsel zur Inhalation) enthält viereinhalb bis zwölf Mikrogramm Formoterol und wird zweimal täglich angewendet. In schweren Fällen kann die Dosierung verdoppelt werden, was einer Tageshöchstdosis von 48 Mikrogramm Formoterol entspricht.

Welche Nebenwirkungen hat Formoterol?

Nebenwirkungen bei der Behandlung mit Formoterol treten meist zu Beginn der Therapie vermehrt auf und bessern sich dann fortlaufend. Bei anhaltenden Beschwerden sollte überprüft werden, ob die Inhalation richtig ausgeführt wird.

Bei einem von zehn bis hundert Behandelten kommt es zu Formoterol-Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Zittern, Herzklopfen und Atemnot.

Gelegentlich (bei einem von hundert bis tausend Patienten) zeigen sich unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie Unruhe, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Angst, Nervosität, Herzrasen, Reizungen im Mund-Rachen-Raum, Muskelkrämpfe und -schmerzen sowie eine weitere Verengung der Bronchien auf – in diesem Fall sollte die Anwendung von Formoterol unverzüglich abgebrochen und ein Arzt gerufen werden.

Enthält das Präparat, wie bei der Asthma-Behandlung üblich, zusätzlich ein Glucocortikoid (umgangssprachlich „Cortison“), muss nach der Inhalation etwas gegessen oder getrunken werden, um den Mundraum zu spülen – anderenfalls kann es zu Pilzinfektionen im Mundraum kommen.

Was ist bei der Anwendung von Formoterol zu beachten?

Werden während der Behandlung mit Formoterol weitere Sympathomimetika („anregende“ Wirkstoffe wie Ephedrin) genommen, können sich dadurch die Nebenwirkungen verstärken.

Bei der gleichzeitigen Einnahme von Formoterol und entwässernden Wirkstoffen (Diuretika wie Hydrochlorothiazid/HCT, Furosemid), Steroiden und Xanthinen (beispielsweise Coffein, Theophyllin) kann es zu niedrigen Kaliumblutspiegeln (Hypokaliämie) kommen.

Weitere Medikamente, die auf den Herzrhythmus wirken und im speziellen die sogenannte QT-Strecke verlängern, können in Kombination mit Formoterol zu schweren Herzrhythmusstörungen führen. Beispiele hierfür sind Antibiotika (zum Beispiel Erythromycin), Mittel gegen Allergien (Terfenadin, Astemizol, Phenothiazin), bestimmte Mittel gegen Depressionen (trizyklische Antidepressiva) und sogar Mittel gegen Herzrhythmusstörungen selbst (Chinidin, Procainamid).

Die Wirkung von Formoterol kann abgeschwächt oder aufgehoben werden, wenn man es mit Betablockern (Wirkstoffe zur Senkung der Herzschlagrate und dadurch auch des Blutdrucks), auch in Form von Augentropfen (zur Glaukom-Behandlung), kombiniert.

Die Anwendung von Formoterol während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte nicht erfolgen, wenn es sich vermeiden lässt. In dringenden Fällen, bei denen Nutzen und Risiko sorgfältig ärztlich abgewogen wurde, kann die Anwendung jedoch erfolgen.

Die Behandlung mit Formoterol ist bei Kindern und Jugendlichen ab sechs Jahren zugelassen.

So erhalten Sie Medikamente mit Formoterol

Präparate mit dem Wirkstoff Formoterol sind apotheken- und rezeptpflichtig.

Seit wann ist Formoterol bekannt?

Bereits im Jahr 1903 wurde von den Wissenschaftlern Bullowa und Kaplan entdeckt, dass Adrenalin die Bronchien weitet und bei akuten Asthmaanfällen hilft. Später wurde versucht, die kurze Wirkdauer und die vielen Nebenwirkungen von Adrenalin durch Veränderungen an seiner chemischen Struktur zu optimieren. Im Jahr 1977 wurde Formoterol erstmals hergestellt; sein volles Wirkpotenzial entdeckt man aber erst 1986. Im Jahr 1997 kam Formoterol in Deutschland auf den Markt.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Benjamin Clanner-Engelshofen
Benjamin Clanner-Engelshofen

Benjamin Clanner-Engelshofen ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Er studierte Biochemie und Pharmazie in München und Cambridge/Boston (USA) und merkte dabei früh, dass ihm die Schnittstelle zwischen Medizin und Naturwissenschaft besonders viel Spaß macht. Deshalb schloss er noch ein Studium der Humanmedizin an.

Quellen:
  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013
  • Heinzl, S.: Leichtes Asthma: Weniger Anfälle mit einer Inhalation von Budesonid plus Formoterol nach Bedarf, Deutsches Ärzteblatt, Vol. 116, Issue 38, 2019 (online abgerufen am 30.03.2020)
  • Karow, T. et al.: Pharmakologie und Toxikologie, Eigenverlag, 27.Auflage, 2018
  • Nationale Versorgungsleitlinie Asthma, 3. Auflage, Version 1, 2018 (Abrufdatum: 30.03.2020)
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