Febuxostat

Von , Apothekerin und Studentin der Humanmedizin
Anne Strehlau

Anne Strehlau studierte Pharmazie an der LMU München und war anschließend als Apothekerin in einer niedergelassenen Apotheke und am Uniklinikum der LMU tätig. Dabei merkte sie schnell, wie sehr sie die Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften und Medizin interessiert, weshalb sie nun ergänzend das Studium der Humanmedizin absolviert. Seit Juni 2022 schreibt sie zudem für NetDoktor.

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Febuxostat ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Urikostatika. Ärzte verordnen ihn zur Behandlung chronischer Gicht. Manchmal wird der Wirkstoff auch vorbeugend gegeben, um erhöhte Harnsäurewerte während einer Chemotherapie zu verhindern. Insbesondere zu Beginn der Febuxostat-Einnahme treten weiterhin Gicht-Anfälle auf. Sie werden meist nach einigen Wochen seltener. Lesen Sie, wie Febuxostat wirkt, wie es eingenommen wird und welche Nebenwirkungen auftreten können!

So wirkt Febuxostat

Febuxostat wirkt urikostatisch. Das bedeutet: Es hemmt die Bildung von Harnsäure, dem Abbauprodukt des Purin-Stoffwechsels.

Purine sind Bestandteile von Nukleinsäuren, aus denen das Erbmaterial aufgebaut ist. Sie werden mit der Nahrung aufgenommen oder vom Körper selbst produziert. Ihr Abbau erfolgt über mehrere Stufen zu Harnsäure: Das anfallende Zwischenprodukt Hypoxanthin wird vom Enzym Xanthinoxidase zunächst zu Xanthin und weiter zu Harnsäure abgebaut. Diese scheidet der Körper mit dem Urin aus.

Ist zu viel Harnsäure im Blut vorhanden (Hyperurikämie), löst sie sich nicht mehr und sammelt sich in Form von Harnsäurekristallen (Uratkristalle) im Körper an. Lagern sich diese Kristalle in den Gelenken ab und lösen eine Entzündung aus, sprechen Ärzte von einem Gichtanfall.

Febuxostat greift in den Abbau von Purinen ein, indem es das Enzym Xanthinoxidase hemmt. Damit verhindert es die Harnsäurebildung. Der Harnsäurespiegel im Blut sinkt in der Folge, sodass sich keine Kristalle bilden und ablagern können.

Welche Nebenwirkungen hat Febuxostat?

Vor allem zu Beginn der Therapie leiden Patienten womöglich weiterhin an Gichtanfällen. Das liegt daran, dass sich die noch im Körper vorhandenen Harnsäurekristalle erst nach und nach abbauen. In der Regel treten die Anfälle nach einigen Monaten immer seltener auf, und die Beschwerden sind weniger stark.

Bei einem Gichtanfall schmerzen plötzlich die betroffenen Gelenke, sind angeschwollen, gerötet oder erwärmt. In der Regel empfehlen Mediziner ihren Patienten zusätzlich Medikamente, um Gichtanfälle in den ersten Monaten vorzubeugen oder die Beschwerden zu lindern.

Während der Einnahme von Febuxostat verändert sich häufig das Blutbild. Unter anderem treten erhöhte Leber- oder Schilddrüsenwerte auf. Ärzte kontrollieren daher während der Therapie regelmässig das Blut oder testen die Leberfunktion des Patienten.

Hautausschläge zählen ebenfalls zu den möglichen Nebenwirkungen von Febuxostat. Sie äussern sich unterschiedlich, etwa in Form von juckender oder fleckiger Haut mit Knötchen. In seltenen Fällen sind die Hautausschläge so schwerwiegend, dass sich Teile der Haut ablösen. Die Haut ist dann stark gerötet, wund und bildet Blasen (ähnlich wie bei einer Verbrennung). Betroffene leiden häufig unter Fieber und starkem Krankheitsgefühl. Im weiteren Verlauf löst sich die Haut und stirbt ab. Betroffene benötigen eine sofortige ärztliche Behandlung.

Mögliche Febuxostat-Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt sind Bauchschmerzen, Durchfall oder Übelkeit. Oft fühlen sich Betroffene auch abgeschlagen, haben Kopfschmerzen oder ihnen ist schwindlig.

Febuxostat ruft möglicherweise schwere Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen bei Patienten hervor, die unter Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems leiden. Mehr dazu lesen Sie unter Gegenanzeigen.

Weitere Hinweise zu unerwünschten Nebenwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage Ihres Febuxostat-Medikaments. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, wenn Sie Nebenwirkungen bemerken oder vermuten.

Wann wird Febuxostat eingesetzt?

Ärzte verordnen Febuxostat-Medikamente erwachsenen Patienten bei dauerhaft erhöhten Harnsäurespiegeln im Blut (Hyperurikämie). Der Wirkstoff wird insbesondere dann angewendet, wenn sich durch die hohe Harnsäurekonzentration bereits Uratkristalle (Harnsäurekristalle) im Körper gebildet haben. Patienten bemerken die erhöhten Harnsäurespiegel meist durch Folgeerkrankungen wie Gichtknötchen oder Gichtanfälle.

In Deutschland und Österreich setzen Mediziner Febuxostat auch vorbeugend ein, um die Bildung von zu viel Harnsäure bei Erwachsenen zu vermeiden. Grosse Mengen an Harnsäure können während eines sogenannten Tumorlysesyndroms infolge einer Chemotherapie auftreten. Das bedeutet: Durch die Chemotherapie zerfallen rasch viele Krebszellen. Infolgedessen werden grosse Mengen an Purinen freigesetzt, die der Körper zu Harnsäure abbaut - die Harnsäurekonzentration im Blut steigt.

So wird Febuxostat eingenommen

Febuxostat ist in Form von Tabletten erhältlich, die man einmal täglich unzerkaut mit etwas Flüssigkeit einnimmt.

Zur Behandlung erhöhter Harnsäurewerte bestimmen Mediziner die Febuxostat-Dosis in Abhängigkeit vom Harnsäurespiegel des Patienten. In der Regel nehmen Erwachsene je nach Präparat 40 oder 80 Milligramm Febuxostat (entsprechend einer halben bis ganzen Tablette) pro Tag ein.

Etwa zwei Wochen nach Einnahmebeginn testen Ärzte die Harnsäurewerte des Patienten erneut. So können sie herausfinden, ob die eingesetzte Dosis ausreicht. Ist der Harnsäurespiegel weiterhin zu hoch, steigern sie die Tagesdosis.

Um Gichtanfälle zu verhindern, sollten die Febuxostat-Tabletten mindestens sechs Monate eingenommen werden.

Zur Vorbeugung erhöhter Harnsäurewerte während einer Chemotherapie vorbeugen, nehmen Betroffene 120 Milligramm Febuxostat pro Tag ein. Üblicherweise starten Patienten die Einnahme zwei Tage vor Beginn der Chemotherapie und führen sie für sieben Tage weiter. In manchen Fällen verlängern Ärzte die Einnahme auf bis zu neun Tage.

Wann sollte man Febuxostat nicht anwenden?

Febuxostat sollte nicht eingenommen werden, wenn man überempfindlich auf den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Medikaments reagiert.

In folgenden Fällen entscheidet der Arzt im Einzelfall, ob man Febuxostat einnehmen darf:

  • schwere Nieren- oder Leberfunktionsstörungen (Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz)
  • organtransplantierte Patienten (bei dieser Patientengruppe liegen keine Erfahrungen mit Febuxostat vor)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie zum Beispiel Herzinfarkt, Schlaganfall oder Brustenge (Angina pectoris)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • stark erhöhte Harnsäurebildung, durch die sich Xanthin in den Harnwegen ablagert (zum Beispiel beim Lesch-Nyhan-Syndrom).

Diese Wechselwirkungen können bei Febuxostat auftreten

Der Körper baut Mercaptopurin (Wirkstoff zur Behandlung von Krebserkrankungen) sowie Azathioprin (Wirkstoff zum Beispiel zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen) auf demselben Weg ab wie Harnsäure. Febuxostat hemmt das abbauende Enzym und verringert somit auch den Abbau dieser Wirkstoffe. Als Folge steigt die Menge von Mercaptopurin und Azathioprin im Blut. Dann sind Überdosierungen möglich. Bei gleichzeitiger Einnahme reduziert der Arzt deshalb die Dosis der Wirkstoffe und kontrolliert regelmässig ihre Konzentration im Blut.

Die Leber baut Febuxostat über sogenannte Glucuronidierungs-Enzyme ab. Einige Wirkstoffe hemmen diese Enzyme (Enzyminhibitoren) und blockieren dadurch den Abbau von Febuxostat. Infolgedessen steigt dessen Blutspiegel an - Wirkung und Nebenwirkungen verstärken sich. Zu diesen Enzyminhibitoren zählt unter anderem das HIV-Medikament Atazanavir.

Umgekehrt verstärken sogenannte Enzyminduktoren die Aktivität der abbauenden Enzyme und beschleunigen so den Abbau von Febuxostat. Die eingenommene Dosis reicht dann womöglich nicht mehr aus. Das Antibiotikum Rifampicin (zum Beispiel zur Behandlung von Tuberkulose) ist ein Beispiel für einen solchen Enzyminduktor. Üblicherweise kontrolliert der Arzt daher ein bis zwei Wochen nach Behandlungsbeginn die Harnsäurewerte im Blut.

Teilen Sie Ihrem Arzt alle weiteren Medikamente (auch rezeptfreie und pflanzliche Präparate) sowie Nahrungsergänzungsmittel mit, die Sie einnehmen. Weitere Hinweise zu Wechselwirkungen finden Sie zudem in der Packungsbeilage Ihres Febuxostat-Medikaments.

Febuxostat in Schwangerschaft und Stillzeit

Die Anwendung von Febuxostat in der Schwangerschaft und Stillzeit ist nur wenig untersucht. Schwangere und stillende Frauen sollten den Wirkstoff daher nicht einnehmen.

So erhalten Sie Medikamente mit Febuxostat

Medikamente mit Febuxostat sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschreibungspflichtig. Patienten erhalten den Wirkstoff mit einem Rezept in der Apotheke.

In der Schweiz sind derzeit nur Tabletten erhältlich, die 80 Milligramm Febuxostat enthalten. In Deutschland und Österreich sind für Patienten zusätzlich Tabletten mit 120 Milligramm Febuxostat verfügbar.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Anne Strehlau
Anne Strehlau

Anne Strehlau studierte Pharmazie an der LMU München und war anschließend als Apothekerin in einer niedergelassenen Apotheke und am Uniklinikum der LMU tätig. Dabei merkte sie schnell, wie sehr sie die Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften und Medizin interessiert, weshalb sie nun ergänzend das Studium der Humanmedizin absolviert. Seit Juni 2022 schreibt sie zudem für NetDoktor.

Quellen:
  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH München, 2013
  • Fachinformationen zu Febuxostat, unter: www.fachinfo.de, https://aspregister.basg.gv.at und www.swissmedicinfo.ch (Abrufdatum: 15.12.2022)
  • Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, 11. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2020
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