Ebastin

Von , Apotheker und Pharmazie-Journalist
Mag. pharm. Christopher Waxenegger

Christopher Waxenegger studierte Pharmazie an der Universität Wien. Es folgten die erfolgreiche Fachprüfung für den Apothekerberuf sowie die freie Mitarbeit in einer Arztpraxis mit dem Schwerpunkt Medikationsanalyse. Seit 2020 widmet er sich dem Fachjournalismus und verfasst Sachtexte zu verschiedenen Gesundheitsthemen. Im Urlaub erkundet Christopher gerne die schottischen Highlands und genießt die Ruhe der Natur.

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Ebastin ist ein Arzneistoff gegen Heuschnupfen und Nesselsucht. Es unterdrückt die allergievermittelnde Wirkung des Botenstoffes Histamin, indem es dessen Bindungsstellen blockiert. Ebastin ist gut verträglich. Am häufigsten berichten Patienten über Kopfschmerzen und Mundtrockenheit. Erfahren Sie mehr über das Antihistaminikum Ebastin, seine Neben- und Wechselwirkungen!

Wie wirkt Ebastin?

Ebastin wirkt antiallergisch, indem es die Aktivierung von Histamin-H1-Rezeptoren durch Histamin hemmt. Im Zuge allergischer Reaktionen wird dieser Botenstoff in grösseren Mengen freigesetzt. Indem er an seinen Bindungsstellen andockt, löst er allergische Symptome wie Niesreiz und Jucken aus.

Durch das Besetzen der Histamin-Bindungsstellen verhindert Ebastin, dass das allergische Signal weitergeleitet wird – die Allergiesymptome bessern sich.

Als Antihistaminikum der zweiten Generation überwindet der Wirkstoff kaum die Blut-Hirn-Schranke. Ebastin verursacht deswegen seltener als ältere Antihistaminika Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schläfrigkeit. Auch von einer Gewichtszunahme ist nichts bekannt.

Im Unterschied dazu überwinden Antihistaminika der ersten Generation die Blut-Hirn-Schranke. Somit sind sie in der Lage, zentrale Histamin-Rezeptoren zu blockieren – mit Folgen wie Müdigkeit, gesteigerter Appetit und Gewichtszunahme.

Was sind die Nebenwirkungen von Ebastin?

Die häufigsten Nebenwirkungen des Antiallergikums sind Kopfschmerzen, Mundtrockenheit und Schläfrigkeit.

Selten zeigen sich andere unerwünschte Begleiterscheinungen wie Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems, Nervosität, beschleunigter und/oder spürbarer Herzschlag.

Mehr zu den möglichen Nebenwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage Ihres Ebastin-Medikaments. Wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie unerwünschte Begleiterscheinungen entwickeln oder vermuten.

Wogegen hilft Ebastin?

Ebastin ist zugelassen zur symptomatischen Behandlung von allergischem Schnupfen (allergischer Rhinitis), der entweder saisonal auftritt (Heuschnupfen) oder ganzjährig besteht (z.B. bei Hausstauballergie).

Ausserdem kann Ebastin gegen Nesselsucht (Urtikaria) eingesetzt werden. Das ist eine krankhafte Reaktion der Haut, die sich für gewöhnlich mit Rötungen, starkem Juckreiz und Quaddeln (Erhebungen der Haut) präsentiert. Sie kann allergisch bedingt sein, aber auch andere Ursachen haben.

Wie lange darf man Ebastin einnehmen?

Die Dauer der Einnahme richtet sich nach den Beschwerden und wird vom behandelnden Arzt oder der behandelnde Ärztin festgelegt. In Studien wurde Ebastin bei Patienten mit Heuschnupfen bis zur Dauer von einem Jahr untersucht. Anwendungserfahrungen bei Nesselsucht beschränken sich auf drei Monate.

Wenn Sie unter einer Allergie oder Nesselsucht leiden und nichts dagegen spricht, kann Ihr Arzt Ebastin auch länger verordnen.

So wird Ebastin eingenommen

Ebastin ist in Deutschland in Form von Filmtabletten und Schmelztabletten erhältlich. In Österreich und der Schweiz sind keine Arzneimittel mit Ebastin registriert.

  • Allergischer Schnupfen: Die empfohlene Dosierung für Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahren beträgt zehn Milligramm Ebastin einmal täglich. Bei starken oder ganzjährigen Beschwerden kann diese Menge auf 20 Milligramm erhöht werden.
  • Nesselsucht: Erwachsene mit Nesselsucht nehmen normalerweise einmal täglich zehn Milligramm Ebastin ein. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist Ebastin nicht geeignet (fehlende Daten).

Nehmen Sie die Filmtabletten am besten unzerkaut mit einem Glas Wasser ein – entweder zu einer Mahlzeit oder unabhängig davon.

Hat Ihnen der Arzt Ebastin-Schmelztabletten verordnet, legen Sie diese nach der Entnahme aus der Packung einfach auf die Zunge. Die Schmelztablette löst sich dann umgehend auf.

Öffnen Sie die Blisterpackung mit Vorsicht und ohne die Schmelztablette zu zerdrücken. Diese ist sehr dünn und zerbrechlich.

Wann sollte man Ebastin nicht einnehmen?

Ebastin darf man im Allgemeinen nicht anwenden...

  • wenn man überempfindlich oder allergisch auf den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Medikaments reagiert
  • bei Kindern unter zwölf Jahren (gilt für allergischen Schnupfen)
  • bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren (gilt für Nesselsucht)
  • in der Schwangerschaft und Stillzeit

Diese Wechselwirkungen können bei Ebastin auftreten

Folgende Menschen dürfen Ebastin nur mit grosser Vorsicht verwenden:

  • Patienten mit angeborenem QT-Syndrom (seltene Erkrankung, bei der die Herzstromkurve im EKG verändert ist)
  • Patienten mit zu niedrigen Kaliumspiegeln (Hypokaliämie)
  • Patienten, die gleichzeitig bestimmte Medikamente einnehmen, z.B. Ketoconazol oder Itraconazol (Antipilzmittel), Erythromycin oder Clarythromycin (Antibiotika)

Das Antibiotikum Rifampicin, das vor allem gegen Tuberkulose eingesetzt wird, verringert den Blutspiegel von Ebastin. Womöglich reduziert sich dadurch dessen antiallergische Wirkung.

Wechselwirkungen mit Alkohol wurden nicht beobachtet. Dasselbe gilt für Warfarin (Gerinnungshemmer), Theophyllin (Reservemittel bei COPD), Diazepam (Beruhigungsmittel) und Cimetidin (Mittel gegen Sodbrennen).

Informieren Sie Ihren Arzt über alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die Sie anwenden. Das gilt auch für rezeptfreie sowie pflanzliche Präparate. Weitere Infos zu möglichen Wechselwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage Ihres Ebastin-Präparats.

So erhalten Sie Medikamente mit Ebastin

Ebastin ist in Deutschland nicht rezeptfrei, sondern verschreibungspflichtig. Es muss also von einem Arzt oder einer Ärztin verordnet werden.

In Österreich und der Schweiz gibt es zurzeit keine Allergiemedikamente mit diesem Wirkstoff.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Christopher Waxenegger
Mag. pharm.  Christopher Waxenegger

Christopher Waxenegger studierte Pharmazie an der Universität Wien. Es folgten die erfolgreiche Fachprüfung für den Apothekerberuf sowie die freie Mitarbeit in einer Arztpraxis mit dem Schwerpunkt Medikationsanalyse. Seit 2020 widmet er sich dem Fachjournalismus und verfasst Sachtexte zu verschiedenen Gesundheitsthemen. Im Urlaub erkundet Christopher gerne die schottischen Highlands und genießt die Ruhe der Natur.

Quellen:
  • Fachinformation zu Ebastin-Präparaten (Deutschland), unter: www.pharmnet-bund.de (Abruf: 17.01.2023)
  • Fachinformation zu Ebastin-Präparaten (Österreich), unter: www.basg.gv.at (Abruf: 17.01.2023)
  • Fachinformation zu Ebastin-Präparaten (Schweiz), unter: www.swissmedicinfo.ch (Abruf: 17.01.2023)
  • Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020
  • Karow, T. et Lang-Roth, R.: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Thomas Karow Verlag, 29. Auflage, 2021
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