Coronavirus-Impfstoff Moderna (Spikevax)

Von , Medizinredakteurin
und , (Bio-)Chemiker
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Dr. Maximilian Reindl

Maximilian Reindl studierte Chemie und Biochemie an der LMU in München und ist seit Dezember 2020 Mitglied der NetDoktor-Redaktion. Er arbeitet sich für Sie in medizinisch-naturwissenschaftliche und gesundheitspolitische Themen ein, um diese gut verständlich und nachvollziehbar aufzubereiten.

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Beim Coronavirus-Impfstoff Spikevax des Herstellers Moderna handelt sich um einen mRNA-Impfstoff. Am 12. Januar 2021 hat das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic den Corona-Impfstoff in der Schweiz vorläufig zugelassen. Was ist zu Wirkung, Dosierung und Verträglichkeit bekannt?

Covid-19-Impfung

Was ist Moderna für ein Impfstoff?

Der Impfstoff Spikevax des Herstellers Moderna ist ein mRNA-Impfstoff. Das heisst, das Präparat besteht aus dem genetischen Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus Sars-CoV-2, der die menschliche Zelle dazu anregt diese virale Erkennungsstruktur selbstständig (vorübergehend) zu produzieren.

Produziert die menschliche Zelle diese virale Eiweissstruktur, erzeugt dies einen gezielten Reiz, der das menschliche Immunsystem aktiviert. Dadurch lernt der Körper sich gegen das Coronavirus zu wehren – und ist damit im Falle einer tatsächlichen Infektion mit Sars-CoV-2 zur Virusabwehr gezielt vorbereitet.

Wie ist die Wirksamkeit?

Klinische Studien bescheinigen dem Moderna-Impfstoff Spikevax (mRNA-1273) des US-Herstellers Moderna eine sehr hohe Wirksamkeit von etwa 94 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Wildtyp-Coronavirus. Er soll auch bei älteren Menschen eine hohe Wirksamkeit entfalten.

Eine vollständige Grundimmunisierung mit Spikevax umfasst zwei Impfdosen, verabreicht idealerweise im Abstand von 28 Tagen. Wie alle anderen Coronavirus-Impfstoffe nahm die Wirksamkeit durch das Aufkommen neuer Virusvarianten ab. Der Impfstoff schützt jedoch weiterhin zuverlässig vor schweren Verläufen.

Mit Blick auf neuaufgekommende Varianten wie Omikron passte die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) ihre Empfehlungen daher an: Um einen bestmöglichen Schutz aufrechtzuerhalten empfiehlt sie eine Drittimpfung mit einem weiteren mRNA-Vakzin – also entweder mit Comirnaty oder Spikevax. Unter 30-Jährige sollen jedoch vorzugsweise den BioNTech/Pfizer-Impfstoff als Booster erhalten.

Mindestens vier Monate nach Ihrer Zweitimpfung oder bestätigter Sars-CoV-2-Infektion können Sie die Booster-Dosis erhalten.

Welche Nebenwirkungen treten auf?

Der Impfstoff ist den vorliegenden Zulassungsdokumenten zufolge gut verträglich und gilt in der Praxis als ausgiebig erprobt.

Typische Impfreaktionen

Bei jedem zweiten Geimpften traten in der Regel mässige typische Impfreaktionen auf. Die häufigsten unerwünschten Impferscheinungen (UIE) sind Schmerzen und Rötung an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Fieber sowie Lymphknotenschwellungen. Sie dauerten in der Regel nur kurz und waren meist mild.

Möchten Sie weiterführende Informationen zu den typischen Impfreaktionen im Nachgang einer Schutzimpfung erfahren, so finden Sie diese hier.

Seltene Nebenwirkungen

Bis zum 8. Februar 2022 wurden 8’350 vermutete unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) in Zusammenhang mit dem Impfstoff Spikevax an Swissmedic gemeldet. Das entspricht beinahe 68 Prozent der insgesamt gemeldeten Fälle (Spikevax ist in der Schweiz mit rund 63 Prozent der verabreichten Impfdosen der am häufigsten angewendete Impfstoff).

Laut EKIF kam es bisher jedoch nur selten zu schweren unerwünschten Impferscheinungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Gabe von Spikevax. So wurde etwa von Einzelfällen vorübergehender Gesichtslähmungen (Facialisparesen) innerhalb von einem Monat nach Impfung berichtet. Bislang geht man jedoch nicht von einem ursächlichen Zusammenhang aus.

Anaphylaxie: Seit der Zulassung in anderen Ländern beobachteten Ärzte ausserdem sehr selten Fälle einer Überempfindlichkeitsreaktion (Anaphylaxie) im Nachgang einer Impfung. Daher sorgen Ärzte für eine angemessene Beobachtung (in der Regel für mindestens 15 Minuten) bei frisch geimpften Personen, um eine medizinische Behandlung bei Bedarf zur Verfügung zu stellen.

Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung: Das Risiko für eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) wie auch eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) ist nach einer Impfung mit Spikevax erhöht – dennoch handelt es sich um (sehr) seltene Komplikationen. Sie entwickeln sich meist innerhalb von 14 Tagen und äussern sich durch Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit und Herzklopfen.

Bis zum 8. Februar 2022 wurden, bei etwa 15,5 Mio. verabreichten Impfdosen, 347 Verdachtsberichte von Myokarditis und/oder Perikarditis aus der Schweiz gemeldet und untersucht. Davon traten 263 Fälle in zeitlichem Zusammenhang mit der Gabe von Spikevax auf. Verschiedene Studien zeigen, dass Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen bei Personen unter 30 Jahren nach der Impfung mit Spikevax häufiger beobachtet wurden als nach der Impfung mit Comirnaty. Daher empfiehlt die EKIF eine Drittimpfung in dieser Altersgruppe vorzugsweise mit dem Comirnaty-Impfstoff.

Laut den Daten von Swissmedic traten bisher (Stand: 11.02.2022) insgesamt 199 Todesfälle in unterschiedlichem zeitlichen Abstand zu den derzeit in der Schweiz erhältlichen Corona-Impfungen (Spikevax von Moderna, Comirnaty von Pfizer/BioNTech, Janssen von Johnson & Johnson) auf. Bei vielen Verstorbenen lagen nach Angaben von Swissmedic (schwerwiegende) Vorerkrankungen vor. Es gebe derzeit keine Hinweise darauf, dass die Impfstoffgabe die Todesfälle verursacht habe.

Anwendung

Spikevax war zunächst für Personen ab 18 Jahren freigegeben worden. 26. Oktober 2021 erweiterte das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic die Zulassung, so dass das Vakzin nun auch für besonders gefährdete Personen ab 12 Jahren empfohlen wird. Spikevax erfordert keine Dosisanpassung für Personen älter als 65 Jahre.

Ärzte verabreichen die Impfung intramuskulär. Das heisst, sie spritzen die jeweilige Impfdosis meist in den Oberarm. Eine solche Impfdosis entspricht 0,5 Milliliter, die 100 Mikrogramm der mRNA-Lipidnanopartikel enthalten.

Wirkmechanismus

Um eine Immunreaktion zu erzielen, werden winzige Abschnitte aus dem Virenerbgut in die Körperzellen eingebracht. Sie enthalten die Bauanleitung für das Spikeprotein, mit dessen Hilfe Sars-CoV-2 in die menschlichen Zellen schlüpft.

Die Körperzelle produziert im Falle der Impfung nicht das gesamte Virus, sondern nur eine einzelne virale Eiweissstruktur. Dieses reicht aus, um das Immunsystem gegen den Krankheitserreger zu trainieren.

Lagerung

Da sich ein mRNA-Molekül sehr leicht zersetzt, wird es bei der Impfstoffproduktion in ein sogenanntes Lipid-Nanopartikel (LNP) verpackt. Das LNP selbst ist dabei hauptsächlich eine Kombination aus mRNA und einem Zusatzstoff namens SM-102. Dieser Zusatzstoff macht das Vakzinkonstrukt unter anderem stabil und lagerfähig.

Ein grosser Vorteil ist, dass der Moderna-Impfstoff weniger stark gekühlt werden muss als sein Pendant Comirnaty von BioNTech/Pfizer: Spikevax kann bei Kühlschranktemperaturen von 2 bis 8 Grad Celsius ungeöffnet bis zu 30 Tage gelagert werden. Das bedeutet, er kann auch gut vom Hausarzt verimpft werden. Für die Lagerung des BioNTech/Pfizer-Vakzins werden hingegen rund minus 70 Grad Celsius benötigt.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Maximilian Reindl studierte Chemie und Biochemie an der LMU in München und ist seit Dezember 2020 Mitglied der NetDoktor-Redaktion. Er arbeitet sich für Sie in medizinisch-naturwissenschaftliche und gesundheitspolitische Themen ein, um diese gut verständlich und nachvollziehbar aufzubereiten.

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