Coronavirus-Impfstoff AstraZeneca (Vaxzevria)

Von , (Bio-)Chemiker
Dr. Maximilian Reindl

Maximilian Reindl studierte Chemie und Biochemie an der LMU in München und ist seit Dezember 2020 Mitglied der NetDoktor-Redaktion. Er arbeitet sich für Sie in medizinisch-naturwissenschaftliche und gesundheitspolitische Themen ein, um diese gut verständlich und nachvollziehbar aufzubereiten.

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Der Covid-19-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca namens Vaxzevria (AZD1222) gehört zur Klasse der Vektorimpfstoffe. Obwohl er bereits seit Monaten EU-weit verimpft wird, hat die Swissmedic dem Impfstoff bislang noch keine Zulassung erteilt.

Der Vektorimpfstoff des Herstellers AstraZeneca.

Um was für einen Impfstoff handelt es sich?

Der Impfstoff Vaxzevria (AZD1222) des Herstellers AstraZeneca ist ein Vektorimpfstoff gegen die Krankheit Covid-19. Er trainiert das menschliche Immunsystem gezielt gegen den Erreger Sars-CoV-2. In klinischen Studien vermittelte Vaxzevria (AZD1222) einen guten Schutz vor Covid-19. Während er bereits seit 29.01.2021 eine vorläufige Marktzulassung in der Europäischen Union (EU) besitzt, hat Swissmedic dem Impfstoff bislang noch keine Zulassung erteilt.

Vektorimpfstoffe gehören zur Klasse der genetischen Impfstoffe. Grundlage ist in diesem Fall ein harmloses, von Schimpansen stammendes Erkältungsvirus (Adenovirus), das als sogenannter Vektor dient. Das Impfvirus wird dazu mit einem kurzen Abschnitt des Sars-CoV-2-Erbguts ausgerüstet, der den Bauplan für die Herstellung des Spike-Proteins enthält.

Vektorimpfstoffe gehören zur Klasse der genetischen Impfstoffe. Grundlage ist in diesem Fall ein harmloses, von Schimpansen stammendes Erkältungsvirus (Adenovirus), das als sogenannter Vektor dient. Das Impfvirus wird dazu mit einem kurzen Abschnitt des Sars-CoV-2-Erbguts ausgerüstet, der den Bauplan für die Herstellung des Spike-Proteins enthält.

Mit der Impfung gelangt der Bauplan in die menschliche Zelle. Daraufhin beginnt diese das Virusprotein zu produzieren: Anschliessend präsentiert sie es auf ihrer Oberfläche. Das menschliche Immunsystem bildet dann gezielt Antikörper und Immunzellen (T-Zellen, B-Zellen) gegen das Spike-Protein. Diese erlernte Immunantwort kann die Geimpften im Falle einer Infektion davor schützen, dass Covid-19 ausbricht.

Wirksamkeit gegen Covid-19

Der AstraZeneca-Impfstoff besitzt laut dem deutschen Robert-Koch-Institut (RKI) eine Wirksamkeit von 80 Prozent. Der Schutz vor schweren Verläufen liegt bei nahezu 100 Prozent, insbesondere auch bei Senioren. Auch gegen Virusmutationen soll Vaxzevria gut schützen.

Der vollständige Impfschutz durch Vaxzevria (AZD1222) ist zwei Wochen nach der zweiten Impfdosis erreicht.

Verträglichkeit und Nebenwirkungen

Der Impfstoff von AstraZeneca wird insgesamt gut vertragen. Auftretende Nebenwirkungen werden aber weiterhin engmaschig von den jeweiligen Arzneimittelbehörden überwacht und laufend aktualisiert. Schwere Nebenwirkungen treten im Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung nach wie vor nur sehr selten auf.

Allerdings mehrten sich Berichte über sehr seltene Hirnvenenthrombosen (Sinusvenenthrombosen), die mit einem Mangel an Blutplättchen einhergehen (Thrombozytopenie). Die Wahrscheinlichkeit für diese Impfkomplikation liegt bei 1 : 100 000.

Da die Symptome der Hirnvenenthrombosen nicht unmittelbar nach der Impfung, sondern nach vier bis 16 Tagen auftraten, sind Kopfschmerzen, die sich typischerweise direkt nach der Impfung zeigen, meist kein Grund zur Besorgnis.

Häufige Nebenwirkungen

Etwa einer von zehn Geimpften entwickelt als Reaktion auf die Impfung moderate Nebenwirkungen. Sie entsprechen denen, die üblicherweise nach Impfungen auftreten. Die Nebenwirkungen verschwinden meist innerhalb weniger Stunden oder Tage. Dazu gehören:

  • milde bis moderate Schmerzen oder Schwellungen an der Einstichstelle
  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Gelenkschmerzen
  • mildes Krankheitsgefühl
  • Frösteln
  • leichtes Fieber

Schwere Nebenwirkungen

Schwere Nebenwirkungen, beispielsweise schwere (anaphylaktische) Reaktionen sind nach der Impfung sehr selten.

Hirnvenenthrombosen

Beobachtet wurden aber verschiedene Fälle seltener, gefährlicher Hirnvenenthrombosen, oft in Zusammenhang mit einem Mangel an Blutplättchen. Ein Teil der Patienten ist daran gestorben. Den Daten Zufolge ist etwa einer von 100000 Geimpften betroffen. Die Hirnvenenthrombosen traten vier bis 16 Tage nach der Impfung auf und betrafen überwiegend junge Frauen und Frauen mittleren Alters.

Alle Personen, die sich im Nachgang einer erhaltenen Impfgabe von Vaxzevria (AZD1222) zunehmend unwohl fühlen, punktförmige Hautblutungen oder starke anhaltende Kopfschmerzen entwickeln, sollten sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.

Kapillarlecksyndrom

Darüber hinaus berichtet der Hersteller AstraZeneca jüngst über sehr seltene Fälle des sogenannten Kapillarlecksyndroms (Capillary-Leak-Syndrom, CLS), das im zeitlichen Zusammenhang mit einer Vaxzevria-Impfung auftrat. Ein Fall mit tödlichem Ausgang wurde benannt.

Nach ersten Schätzungen betrifft diese schwere Form von Nebenwirkung einen Fall auf rund fünf Millionen verabreichter Impfdosen. In einigen Fällen zeigte sich bei Betroffenen jedoch bereits eine Vorgeschichte mit CLS. Impflinge, die bereits zuvor eine CLS-Episode durchstanden haben, sollten daher nicht mehr mit Vaxzevria geimpft werden.

CLS gilt als eine seltene Erkrankung. Sie ist durch eine fehlgeleitete Entzündungsreaktion und eine Funktionsstörung der Blut- und Lymphgefässe gekennzeichnet. Im konkreten Fall bedeutet dies, dass für die Dauer der CLS-Episode die Mechanismen der Gefässerweiterung gestört sind und die Blutgefässe durchlässig werden.

Als direkte Folge sinkt der Blutdruck Betroffener rasch ab, und es kommt zu einem Einstrom von Flüssigkeit in die Gewebe. Dadurch tritt eine rasche Gewichtszunahme mit fortschreitender Schwellung der Arme und Beine ein. Dies wiederum führt zu einer stetigen Eindickung des Blutes (Hämokonzentration), was möglicherweise in Organversagen oder einem Schock münden kann.

In seltenen Fällen kann auch eine COVID-19-Infektion ein systemisches CLS auslösen.

Transverse Myelitis

In vereinzelten Fällen berichten Ärzte von einer weiteren sehr seltenen Komplikation, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer Vaxzevria Gabe beobachtet wurde (traverse Myelitis, TM).

TM ist eine seltene neurologische Erkrankung, bei der sich das Rückenmark betroffener Patienten entzündet. Die Gründe hierfür sind noch weitgehend unbekannt, doch vermutet man eine Autoimmunreaktion gegen körpereigene Strukturen des Rückenmarks.

Die Symptome sind je nach betroffener Partie des Rückenmarks unterschiedlich. Sie reichen von Empfindungsstörungen, Erschöpfung, Fehlfunktionen des Magen-Darm-Trakts, Bewegungsauffälligkeiten bis hin zur Lähmung.

Obwohl es sich bei den dokumentierten Berichten um sporadische Einzelfälle handelt, sieht die europäische Gesundheitsbehörde dennoch zumindest einen möglichen Zusammenhang zwischen Vaxzevria-Impfung und TM. Die Häufigkeit dieser Komplikation ist jedoch unbekannt.

Die EMA betont in diesem Zusammenhang, dass trotz dieser Einzelfallberichte, das Risiko-Nutzen-Verhältnis für Vaxzevria weiterhin klar positiv ausfällt.

Verträglich auch bei Allergien

Nach derzeitigem Wissensstand ist der Impfstoff auch für Allergiker geeignet. Allergiker sollten ihren impfenden Arzt aber vor der Impfung auf bekannte Allergien hinweisen. Im Falle einer allergischen Reaktion kann der Arzt so schnell gegensteuern.

Ausserdem sollten Sie im Anschluss an die Impfung noch mindestens 15 Minuten zur medizinischen Überwachung in der Praxis oder im Impfzentrum bleiben

Impfung in der Schwangerschaft

Es bestehen keine Erfahrungen bei der Verwendung des Impfstoffs in der Schwangerschaft. Gemäss einer vorläufigen Einschätzung sind keine schädigenden Einflüsse auf das Ungeborene durch eine Impfung mit Vaxzevria (AZD1222) zu erwarten.

Diese Beurteilung beruht jedoch auf vorläufigen Untersuchungen im Tiermodell. Verlässliche Daten zu Wirkung und Nebenwirkung in der Schwangerschaft liegen für Vaxzevria (AZD1222) noch nicht vor.

Die Entscheidung, ob eine Impfung in der Schwangerschaft sinnvoll ist, sollten Sie in enger Abstimmung mit Ihrem behandelnden Arzt klären. Er kann Nutzen und Risiko für Sie am besten abschätzen.

Impfung im Krankheitsfall

Bei leichten Erkältungssymptomen ist es möglich, sich impfen zu lassen. Im Falle einer schwereren Erkrankung sollten Sie eine anstehende Impfung jedoch verschieben.

Impfung und Gerinnungshemmer

Personen, die vorbeugend Gerinnungshemmer nehmen, sollten den Arzt im Vorfeld darauf aufmerksam machen. Es gelten dann die allgemeinen Vorsichtsmassnahmen: Der Impfstoff muss im Falle einer Antikoagulationstherapie besonders behutsam verabreicht werden.

Impfung mit Immunschwäche

Wie gut Vaxzevria (AZD1222) bei Patienten mit einer Immunschwäche oder medikamentös unterdrückten Abwehrkräften (Immunsuppression) wirkt und wie gut er von ihnen vertragen wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch unklar. Diesbezügliche Studien haben bislang nicht stattgefunden. Es ist jedoch möglich, dass die Wirkung der Impfung bei Patienten mit schwachem Immunsystem geringer ausfallen könnte.

Lagerung und Haltbarkeit

Im Gegensatz zu den Impfstoffen Comirnaty des Herstellers BioNTech/Pfizer und des Vakzins von Moderna, kann Vaxzevria (AZD1222) über längere Zeit im Kühlschrank gelagert werden.

Die vom Hersteller angegebene maximale Lagerzeit im ungeöffneten Zustand beträgt rund sechs Monate. Vaxzevria (AZD1222) wird in Dosenbehältnissen mit je 8 oder 10 Impfdosen ausgeliefert.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

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Maximilian Reindl studierte Chemie und Biochemie an der LMU in München und ist seit Dezember 2020 Mitglied der NetDoktor-Redaktion. Er arbeitet sich für Sie in medizinisch-naturwissenschaftliche und gesundheitspolitische Themen ein, um diese gut verständlich und nachvollziehbar aufzubereiten.

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