Cefixim

Von , Apotheker, Arzt
Benjamin Clanner-Engelshofen

Benjamin Clanner-Engelshofen ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Er studierte Biochemie und Pharmazie in München und Cambridge/Boston (USA) und merkte dabei früh, dass ihm die Schnittstelle zwischen Medizin und Naturwissenschaft besonders viel Spaß macht. Deshalb schloss er noch ein Studium der Humanmedizin an.

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Cefixim ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Cephalosporine der dritten Generation. Es wirkt gegen ein breites Spektrum an bakteriellen Erregern. Cephalosporine sind eng mit den Penicillinen verwandt, weshalb Menschen mit einer Penicillin-Allergie meist auch allergisch auf Cephalosporine reagieren. Hier lesen Sie alles Wichtige zu Cefixim: Anwendung, Wirkung sowie Wechsel- und Nebenwirkungen.

So wirkt Cefixim

Cefixim wirkt bakterizid, kann also Bakterien abtöten.

Bakterien schützen sich vor harschen Umwelteinflüssen, indem sie zusätzlich zu einer Zellmembran (wie sie auch tierische und menschliche Zellen haben) eine feste Zellwand ausbilden. Diese verleiht den Keimen hauptsächlich eine erhöhte Widerstandskraft gegen äussere Einflüsse wie unterschiedliche Salzkonzentrationen in der Umgebung.

Wenn die Umweltbedingungen günstig sind, teilen sich Bakterienzellen laufend, um sich zu vermehren (einige Bakterien sogar alle zwanzig Minuten). Jedes Mal muss die stabile Zellwand kontrolliert aufgebrochen und anschliessend wieder ergänzt und vernetzt werden. Für die Quervernetzung zwischen einzelnen Zellwand-Bausteinen (Zucker- und Eiweissverbindungen) sorgt das bakterielle Enzym Transpeptidase.

Beta-Lactam-Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine (hierzu gehört Cefixim) hemmen die Transpeptidase. Die Bakterienzelle versucht zwar weiterhin, sich zu teilen, kann nach der Teilung aber die offenen Stellen ihrer Zellwand nicht mehr schliessen - sie stirbt ab. Man spricht deshalb bei Cefixim auch von einem "bakteriziden Antibiotikum".

Schon früh hat man vor allem bei den Penicillinen gemerkt, dass Bakterien sich dank ihrer hohen Teilungsrate auch schnell an ihre Umwelt anpassen können. Durch Änderungen (Mutationen) in ihrem Erbgut, die laufend passieren, können einige Bakterien das Enzym beta-Lactamase bilden.

Dieses ist in der Lage beta-Lactam-Antibiotika der ersten Generationen abzubauen, wodurch diese nicht mehr wirken. Cefixim ist jedoch beta-Lactamase-stabil, wodurch es gegen ein breiteres Spektrum an bakteriellen Erregern wirkt als andere Cephalosporine und die früheren Penicilline.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Nach der Einnahme als Tablette oder gelöst in Wasser wird Cefixim etwa zur Hälfte aus dem Darm in das Blut aufgenommen und erreicht dort nach drei bis vier Stunden die höchsten Blutspiegel.

Cefixim wird im Körper nicht umgewandelt oder abgebaut und grösstenteils über die Nieren aus dem Körper befördert. Etwa vier Stunden nach der Einnahme ist die Hälfte mit dem Urin ausgeschieden.

Wann wird Cefixim eingesetzt?

Cefixim ist zugelassen zur Behandlung von bakteriellen Infektionen, deren Erreger empfindlich auf dieses Antibiotikum reagieren. Dies sind zum Beispiel:

Die Anwendung von Cefixim erfolgt nur kurzzeitig, wobei sich Patienten genau an die ärztlichen Anweisungen halten sollten: Das Antibiotikum darf nicht länger, aber auch nicht kürzer als verordnet eingenommen werden, da sich sonst bakterielle Resistenzen bilden können.

So wird Cefixim angewendet

Üblicherweise wird Cefixim in Form von Tabletten oder als Suspension (hergestellt aus Granulat oder Trinktabletten) eingenommen. Meist werden einmal täglich 400 Milligramm Cefixim oder zweimal täglich 200 Milligramm Cefixim über die Dauer von fünf bis zehn Tagen verordnet. Bei unkomplizierten Harnwegsinfekten der Frau kann der Arzt die Einnahmedauer auch auf ein bis drei Tage reduzieren.

Das Antibiotikum kann zusammen mit oder unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen werden.

Welche Nebenwirkungen hat Cefixim?

Die häufigsten Nebenwirkungen, die unter der Behandlung mit Cefixim auftreten, sind Durchfälle und weiche Stuhlgänge, da der Wirkstoff auch die nützlichen Darmbakterien angreift und abtötet.

Gelegentlich kommt es ausserdem bei einem von hundert bis tausend Behandelten zu Nebenwirkungen in Form von Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Übelkeit, Erbrechen, erhöhten Leberenzymwerten, Schwindel, Unruhe und Hautausschlägen.

Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion (Juckreiz, Hautausschlag, Atemnot) müssen Sie einen Arzt verständigen und die Einnahme von Cefixim beenden.

Was ist bei der Einnahme von Cefixim zu beachten?

Gegenanzeigen

Cefixim sollte nicht eingenommen werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, anderen Cephalosporinen oder einem der anderen Bestandteile des Medikaments
  • früheren Überempfindlichkeitsreaktionen gegen ein Penicillin oder Betalaktam-Antibiotikum

Wechselwirkungen

Wird das Antibiotikum Cefixim mit anderen Wirkstoffen kombiniert, welche die Nierenfunktion beeinträchtigen, kann diese stark vermindert werden. Das gilt zum Beispiel für die Antibiotika Gentamycin, Colistin und Polymyxin sowie für stark wirksame Entwässerungsmittel wie Etacrynsäure und Furosemid.

Bei der zeitgleichen Einnahme von Cefixim mit dem Blutdruckmittel Nifedipin ist dessen Aufnahme aus dem Darm in das Blut stark erhöht (Gefahr von starkem Blutdruckabfall!).

Die zusätzliche Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten vom Cumarin-Typ (wie Phenprocoumon und Warfarin) kann zu einem gesteigerten Blutungsrisiko führen. Daher sollten die Gerinnungswerte während der Einnahme engmaschig kontrolliert werden.

Altersbeschränkung

Frühgeborene und Neugeborene sollten Cefixim nicht erhalten. Kinder und Jugendliche jedoch drüfen das Antibiotikum in entsprechend reduzierter Dosierung einnehmen.

Schwangerschaft und Stillzeit

Cefixim sollte gemäss Fachinformation in der Schwangerschaft nur dann zum Einsatz kommen, wenn eine Behandlung von ärztlicher Seite als unbedingt notwendig erachtet wird. Da nicht bekannt ist, ob Cefixim in die Muttermilch übertritt, darf der Wirkstoff stillenden Müttern nicht verschrieben werden.

Die klinische Erfahrung zeigte jedoch bislang weder Hinweise auf ein Fehlbildungsrisiko noch relevante Nebenwirkungen bei gestillten Kindern, wenn die Mütter mit dem Antibiotikum behandelt wurden. Experten zufolge kann Cefixim daher in der Schwangerschaft und Stillzeit indikationsgerecht eingesetzt werden.

So erhalten Sie Medikamente mit Cefixim

Cefixim ist in Deutschland und Österreich in jeder Dosierung und Packungsgrösse verschreibungspflichtig. In der Schweiz ist der Wirkstoff nicht mehr im Handel.

Seit wann ist Cefixim bekannt?

Das erste Cephalosporin wurde 1945 an der Universität Cagliari (Italien) entdeckt. Es wurde aus dem Pilz Cephalosporium acremonium (heute Acremonium chrysogenum) isoliert.

Aufgrund seiner Penicillin-ähnlichen Struktur vermuteten die Forscher, dass durch eine gezielte chemische Veränderung auch wirkungsvolle Antibiotika daraus hervorgehen könnten. Das war tatsächlich der Fall, wobei einer der Abkömmlinge Cefixim ist - ein Cephalosporin der dritten Generation.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Benjamin Clanner-Engelshofen
Benjamin Clanner-Engelshofen

Benjamin Clanner-Engelshofen ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Er studierte Biochemie und Pharmazie in München und Cambridge/Boston (USA) und merkte dabei früh, dass ihm die Schnittstelle zwischen Medizin und Naturwissenschaft besonders viel Spaß macht. Deshalb schloss er noch ein Studium der Humanmedizin an.

Quellen:
  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013.
  • Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin: Cefixim, unter: www.embryotox.de (Abruf: 28.01.2022).
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