Sexueller Missbrauch - Anzeichen und Hinweise
Sexuellen Missbrauch zu erkennen ist nicht einfach. Es gibt zwar eine Vielzahl an möglichen Hinweisen auf sexuellen Missbrauch, aber kaum eindeutige Symptome
Manche missbrauchten Kinder benehmen sich nach aussen hin ganz normal. Andere verhalten sich scheinbar ohne Grund plötzlich auffällig. Der Grossteil der sexuell missbrauchten Kinder sendet jedoch Signale aus, um Aufmerksamkeit zu erregen und Hilfe zu bekommen.
Dabei sind einzelne Hinweise kein Beweis für den sexuellen Missbrauch. Erst die Summe verschiedener Auffälligkeiten und irrtierender Beobachtungen, verbunden mit dem eigenen Gefühl, dass etwas nicht stimmt, können den Verdacht verhärten.
» Emotionale Veränderungen: Traumatisierte Kinder zeigen mitunter starke Stimmungsschwankungen. Manche ziehen sich zurück, werden sehr still und verschlossen. Andere sind unruhig, reizbar und aggressiv und neigen zu Weinkrämpfen oder Wutausbrüchen.
» Sexualisiertes Verhalten: Ein Teil der missbrauchten Kinder entwickelt ein stark sexualisiertes Verhalten, das ihrem Alter nicht angemessen ist. Dabei sind die Grenzen zur normalen kindlichen Neugier nicht immer leicht zu erkennen. Auffällig ist es, wenn Kinder Geschlechtsteile anderer Kinder nicht nur anschauen oder vielleicht berühren wollen, sondern oral oder mit der Hand stimulieren oder gar penetrieren.
Manche betroffene Kinder spielen zwanghaft den erlebten sexuellen Missbrauch immer wieder nach. Dabei versuchen sie andere Kinder zum Mitspielen zu animieren. Andere fertigen Zeichnungen an, in denen sie den erlebten Missbrauch darstellen.
» Rückentwicklung: Ein Teil der Kinder regrediert, das heisst, die Kinder fallen auf eine frühere Entwicklungsstufe zurück. Sie beginnen beispielsweise wieder, am Daumen zu lutschen, nässen oder koten sich ein oder verwenden wieder die Babysprache.
» Psychosomatische Beschwerden: Viele sexuell missbrauchte Kinder leiden unter psychosomatischen Beschwerden. Dabei handelt es sich um Reaktionen des Körpers, die durch die psychische Belastung ausgelöst werden. Typisch sind beispielsweise Bauchschmerzen, Kopfweh und Hautkrankheiten, für die es keine körperliche Ursache gibt. Die Kinder sind kränklich und fehlen häufig in der Schule.
» Seelische Störungen: Das Trauma des Missbrauchs spiegelt sich auch in seelischen Störungen wieder. Dazu gehören häufige Albträume, Ängste, Tics, Zwangshandlungen, Depressionen und Borderline-Störungen. Manche Betroffene entwickeln autoaggressive Verhaltensweisen wie Selbstverletzungen, Essstörungen (Fresssucht, Magersucht, Bulimie), Drogenkonsum bis hin zu Suizidversuchen.
» Schulischer Leistungseinbruch: Die starke Belastung durch den Missbrauch schlägt sich fast immer in den schulischen Leistungen nieder. Schlafstörungen, chronische Erschöpfung und Konzentrationsstörungen zermürben das Kind und lassen die Noten in den Keller rutschen.
» Körperliche Anzeichen: Eindeutige körperliche Symptome für sexuellen Missbrauch sind selten. Dazu gehören Blutergüsse und Verletzungen im Brust- und Genitalbereich, Geschlechtskrankheiten oder Spermaspuren.
Autoren- & Quelleninformationen
- akia Heyden, Kerstin Jarosch "Missbrauchsäter Phänomenologie- Psychodynamik - Therapie", Schattauer 2010;
- "Leitfaden für Pädagoginnen und Pädagogen zum präventiven Handeln gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen." Erstellt im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. September 2007, Internet: www.selbstlaut.or