Salz – unterschätzte Gefahr
Zu viel Salz kann tödlich sein. Doch seinen Salzkonsum zu kontrollieren, ist nicht so einfach: Das meiste Salz steckt nicht im Salzstreuer, sondern ist in der Nahrung versteckt - sogar in Schokolade.
Salz ist lebenswichtig. Der Mensch braucht es, um seinen Flüssigkeitshaushalt zu regulieren. Ohne Salz würde er austrocknen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Fünf bis sechs Gramm benötigt ein Erwachsener jeden Tag – Kinder deutlich weniger. Und weil das so ist, hat die Natur dafür gesorgt, dass man genügend Salz konsumiert: Sie hat den Menschen zum Salzjunkie gemacht. Was gesalzen ist, schmeckt einfach besser. Gleichzeitig hat die Evolution die Nieren ersonnen, die dafür sorgen, dass ja nicht zu viel des kostbaren Gutes über den Urin ausgeschieden wird.
Salz im Überfluss
Heute erweist sich der Appetit auf Würziges als Bumerang. Denn anders als früher, wo Salz eine Rarität war, kostbarer als Gold, steht es heute im Überfluss zu Verfügung. Und weil es so gut schmeckt, wird es grosszügig verarbeitet. Ein Gramm steckt bereits in einer Scheibe Brot, 100 Gramm Schinken enthaltenrund fünf Gramm – und damit fast die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene maximalen Tagesration. Salz vversteckt sich überall, sogar in Schokolade.
Insbesondere Fertiggerichte sind meist überwürzt – so lassen sie sich besser an den Mann und die Frau bringen. Das hat fatale Wirkung: Salz im Blut zieht Wasser an. Dadurch erhöht sich das Flüssigkeitsvolumen in den Blutbahnen. Der Blutdruck steigt – und damit vor allem das Risiko für einen Schlaganfall.
Salzarm für alle
Welche Auswirkungen das hat, zeigt eine Untersuchung, die jüngst im renommierten British Medical Journal erschienen ist. Demnach sterben weltweit jährlich 1,65 Millionen Menschen an den Folgen überhöhten Salzkonsums. Jeder zehnte Tod durch Herzkreislaufleiden geht demnach auf das Konto von Salz. Die Wissenschaftler hatten in einer Metaanalyse Daten zum Salzkonsum und der Sterblichkeit infolge unterschiedlicher Krankheiten aus 187 Ländern ausgewertet.
Dabei sind es keinesfalls nur die Menschen mit ohnehin erhöhtem Blutdruck, die der üppige Salzgenuss schadet: „Ein hoher Salzkonsum über Jahre und Jahrzehnte ist nicht nur schädlich für Menschen mit erhöhtem Blutdruck, sondern letztlich für uns alle. Weil wir davon ausgehen, dass die Gefässalterung und Versteifung, der wir alle unterliegen, dadurch beschleunigt wird“, sagt Prof. Martin Meddecke vom Hypertoniezentrum München in einem Gespräch mit Bayern 2. Insbesondere salzsensitive Menschen seien gefährdet. Bei ihnen reagiert der Blutdruck sehr sensibel auf eine erhöhte Salzzufuhr.
Weltweite Kampagne
Bereits im Jahr 2005 ist die globale Kampagne „ World Action on Salt and Health“ (WASH) gestartet, mit dem Ziel, den weltweiten Salzkonsum zu senken. Mögliche Massnahmen sind Richtlinien für den Salzgehalt industriell gefertigter Produkte. Denn 75 Prozent des täglichen Salzes nehmen wir über verarbeitete Lebensmittel auf. Ebenso wichtig ist es, die Bevölkerung über die Gefahren salzreicher Kost aufzuklären, aber auch eine deutliche Kennzeichnung des Salzgehalts in den Lebensmitteln.
In Ländern wie England und Finnland, die Vorreiter in puncto Salzreduktion sind, haben solche Strategien bereits erhebliche Wirkung gezeigt. In Grossbritannien beispielsweise wurde seit 2004 der durchschnittliche Salzkonsum in der Bevölkerung um ein Gramm täglich gesenkt – von 9,5 Gramm auf 8,6 Gramm. Experten gehen davon aus, dass so jährlich 6000 Todesfälle auf der Insel verhindert werden können.
Eigeninitiative gefragt
Deutschland hinkt diesen Initiativen hinterher. Im Gegensatz zu Zucker ist die Gesundheitsgefahr, die von zu viel Salz ausgeht, hierzulande noch kein grosses Thema. Und so bleibt es derzeit der Eigeninitiative jedes einzelnen überlassen, die Salzschwemme in seinem Körper in Schach zu halten. Damit das Essen trotzdem nicht fade schmeckt, haben Experten einen einfachen Rat: „Reduzieren Sie ihren Salzkonsum schrittweise.“ Denn wie stark wir würzen müssen, damit es uns schmeckt, ist vor allem eines: reine Gewohnheitssache.
Autoren- & Quelleninformationen
- Dariush Mozaffarian: Global Sodium Consumption and Death from Cardiovascular Causes, N Engl J Med 2014; 371:624-634August 14, 2014DOI: 10.1056/NEJMoa1304127
- EU-Vergleichsstudie SALUX; www.salux-project.eu/de, Abruf 14.08.2014
- World Action on Salt & Health, http://www.worldactiononsalt.com, Abruf 14.08.2014