Zahnbürsten – ein Paradies für Keime
Auf Zahnbürsten fühlen sich Bakterien besonders wohl. Manche Bürste steht in Sachen Keimvielfalt einem Mülleimer oder einer Toilette in nichts nach. Die besten Strategien gegen die Mikroben.
In der Mundhöhle herrscht reges Treiben: Staphylokokken, Streptokokken, Pseudomonas, sogar Darmbakterien – bis zu 600 verschiedene Bakterien haben Forscher in menschlichen Mündern aufgespürt. Viele von ihnen gelangen erst über die Zahnbürsten in den Mund. Die kleinen Nylonbürsten, die Zunge und Zähne sauber halten sollen, sind nämlich perfekte Brutstätten für Keime: ständig feucht und mit kleinsten Partikeln von Speiseresten und Mundschleimhaut durchsetzt. Das ist das ideale Futter für Bakterien.
Bakterien auf den Borsten
Darmbakterien können nicht nur über die Hände an die Bürste gelangen. Von der Toilettenspülung in winzigen Tropfen in die Luft geschleudert, können sie ebenfalls ihren Weg auf die Borsten finden. Darauf weist ein Team um die Zahnmedizinerin Prof. Maria Geisinger an der University of Alabama at Birmingham hin.
Natürlich geht es auch weniger abenteuerlich – Zahnbecher, Kosmetikablagen oder Handtücher sind Bakteriennester, mit denen Zahnbürsten besonders häufig in Berührung kommen. Das ist nicht nur eine eklige Vorstellung – es kann auch die Gesundheit riskieren. Bakterien schädigen vor allem den Zähnen und dem Zahnfleisch. Kritisch wird es, wenn das Immunsystem geschwächt ist oder die winzigen Krankheitserreger durch Wunden im Mund ihren Weg in die Blutbahn finden. Chronische Entzündungen im Mundraum wie bei einer Parodontitis erhöhen sogar das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Aufs Zähneputzen ganz zu verzichten, ist natürlich auch keine Alternative. Die deutsche Gesellschaft für Zahn- Mund und Kieferheilkunde (DGZMK) empfiehlt dementsprechend die regelmässige und sorgfältige Reinigung der Zähne mit der Bürste.
Wichtig für die persönliche Mundhygiene und die effektive Entfernung von bakteriellem Zahnbelag ist nicht nur das Putzen, sondern auch die Pflege und Aufbewahrung von Zahnbürsten, so Geisinger. Wer die folgenden Ratschläge beherzigt, macht den Bakterien das Leben schwer.
Gründlich ausspülen und desinfizieren
Spülen Sie Ihre Zahnbürste regemässig unter laufendem Wasser ab. Vor allem nach dem Putzen ist es wichtig, dass Zahnpasta- und Essensreste aus den Borsten gewaschen werden und keine Nahrung für Bakterien zurückbleibt.
Zusätzlich können Sie Ihre Zahnbürste in antibakterielles Mundwasser tauchen und somit zumindest einigen Keimen den Garaus machen. Die Zahnmedizinerin empfiehlt zudem, sich bei jedem Zähneputzen den Mund mit Mundwasser zu spülen.
Bürste an der Luft trocknen
Bakterien mögen feuchte Brutstätten. Bewahren Sie die Zahnbürste darum offen an der frischen Luft auf – am besten aufrecht stehend. So trocknet sie am besten.
Vor den nächsten Putzeinsatz sollte die Zahnbürste vorzugsweise vollkommen getrocknet sein. Am besten klappt das, wenn sie zwei bis drei Zahnbürsten abwechselnd benutzen.
Regelmässig auswechseln
Mindestens alle zwei bis vier Monate ist es an der Zeit, sich von seiner Zahnbürste zu trennen und sich eine Neue zuzulegen. Sind die Bürsten vorher ausgefranst oder abgenutzt, sollten Sie sich schon früher eine Neue gönnen. Nach Erkältungen oder Lippenherpes ist ebenfalls ein neues Putzutensil empfehlenswert.
Jedem die Seine
Am besten bewahren Sie Ihre Zahnbürste getrennt von anderen auf – dann können keine Keime überspringen. Vor allem wenn einer von zwei Zähneputzern krank ist, sollten die Zahnbürsten nicht in Berührung kommen. So schön der Gedanke des Teilens auch ist – Ihre Zahnbürste sollten Sie für sich behalten. Sonst heizen Sie die Bakterien-Party erst recht an.
Und noch mehr Tipps
Neben den Tipps zur Zahnbürstenpflege können Sie noch weitere Ratschläge beherzigen:
Erstens: Füttern Sie Ihre Mundbakterien nicht mit Zucker! Denn sonst prodozieren sie Säure, die den Zähnen auf Dauer schadet. Die DGZMK rät zu einer ausgewogenen Ernährung und möglichst wenig zuckerhaltigen Zwischenmahlzeiten.
Zweitens: Achten Sie drauf, dass Ihre Zahnpasta Fluorid enthält. Fluoride härten die Zahnoberfläche und schützen sie somit vor Säureangriffen. Ausserdem hemmen Fluoride das Wachstum der Bakterien.
Drittens und zu guter Letzt: Gehen Sie regelmässig zum Zahnarzt und gönnen Sie sich eine professionellen Zahnreinigung. Die rückt auch Bakterienherden in den Zahnfleischtaschen zu Leibe.
Autoren- & Quelleninformationen
- Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund-, und Kieferheilkunde, www.dgzmk.de, Abruf: 14.5.14
- Geisinger, ML. et al. 2014. Oral health education and therapy reduces gingivitis during pregnancy. Clinical Periodontology. DOI: 10.1111/jcpe.12188
- Greer, T. 2014. Clean before you clean: What’s on your toothbrush just might surprise you. University of Alabama at Birmingham News.
- Wo befinden sich die meisten Bakterien pro 10 cm² im Haushalt? Institut für Lebensmittelwissenschaft der Universität Hannover. www.statista.com, Abruf 14.5.14