Neues im Kampf gegen Multiple Sklerose

In den vergangenen Jahren konnten in der Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) bedeutsame Fortschritte erzielt werden.
Multiple Sklerose ist die häufigste neurologische Erkrankung im jungen Erwachsenenalter. Aufgrund einer Fehlfunktion des Immunsystems werden Nervenzellen im Gehirn, im Rückenmark sowie im Sehnerv angegriffen und geschädigt. Diese Nervenschädigungen können unterschiedlichste Beschwerden verursachen: Sehstörungen, krankhafte Müdigkeit, Gefühlsstörungen, Unsicherheiten beim Gehen, Lähmungen oder Störungen beim Entleeren von Darm oder Blase. In schweren Fällen führt MS letztendlich zu einer zunehmenden Behinderung.
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Wo steht die MS-Therapie heute?
MS gilt nach wie vor als unheilbare Erkrankung, die Forschung arbeitet jedoch intensiv an neuen Behandlungsmethoden. In den vergangenen Jahren konnten dadurch wegweisende Fortschritte in der MS-Therapie erzielt werden. Es stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung, die eines gemeinsam haben: Sie sollen den langfristigen Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen und damit die Lebensqualität Betroffener möglichst lange erhalten.
MS ist nicht gleich MS
Multiple Sklerose ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern, ihr Verlauf ist insbesondere zu Beginn schwer einzuschätzen. Daher existiert kein Patentrezept, das für alle MS-Erkrankten gleichermaßen angewendet werden kann. Jede Behandlung wird auf den jeweiligen Betroffenen individuell abgestimmt. Aufgrund der Komplexität der Erkrankung sind Patienten gut beraten, die Behandlung in einem spezialisierten MS-Zentrum oder bei einem auf MS spezialisierten niedergelassenen Arzt durchführen zu lassen.
Je früher, desto besser
Oberstes Ziel der MS-Behandlung ist es, akute Krankheitsschübe und auch das chronische Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Ausschlaggebend für den Erfolg ist die frühestmögliche Erkennung der ersten Krankheitssymptome. Für alle Therapien gilt: Je früher sie begonnen werden, desto günstiger sind die Auswirkungen auf den Verlauf der Krankheit.
In der Therapie der MS werden zwei grundsätzliche Behandlungsformen unterschieden: die Schub- und die Langzeittherapie.
Was tun bei einem Schub?
Als MS-Schub werden ein neu auftretender neurologischer Ausfall und/oder eine gravierende Verschlechterung eines schon zuvor bestehenden Ausfalls für die Dauer von mehr als 24 bzw. 48 Stunden bezeichnet. Leichte Schübe – wie etwa Gefühlsstörungen von geringem Ausmaß – bilden sich meist ohne Behandlung von selbst wieder zurück. Kommt es zu ausgeprägten Beeinträchtigungen, werden diese mit Medikamenten behandelt. Mittel der Wahl sind Kortikosteroide: Sie bekämpfen die akuten Entzündungen im Nervengewebe und bewirken so eine schnelle Rückbildung der Symptome. Auf den langfristigen Verlauf kann der Wirkstoff jedoch keinen Einfluss nehmen. Bringt die Kortisontherapie – auch in höherer Konzentration – keinen Erfolg, besteht die Möglichkeit der Blutwäsche (Plasmapherese), ähnlich einer Dialyse. Die Anwendung dieses Therapieverfahrens unterliegt allerdings strengen Richtlinien und ist Zentren mit entsprechender Erfahrung vorbehalten.
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Schübe auf Dauer reduzieren
In der Langzeittherapie werden sogenannte Immuntherapeutika eingesetzt. Sie werden dauerhaft verabreicht und greifen gezielt in Teile des Immunsystems ein, um entzündliche Prozesse zu mildern oder zu unterdrücken. Damit soll erreicht werden, dass die Häufigkeit der Schübe und damit die Zunahme von neurologischen Ausfällen reduziert wird. Man spricht in diesem Fall von einer „verlaufsmodifizierenden“ Behandlung, die den Verlauf der Erkrankung – aber nicht die bereits vorhandenen körperlichen Einschränkungen – positiv beeinflusst.
Welche Wirkstoffe eingesetzt werden, orientiert sich an der jeweiligen Krankheitsform; milde oder moderate Verläufe verlangen nach anderen Wirkstoffen als die hochaktive Form der MS. In die Entscheidung, welches Arzneimittel zur Anwendung kommt, fließen auch weitere Faktoren wie Begleiterkrankungen, Kinderwunsch oder zu erwartende Nebenwirkungen ein.
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Symptome gezielt lindern
Als dritte Therapiesäule der MS gilt die symptomatische Therapie in Form von physio- oder ergotherapeutischen Behandlungen, Medikamenten, Psychotherapie oder Ernährungsberatung. Diese helfen bei der unmittelbaren Verbesserung der Lebensqualität, haben jedoch nur bedingt Einfluss auf den Krankheitsverlauf.
Positiver Blick in die Zukunft
Die Forschung arbeitet weiterhin hochintensiv an der Entwicklung neuer Therapien mit dem Ziel, MS eines Tages vollständig heilen zu können.
Autoren:
Mag. Astrid Leitner
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag. Julia Wild
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Verlaufsformen der Multiplen Sklerose
Multiple Sklerose kann in verschiedenen Verlaufsformen auftreten.
Therapie der Multiplen Sklerose
Die MS-Therapie zielt vorrangig darauf ab, Krankheitsschübe und damit das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.