Gene, Chromosomen, DNA

Das Geheimnis der Vererbung

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Warum erkranken Männer an bestimmten Erbkrankheiten häufiger? Und warum können zwei braunäugige Menschen ein blauäugiges Kind bekommen - aber nicht umgekehrt? Die Antwort liefern unsere Vererbungsmechanismen.

Das Erbgut von Mensch, Tier und Pflanze ist doppelt angelegt: Ob Augenfarbe, Schuhgrösse oder Form der Lippen - fast jedes beteiligte Gen besitzen wir in zweifacher Ausführung. Eines stammt vom Vater, eines von der Mutter. Allele nennen Genetiker die beiden Versionen eines Gens. Einzige Ausnahme bilden Gene, die auf dem männlichen Y-Chromosom sitzen. Von ihnen ist jeweils nur eines in jeder männlichen Körperzelle enthalten.

Dominant oder rezessiv

Die meisten Eigenschaften vererben sich über einen dominant-rezessiven Erbgang. Das bedeutet, dass eines der beiden Allele stärker ist. Bei der Färbung der Augen beispielsweise ist die Anlage für braune Augen stärker als die für blaue. Ein Kind, das von einem Elternteil ein Gen für blaue Augen mitbekommen hat, von dem anderen aber eines für braune Augen, wird also braune Augen bekommen. Dieses Kind kann aber später durchaus selbst Sprösslinge mit blauen Augen haben, wenn sein Partner dem gemeinsamen Kind ebenfalls ein Gen für blaue Augen mitgibt. Zwei Menschen mit braunen Augen, die Träger eines Blauaugengens sind, können also ein blauäugiges Kind zeugen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei eins zu drei. Zwei Menschen mit blauen Augen bekommen hingegen in aller Regel nur blauäugige Kinder.

Bei einigen wenigen Genen ist keines der Allele stärker. Es entsteht eine Mischform aus beiden Eigenschaften. Intermediär nennt man diese Form der Vererbung.
Bereits 1865 hatte der Augustinermönch Gregor Johann Mendel die grundlegenden Mechanismen der Vererbung ermittelt, indem er Erbsen verschiedener Farbe und Grösse kreuzte.

Viele Eigenschaften hängen allerdings nicht nur von einem Gen ab, sondern von vielen. Das gilt für die Körpergrösse, die Haarfarbe und die Farbe des Teints. Insofern ist die Vererbung der meisten Merkmale kompliziert.

Doppelte Ausführung, doppelte Sicherheit

Die doppelte genetische Ausstattung hat entscheidende Vorteile. Zum einen werden die menschlichen Gene so immer wieder neu durchmischt, was der Evolution zugute kommt. Viele Erbkrankheiten können so ausgeglichen werden: Ist ein Gen kaputt, übernimmt das andere gesunde Gen allein die ihm zugedachten Aufgaben im Körper.

Manche Krankheiten, wie beispielsweise die Bluterkrankheit, treten darum bei Männern häufiger auf als bei Frauen: Sie werden über das X-Chromosom weitergegeben, von dem ein Mann nur eines hat, eine Frau aber zwei. Männer können das kranke Gen daher nicht ausgleichen und die Krankheit bricht bei ihnen aus. Eine Frau wird nur dann krank, wenn das defekte Gen gleich auf beiden X-Chromosomen sitzt.

Alle Themen aus unserem Gen-Special

Teil 1: Gene und Krankheiten

Teil 2: Epigenetik - Gene sind kein Schicksal

Teil 3: Erbgut, Gene, Chromosomen

Teil 4: Das Geheimnis der Vererbung

Teil 5: Mutationen – Fehler im Gencode

Teil 6: Genforschung - Der geknackte Code

Teil 7: Gentests - Der entschlüsselte Mensch

Teil 8: Gentechnik - Manipulierter Bauplan

Teil 9: Gentherapie – Geflicktes Erbgut

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Autor:

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Graw, J. Genetik. Springer 2010
  • Janning, W., Knust, E.: Genetik: allgemeine Genetik, molekulare Genetik, Entwicklungsgenetik. Thieme 2004
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich