Wachstumshormon

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Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Das Wachstumshormon ist ein Hormon, das in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet wird. Man nennt es auch „growth hormone“ (GH), „humane growth hormone“ (HGH), somatotropes Hormon oder Somatropin bzw. Somatotropin (STH). Das Hormon ist besonders in der Kindheit und Jugend wichtig für das Wachstum und die Entwicklung (Differenzierung) von Zellen. Lesen Sie alles Wichtige über das Wachstumshormon!

Was ist das Wachstumshormon?

Das Wachstumshormon ist ein Hormon, das in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet wird. Weitere Bezeichnungen für das Wachstumshormon sind Somatropin und Somatotropin (STH), somatotropes Hormon, growth hormone (GH) oder humane growth hormone (HGH).

Das Wachstumshormon reguliert im Kindes- und Jugendalter das Längenwachstum der Knochen sowie das Wachstum von Muskeln und inneren Organen. Es spielt jedoch auch im Erwachsenenalter eine wichtige Rolle, da es verschiedene Stoffwechselprozesse beeinflusst.

Ob und wie viel Wachstumshormon im Vorderlappen der Hypophyse (HLV, Adenohypophyse) produziert und ausgeschüttet wird, reguliert eine andere Gehirnregion: der Hypothalamus.

  • Das Hypothalamus-Hormon GHRH (Growth hormone releasing hormone), auch Somatoliberin (SRH) oder Somatotropin releasing factor (SRF) sorgt dafür, dass die Hypophyse vermehrt Wachstumshormon ausschüttet.
  • Das Hypothalamus-Hormon Somatostatin (SIH) drosselt dagegen die Wachstumshormon-Ausschüttung.

Somatropin (STH) wird besonders in der Nacht ausgeschüttet, und zwar in den Tiefschlafphasen. Mediziner sprechen von einer pulsatilen (stossweisen) Ausschüttung. Tagsüber schwankt die Sekretion von Somatropin in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren.

So können zum Beispiel Unterzucker (Hypoglykämie), Schilddrüsenhormone, Östrogene, Dopamin, Endorphine („Glückshormone“) und Stress die Ausschüttung von Wachstumshormon fördern.

Umgekehrt können etwa ein Überschuss an Blutzucker (Hyperglykämie) und Blutfettwerten (Hyperlipidämie), Gestagene, Adrenalin, starkes Übergewicht (Adipositas) und Kälte die Abgabe von STH aus der Hypophyse bremsen.

Welche Funktion haben Wachstumshormone?

Wachstumshormone sind anabole Hormone. Das bedeutet, dass sie vorwiegend für den Aufbau von Körpergewebe (Skelett, Muskulatur, Gewebe) zuständig sind. Seine Wirkung entfaltet das Wachstumshormon über sogenannte Wachstumsfaktoren (IGF-1 und IGF-2, Somatomedine), die in der Leber, im Fettgewebe und im Muskel gebildet werden.

Zu den wichtigsten Wirkungen des Wachstumshormons zählen:

  • Knochen: Längenwachstum der Knochen und Knorpelwachstum bei Kindern und Jugendlichen
  • Muskulatur: Wachstum von Muskeln und Weichteilgewebe (durch Ankurbeln der Eiweissproduktion)
  • Fettgewebe: Förderung des Fettabbaus (Lipolyse) zur Energiebereitstellung
  • Kohlenhydratstoffwechsel: Erhöhung des Blutzucker-Spiegels und gleichzeitige Steigerung der Insulin-Ausschüttung (und dadurch eine vorübergehende Abnahme des Blutzucker-Spiegels)
  • Wasserhaushalt: Zurückhalten von Salzen und damit von Wasser
  • Unterstützung der Immunabwehr (über die Stimulierung der T-Lymphozyten und Makrophagen)
  • Gesamter Organismus: Zellvermehrung

Welche Hormone sind noch am Wachstum beteiligt?

Somatropin ist nicht alleine für das Wachstum im Körper verantwortlich. Es gibt weitere Hormone, die ebenfalls am Wachstum beteiligt sind, jedes mit seiner eigenen Rolle und Funktion.

Insulinähnliche Wachstumsfaktoren (IGF): IGF spielen eine wichtige Rolle für das Wachstum in der Kindheit und wirken sich auch noch im Erwachsenenalter aus, z.B. auf die Gesundheit von Muskeln und Knochen.

Schilddrüsenhormone: Diese Hormone, darunter Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), werden von der Schilddrüse im Hals produziert. Sie sind wichtig für den Stoffwechsel und das Wachstum, insbesondere für die Entwicklung des Gehirns in der frühen Kindheit. Ausserdem regulieren sie das Wachstum der Knochen.

Sexualhormone: Diese Hormone, darunter vor allem Östrogen bei Frauen und Testosteron bei Männern, sind besonders in der Pubertät wichtig. Sie lösen den Wachstumsschub in der Pubertät aus, führen zur Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale (Brüste bei Frauen, Gesichtsbehaarung bei Männern) und signalisieren schliesslich das Ende des Knochenwachstums.

Wachstumshormone: Mangel und Überschuss

Wenn die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) in ihrer Funktion beeinträchtigt ist, kann ein Mangel an Wachstumshormon die Folge sein. Dieser kann angeboren oder erworben sein (etwa durch eine andere Erkrankung, eine Verletzung oder Bestrahlung).

Bei Kindern hat ein Wachstumshormonmangel ein vermindertes Längenwachstum zur Folge. Tritt der Mangel erst im Erwachsenenalter auf, wenn das Längenwachstum schon abgeschlossen ist, können sich andere Symptome zeigen. Beispielsweise können die Fettreserven am Bauch zunehmen, die Blutfettwerte steigen und das Allgemeinbefinden kann beeinträchtigt sein. Bei einem Wachstumshormonmangel setzen Ärzte und Ärztinnen Wachstumshormone als Medikament ein.

Mehr über die Ursachen eines Mangels an Somatotropin und seine Auswirkungen auf den Körper, lesen Sie in unserem Beitrag Wachstumshormonmangel.

Ein Überschuss an Wachstumshormon ist ebenfalls möglich. Er kann zum Beispiel durch einen gutartigen Tumor der Hypophyse (Hypophysenadenom) bedingt sein, der die Somatropin-Produktion ankurbelt.

Bei Kindern löst ein Zuviel an Somatropin Riesenwuchs (Gigantismus) aus. Er tritt auf, wenn die Hypophyse in der Kindheit oder Jugend zu viel GH produziert, bevor sich die Wachstumsplatten geschlossen haben. Dies führt zu einem übermässigen Grössenwachstum und anderen Symptomen, die denen der Akromegalie ähneln.

Bei Erwachsenen führt ein zu hoher Spiegel an Wachstumshormon dagegen zur sogenannten Akromegalie: Sie ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass abstehende Körperteile (wie Hände, Füsse, Nase, Ohren etc.) sich vergrössern.

Eine weitere Erkrankung, die mit einem normalen oder erhöhten GH-Spiegel einhergeht, ist das Laron-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine seltene genetische Störung. Dabei kann der Körper aufgrund eines Defekts im GH-Rezeptor nicht auf GH reagieren. Obwohl ausreichend Wachstumshormon vorhanden ist, setzt das Längenwachstum nicht ein – Betroffene bleiben auffällig klein.

Wann eine Messung des Wachstumshormonspiegels notwendig und wie hoch der Normwert ist, lesen Sie in unserem Beitrag Wachstumshormon.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, Wachstumshormon, Stand: 2010, unter: www.endokrinologie.net (Abrufdatum: 10.01.2024)
  • Kleine, B. et Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem, Springer Verlag, 3. Auflage, 2014
  • Klinke, R. et Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie, Thieme Verlag, 5. Auflage, 2005
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, Walter De Gruyter Verlag, 262. Auflage, 2002
  • Pschyrembel online, Somatotropes Hormon (STH), Stand: 2020, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 10.01.2024)
  • Schmidt, R.F. et al.: Physiologie des Menschen, Springer Verlag, 31. Auflage, 2010
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