LDL-Cholesterin

Von , Ärztin
und , Medizinredakteurin und Biologin
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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LDL-Cholesterin ist einer der Transporter (Lipoproteine) für Cholesterin im Blut. Trotz seiner lebenswichtigen Eigenschaften gilt er als schlechtes Cholesterin, weil er eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) begünstigt. Lesen Sie mehr über die Bedeutung von LDL-Cholesterin und die Aussagekraft verschiedener LDL-Werte!

Was ist LDL-Cholesterin?

LDL-Cholesterin ist ein Lipoprotein, also eine Verbindung aus Fetten (wie Cholesterin) und Eiweissen (Proteinen). Nur in einer solchen Verbindung können wasserunlösliche Stoffe wie Cholesterinester im überwiegend wässrigen Blut transportiert werden. Weitere Lipoproteine sind zum Beispiel HDL-Cholesterin und VLDL-Cholesterin. Letzteres ist die Vorstufe zu LDL.

Die Leber produziert zunächst VLDL (very low density lipoproteine), das mit Cholesterin und anderen Fetten (Triglyceriden) beladen ist. Durch den Abbau der Triglyceride durch bestimmte Enzyme und Änderungen in der Struktur des Lipoproteins entsteht daraus über eine Zwischenstufe (IDL) das LDL-Cholesterin. Seine Aufgabe ist der Transport von Cholesterin aus der Leber zu den Körperzellen. Diese brauchen das Cholesterin zum Aufbau der Zellmembran und zur Herstellung verschiedener Hormone (wie Östrogen).

Normalerweise regulieren die Zellen die Aufnahme von Cholesterin, indem sie bei einem Überschuss keine Rezeptoren mehr für dessen Aufnahme auf ihrer Oberfläche präsentieren. Gleichzeitig wird die Cholesterinherstellung in der Leber gehemmt, wenn der Cholesterinspiegel im Blut ausreichend ist.

Wenn jedoch das LDL-Cholesterin zu hoch ist, reichen diese Mechanismen nicht mehr aus. Das überschüssige Cholesterin lagert sich unter anderem in den Arterienwänden ab. Die Folge ist eine Gefässverkalkung (Arteriosklerose), die eine Vielzahl anderer Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall nach sich ziehen kann.

Einer familiären Hypercholesterinämie hingegen liegt ein Defekt des LDL-Rezeptors zugrunde. Betroffene besitzen dabei kaum oder gar keine funktionstüchtigen Empfängerstrukturen für das LDL. Dadurch entsteht die Atherosklerose schon im Kindesalter und Folgeerscheinung wie die Koronare Herzkrankheit wesentlich früher als üblich.

Wann bestimmt man das LDL-Cholesterin?

Der LDL-Cholesterinwert ist besonders wichtig, wenn der Arzt das Arteriosklerose-Risiko abschätzen möchte. Dies spielt eine besondere Rolle, wenn Patienten bereits an Zeichen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung wie der Koronaren Herzkrankheit leiden. Auch bei Verdacht auf Fettstoffwechselstörungen oder zur Erfolgskontrolle einer fettsenkenden Therapie (zum Beispiel durch Diät oder Medikamente) wird unter anderem der LDL-Wert bestimmt.

Blutwerte - LDL

Um das LDL-Cholesterin zu bestimmen, entnimmt der Arzt dem Patienten Blutproben. Der Patient sollte bei der ersten Bestimmung nüchtern sein, aber insbesondere in den Tagen zuvor auf übermässig fettreiche Mahlzeiten und Alkohol verzichtet haben. Viele Labors können das LDL heutzutage auch unabhängig davon bestimmen, ob der Patient nüchtern ist oder nicht. Deshalb müssen Patienten bei Verlaufskontrollen nicht mehr zwingend nüchtern sein.

Nach aktuell gültigen Leitlinien sollte der LDL-Cholesterin-Spiegel bei gesunden Erwachsenen mit einem niedrigen kardiovaskulären Risiko weniger als 116 mg/dl (Milligramm pro Deziliter Blut) betragen. Fällt der gemessene LDL-Wert zu hoch aus, wird der Arzt eine zweite Probe veranlassen. Ist dann das LDL-Cholesterin normal, besteht in der Regel kein Handlungsbedarf.

Liegen jedoch Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vor, sollte das LDL-Cholesterin noch niedriger sein, nämlich kleiner 100 mg/dl (oder zumindest das erhöhte LDL um mindestens die Hälfte reduziert werden). Leiden Patienten etwa schon an einer Koronaren Herzkrankheit empfehlen Experten ein LDL-Cholesterin weniger 70 mg/dl.

Zur Beurteilung des Arteriosklerose-Risikos eines Patienten kann auch der LDL/HDL-Quotient hilfreich sein: Je mehr LDL- und je weniger HDL-Cholesterin jemand besitzt, desto höher der Quotient, und umgekehrt.

Bei Menschen, die keine sonstigen Risikofaktoren für Arteriosklerose (wie Bluthochdruck) haben, sollte der LDL/HDL-Quotient unter vier liegen. Dagegen wird bei Menschen mit solchen weiteren Risikofaktoren ein Quotient unterhalb von drei und bei Menschen, die beispielsweise bereits Arteriosklerose haben, ein Quotient unterhalb von zwei empfohlen.

Der LDL-/HDL-Quotient hat mittlerweile etwas an Bedeutung verloren, wenn es um die Abschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos (kardiovaskulären Risiko) geht. Offenbar besteht nämlich bei extrem hohen Werten an "gutem" HDL-Cholesterin (oberhalb von ca. 90 mg/dl) eine erhöhte Gefahr für Arteriosklerose. Beim HDL-Cholesterin gilt also nicht: Je mehr, desto besser.

Zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos empfehlen die Experten, den Gesamtcholesterinwert dem Blutdruck gegenüberzustellen. Ausserdem haben Raucher ein per se höheres Risiko für relevante Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

LDL-Cholesterin bei Kindern und Jugendlichen

Bei kleinen Kindern gelten je nach Alter folgende Richtwerte zu LDL-Cholesterin als akzeptabel:

LDL-Wert

1-3 Jahre

< 90 mg/dl

4-7 Jahre

< 100 mg/dl

8-19 Jahre

< 110 mg/dl

Auch für ältere Kinder und Jugendliche gilt: Der LDL-Cholesterin-Spiegel schwankt bei ihnen stärker als bei Erwachsenen. Er verändert sich mit der körperlichen Entwicklung. So steigt der LDL-Wert besonders in den ersten drei Jahren und gegen Ende der Pubertät. Dabei haben Mädchen generell meist etwas mehr LDL-Cholesterin im Blut als gleichaltrige Jungen.

Wann ist das LDL-Cholesterin zu niedrig?

Das LDL-Cholesterin ist nur in sehr seltenen Fällen erniedrigt. Studien haben zudem gezeigt, dass es auch bei sehr niedrigen Werten immer noch genug Reserven etwa für die Hormonherstellung gibt. Ursache für eine Erniedrigung kann eine Mangelernährung sein, die aber in Industrienationen nur sehr selten auftritt. Andere mögliche Gründe für ein erniedrigtes LDL-Cholesterin (oder zumindest damit einhergehende Erkrankungen) sind:

  • Fettstoffwechselstörungen
  • Schwere Krankheiten (Krebs, schwere Infektionen)
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Leberschwäche
  • Operationen
  • Überdosierung von Cholesterin-senkenden Medikamenten
  • Psychische Erkrankungen

Wann ist das LDL-Cholesterin zu hoch?

Da LDL einen Grossteil des Gesamtcholesterins ausmacht, spricht man auch von einer Hypercholesterinämie, wenn das LDL-Cholesterin erhöht ist. Primäre Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämien) sind erbliche Stoffwechselerkrankungen wie beispielsweise die familiäre Hypercholesterinämie (LDL-Rezeptor-Defekt).

Die sekundäre Hypercholesterinämie ist dagegen meist Folge eines ungesunden Lebensstils mit zu wenig körperlicher Bewegung und einer erhöhten Kalorien- und Fettzufuhr. Weitere mögliche Ursachen sind:

Auch eine Schwangerschaft kann zu erhöhten LDL-Werten führen. Gleiches gilt für manche Medikamente, insbesondere Geschlechtshormone oder manche HIV-Medikamente.

Wie kann ich das LDL-Cholesterin senken?

Ist das LDL-Cholesterin zu hoch, besteht in der Regel Handlungsbedarf. Die resultierende und fortschreitende Arteriosklerose gilt als wichtiger Risikofaktor für die Entstehung weiterer Erkrankungen: Durch den zunehmenden Gefässverschluss werden Körpergewebe immer weniger mit lebenswichtigem Blut und Sauerstoff versorgt. Die möglichen Folgen sind Durchblutungsstörungen wie bei der koronaren Herzkrankheit, die zu einem Herzinfarkt führen kann. Aber auch in anderen Körperregionen wie etwa im Gehirn (Schlaganfall) oder in den Beinen (periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK) hat die Arteriosklerose schwerwiegende Folgen.

Eine gesunde Ernährung mit wenig gesättigten Fetten und ausreichend Bewegung können die Werte senken und normalisieren. Bei Übergewicht ist eine Gewichtsreduktion dringend empfohlen. Ausserdem sollten Alkohol und Nikotin vermieden werden. Greifen diese Basismassnahmen nicht, verordnet der Arzt Medikamente wie Statine oder Cholesterinresorptionshemmer, um das LDL-Cholesterin zu senken.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Karlheinz Zeilberger, Florian Tiefenböck
Autoren:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.: www.kinderaerzte-im-netz.de (Abruf: 28.01.2020)
  • Bundesverband der Niedergelassenen Kardiologen und die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie auf www.kardiologie.org: Lipidmessung muss nicht mehr nüchtern erfolgen, 05/2016
  • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie: "ESC/EAS Pocket Guidelines. Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien" (Version 2019), unter: https://leitlinien.dgk.org
  • Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V.: Ratgeber zu Fettstoffwechselstörungen bei Kindern: https://www.lipid-liga.de/ (Abrufdatum: 02.02.2020)
  • Lipidambulanz der Charité Berlin zu Referenzwerten bei Kinder: https://lipidambulanz.charite.de/ (Abrufdatum: 02.02.2020)
  • Mach, F. et al.: 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk, European Heart Journal, Volume 41, Issue 1, (01/2020): 111–188
  • Olsson, A.G. et al.: Can LDL cholesterol be too low? Possible risks of extremelylow levels, Journal of Internal Medicine, 281 (2017): 534–553
  • Pschyrembel online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 02.02.2020)
  • S2k-Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von Hyperlipidämien bei Kindern und Jugendlichen, Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Stoffwechselstörungen (APS) in der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin e.V. (Stand: 2015)
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