Folsäure (Folat, Vitamin B9, Vitamin B11, Vitamin M, Vit. B9, Vit. B11, Vit. M)

Folsäure gehört zur Gruppe der B-Vitamine. Sie spielt unter anderem eine wichtige Rolle für Wachstum und Entwicklung. Darum ist Folsäure besonders wichtig in der Schwangerschaft.
Kurzfassung:
- Folsäure ist ein B-Vitamin, das u.a. maßgeblich am Zellwachstum und der Blutbildung im Körper beteiligt ist.
- Es ist in der Nahrung vor allem in Gemüse, Eiern, Hülsenfrüchten und Innereien enthalten.
- In der Schwangerschaft ist der Bedarf an Folsäure erhöht.
- Auch Männern wird angeraten, die Spermienqualität durch Einnahme von Vitamin B9 zu verbessern.
- Der Wert wird über das Blutbild bestimmt.
Folsäure spielt eine wichtige Rolle ...
- für das Wachstum und die Vermehrung von Zellen
- für die Bildung von Erythrozyten und Leukozyten (rote und weiße Blutkörperchen)
- im Aminosäure-, Nukleinsäure- und Phospholipidstoffwechsel
- im Homocysteinstoffwechsel
Homocystein, eine Aminosäure, ist vor allem in Fleisch und Milchprodukten enthalten, und stellt einen Risikofaktor für Atherosklerose und koronare Herzerkrankungen dar. Homocystein wird normalerweise rasch abgebaut, wobei Vitamin B6, B12 und Folsäure maßgeblich als Kofaktoren beteiligt sind.
Zu niedrige Folsäure-Werte im Alter gelten als Risikofaktor für Atherosklerose, da sie die Ursache für eine erhöhte Homocystein-Konzentration sind. Allerdings wurde in Studien gezeigt, dass die Gabe von Vitamin B6, B12 und Folsäure die kardiovaskulären Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall bei Patienten mit bereits einem kardiovaskulären Ereignis nicht senken konnte.
In welchen Lebensmitteln ist viel Folsäure enthalten?
Um möglichst viel Folsäure über die Nahrung aufzunehmen, sollten folgende Lebensmittel regelmäßig auf dem Speiseplan stehen:
- Gemüse
- Vollkornprodukte
- Hülsenfrüchte
- Eier
- Innereien wie Leber
Wie werden folsäurehaltige Lebensmittel optimal zubereitet?
Da Folsäure hitzeempfindlich und wasserlöslich ist, können das schonende Garen in wenig Wasser (dämpfen und dünsten) sowie der Mitverzehr des Kochwassers dazu beitragen, die Vitaminverluste durch die Zubereitung zu minimieren.
Wie sollen folsäurehaltige Lebensmittel gelagert werden?
Da der Folsäuregehalt der Lebensmittel auch durch die Lagerung abnimmt, sollte man Gemüse am besten frisch kaufen und – wenn möglich – roh verzehren.
Vorkommen von Folaten in Lebensmitteln
Folate sind enthalten in Lebensmitteln:
- pflanzlicher Herkunft (v.a. in Blattgemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten)
- tierischer Herkunft (v.a. in Leber, Eidotter und Weichkäse)
Folate aus Lebensmitteln tierischen Ursprungs werden vom Körper in der Regel besser verwertet als jene pflanzlichen Ursprungs.
Da bestimmte Lebensmittelinhaltsstoffe (z.B. Ballaststoffe) die Aufnahme von Folaten aus einer gemischten Kost vermindern können, wird die mittlere Bioverfügbarkeit von Nahrungsfolaten aus gemischter Kost bei 50% angesetzt. Das bedeutet, dass nur 50% der ursprünglichen Menge an Folsäure wirklich vom Körper aufgenommen werden können.
Die Angaben über fördernde und hemmende Einflüsse von Lebensmittelinhaltsstoffen auf die Folsäureversorgung sind uneinheitlich. Ascorbinsäure (Vitamin C) soll zum Beispiel durch seine schützende Wirkung auf die Folsäurestabilität deren Bioverfügbarkeit verbessern.
Lebensmittel | Folsäureäquivalent / 100 g |
---|---|
Weizenkeime | 271 µg |
Grünkohl | 187 µg |
Linsen | 181 µg |
Weizenkleie | 159 µg |
Spinat | 134 µg |
Eidotter | 127 µg |
Endiviensalat | 116 µg |
Rinder- / Schweineleber | 108 µg |
Brokkoli | 103 µg |
Cammenbert 40% F.I.T. | 85 µg |
Rote Rüben | 74 µg |
Walnüsse | 55 µg |
Roggenvollkornmehl | 43 µg |
Weizenvollkornmehl | 40 µg |
Empfohlene tägliche Zufuhr
Säuglinge
- 0 bis unter 4 Monate: 60 Mikrogramm (µg) – Äquivalent/Tag Nahrungsfolat
- 4 bis unter 12 Monaten: 80 Mikrogramm (µg) – Äquivalent/Tag Nahrungsfolat
Kinder
- 1 bis unter 4 Jahren: 120 Mikrogramm (µg) – Äquivalent/Tag Nahrungsfolat
- 4 bis unter 10 Jahren: 180 Mikrogramm (µg) – Äquivalent/Tag Nahrungsfolat
- 10 bis unter 15 Jahren: 300 Mikrogramm (µg) – Äquivalent/Tag Nahrungsfolat
Jugendliche & Erwachsene
- 400 Mikrogramm (µg) – Äquivalent/Tag Nahrungsfolat
Schwangere und Stillende
- 600 Mikrogramm (µg) – Äquivalent/Tag Nahrungsfolat
Folsäurebedarf in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Folsäure um etwa 50%. Der Nährstoff ist für Zellteilung und Wachstum des ungeborenen Kindes von Anfang an unentbehrlich.
+++ Mehr zum Thema: Nahrungsmittelergänzung in der Schwangerschaft +++
Folsäurebedarf bei Frauen mit Kinderwunsch
Frauen mit Kinderwunsch wird daher schon vor der Empfängnis und in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen empfohlen, zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung täglich mindestens 400 µg Folsäure/Folat einzunehmen.
Zur Auswahl stehen:
- Monopräparate, die nur Folsäure enthalten
- Kombinationspräparate mit den Vitaminen B6 und B12; aber auch weitere Vitamine und Mineralstoffe (z.B. Jod) können den Präparaten zugesetzt sein
Der Zusatz von Vitamin B6 und B12 zu den Folsäurepräparaten ist darauf zurückzuführen, dass der Bedarf auch bei diesen Nährstoffen in der Schwangerschaft und in der Stillzeit erhöht ist. Zugleich ist Vitamin B12 essenziell, damit Folsäure im Körper in seine aktive Form überführt werden kann.
Folsäure bei Männern mit Kinderwunsch
In Bezug auf Kinderwunsch ist es jedoch auch für Männer ratsam, auf ihren Folsäurestatus zu achten. In einer Studie, in der der Zusammenhang zwischen Folsäureaufnahme und Spermienqualität untersucht wurde, zeigte sich, dass Männer, die täglich zwischen 770 µg und 1.150 µg Folsäure über die Nahrung und Nahrungsergänzungsmittel konsumierten, im Vergleich zu Männern mit einer täglichen Aufnahmemenge unter 330 µg 20% weniger genomgeschädigte Spermien aufwiesen.
In welchen Fällen wird der Folsäure-Wert bestimmt?
- bei Langzeittherapien mit Antiepileptika (Medikamente gegen Epilepsie)
- bei der Therapie mit bestimmten Medikamenten gegen Krebs
- bei Verdacht auf Folsäuremangel (z.B. bei Mehrlingsschwangerschaften, Unterernährung)
- bei Blutarmut aufgrund von Folsäuremangel
- bei Langzeitdialysen
- Alkoholismus
Wie wird der Folsäure-Wert bestimmt?
Folsäure lässt sich direkt im Blutserum messen. Diese Konzentration hängt jedoch sehr stark von der letzten Nahrungsaufnahme ab. Der Patient muss daher nüchtern zur Blutabnahme kommen, das heißt, er darf vor der Untersuchung zwölf Stunden nichts essen und trinken.
Während die Folatkonzentration im Serum eher die kurzfristige Versorgungssituation widerspiegelt, kann durch die Messung der Folatkonzentration in den Erythrozyten zuverlässig beurteilt werden.
Referenz-/Normalwerte
- Serum-Folatspiegel bei Erwachsenen: 2,125-6,6 nmol/l
- Folatkonzentration in den Erythrozyten: 88-220 nmol/l
+++ Mehr zum Thema: Referenz- & Normalwerte +++
Bitte beachten Sie: Die Referenz-/Normalbereiche für Folsäure variieren von Labor zu Labor.
Ursachen für einen zu niedrigen Folsäurewert
- Alkoholismus
- Einnahme bestimmter Arzneimittel (Zytostatika, Antiepileptika, Malariamittel)
- Lebererkrankungen
- Malabsorptionssyndrom (Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Jejunumresektion (Teil-Entfernung des Dünndarms)
- Infektionskrankheiten
- Fehl- und Mangelernährung
- Wachstumsphase
- Tumore
- Dialyse
- Frühgeburt
- Mehrlingsschwangerschaft
- hämolytische Anämie
- makrozytäre Anämie
- Homocysteinurie
- Einnahme der Antibabypille
- wenn der erhöhte Bedarf während Schwangerschaft und Stillzeit nicht gedeckt wird
Ursachen für einen erhöhten Folsäurewert
- zu hohe Dosierung von Folsäure- und Multivitaminpräparaten
- Einnahme von Metformin (Antidiabetikum)
- Vitamin-B12-Mangel
- Nahrungsaufnahme vor der Blutabnahme
Unerwünschte Nebenwirkungen bei sehr hoher Folataufnahme aus der Nahrung sind bisher nicht bekannt. Da hohe Folsäuredosen jedoch einen Vitamin B12-Mangel "maskieren" können, wurde als Unbedenklichkeitsgrenze ("tolerable upper intake level") 1 mg Folsäure pro Tag festgelegt.
Autoren:
Ulrike Keller
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