Was tun bei Verbrennungen?
Verbrennungen beziehungsweise Verbrühungen passieren schnell. Ob heisse Herdplatte oder kochendes Wasser – oft reicht schon ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit und schon hat man sich verbrannt. Doch was tun in einem solchen Fall? Die Antwort darauf hängt vor allem vom Ausmass der Verletzung ab. Lesen Sie hier, wie Sie Erste Hilfe bei Verbrennungen verschiedener Schweregrade leisten und wann Sie einen Arzt brauchen.
Kurzübersicht
- Was tun bei Verbrennungen?Erste Hilfe: Betroffenen beruhigen, Verbrennung mit Wasser kühlen, Wunde steril abdecken, gegebenenfalls Rettungsdienst alarmieren
- Verbrennungen – Risiken: Bildung von Narben, Schock (insbesondere bei flächigen Verbrennungen), Unterkühlung (vor allem bei grossflächigen Verbrennungen), Wundinfektion, Atemprobleme (beim Einatmen von heissem Rauch) und Organversagen bei grossflächigen Verbrennungen
- Wann zum Arzt? Bei Verbrennungen ab Grad 2; wenn die verbrannte Haut gefühllos, verkohlt oder weiss ist; wenn Sie nicht sicher sind, wie schwer die Verletzung ist
Was tun bei Verbrennungen?
Bei Verbrennungen und Verbrühungen ist schnell Erste Hilfe zu leisten. Achten Sie jedoch immer darauf, dass Sie sich selbst nicht in Gefahr bringen.
- Beseitigen Sie die Ursache der Verbrennung/Verbrühung. Schalten Sie beispielsweise die Hitze- oder Stromquelle aus, nehmen Sie den Topf mit kochendem Wasser vom Herd und stellen Sie ihn ausser Reichweite, löschen Sie das Kamin-, Lager- oder Kerzenfeuer, bringen Sie den Betroffenen aus der Sonne oder aus anderen Gefahrenzonen wie einem Unfallauto.
- Beruhigen Sie den Betroffenen. Verbrennungen und Verbrühungen sind sehr schmerzhaft und lösen oft Ängstlichkeit und Sorge aus, vor allem bei Kindern.
- Ziehen Sie Einweghandschuhe über, bevor Sie Brandwunden behandeln. So schützen Sie sich und den Betroffenen vor Infektionen.
- Rufen Sie gegebenenfalls den Rettungsdienst, vor allem bei stärkeren oder grösseren Verbrennungen.
- Weitere Erste-Hilfe-Massnahmen hängen davon ab, wie schwer die Verletzung ist und ob es sich um eine Verbrennung (durch trockene Hitze wie Feuer, heisse Gegenstände oder Strom) oder Verbrühung (durch heisse Flüssigkeiten oder Dämpfe etc.) handelt.
Erste Hilfe bei Verbrennungen/Verbrühungen 1. Grades?
Eine leichte Verbrennung oder Verbrühung (Verbrennung 1. Grades) erkennen Sie an einer Rötung und Schwellung der Haut; die betroffene Stelle schmerzt, bildet aber keine Brandblasen. Die betroffene Fläche ist nicht grösser als ein Finger oder ein Handteller.
So sieht bei einer leichten, kleinflächigen Verbrühung oder Verbrennung die Erste Hilfe aus:
- Verbrühung: Entfernen Sie sofort die Kleidung und eventuelle heisse Gegenstände (wie Schmuck) von der Haut. Passen Sie dabei auf, sich nicht selbst zu verbrennen.
- Verbrennung: Falls die Kleidung nicht an der kleinen Brandwunde haftet, ist sie vorsichtig zu entfernen.
- Kühlen Sie die Wunde gleich nach ihrer Entstehung unter fliessendem, handwarmen Wasser für maximal zehn Minuten. Wenn dem Betroffenen kalt wird, ist das Kühlen sofort abzubrechen.
- Bei Verbrennungen/Verbrühungen, die nur oberflächlich sind und keine Blasen bilden, hilft es, die Wunde sterilbeziehungsweisesauber abzudecken.
- Darüber hinaus erfordert eine leichte Verbrennung/Verbrühung (ohne Blasenbildung) meist keine spezielle weitere Versorgung. Handelt es sich um einen leichten Sonnenbrand, hilft oft kühlendes Gel.
Achten Sie beim Einsatz von Feuerlöschern auf Ihre eigene Sicherheit: Bei CO2-Löschern besteht die Gefahr, dass Hautgewebe leicht gefriert. Geräte mit Löschpulver schädigen hingegen unter Umständen die Lunge. Atmen Sie das Pulver möglichst nicht ein.
Diese Dinge gilt es, bei Erster Hilfe im Verbrennungsfall zu vermeiden:
- Nur bei Verbrennungen 1. Grades ist es ratsam, die betroffenen Stellen unter fliessendem, handwarmen Wasser zu kühlen. Bei Verletzungen, die schwerwiegender sind oder mehr als 20 Prozent der Körperoberfläche betreffen, wird vom Kühlen generell abgeraten. Es besteht sonst die Gefahr, dass der Betroffene unterkühlt.
- Achtung: Kinder kühlen besonders leicht aus. Deshalb sind bei ihnen kleine Verbrennungen bzw. Verbrühungen am Körperstamm oder Kopf nicht zu kühlen.
- Verwenden Sie zum Kühlen einer leichten Brandwunde weder Eisbeutel noch Kühlpacks. Es ist möglich, dass die Kälte die verletzte Haut zusätzlich schädigt.
- Stechen Sie Brandblasen nicht auf. Dadurch wird die Wunde möglicherweise verunreinigt – selbst wenn Sie Nadeln oder andere Instrumente, die Sie zum Öffnen verwenden, vorher (vermeintlich) mit einem Feuerzeug oder Desinfektionsmittel sterilisiert haben.
- Keinesfalls sind bei Verbrennungen Hausmittel wie Olivenöl, Kartoffeln, Zwiebeln, Backpulver oder Salben, Puder oder Desinfektionsmittel zu verwenden. Dies führt unter Umständen zu schlimmeren Verletzungen.
Erste Hilfe bei Verbrennungen/Verbrühungen, die schwerer oder grossflächiger sind
Bei grossflächigen oder schwereren Verbrennungen oder Verbrühungen ist anders Erste Hilfe zu leisten. Verständigen Sie zunächst den Notarzt. Gehen Sie dann wie folgt vor:
- Falls die Kleider des Betroffenen brennen: Die Flammen sofort mit Wasser löschen oder unter einer Decke ersticken.
- Bei grossen Verbrühungen: Entfernen Sie die Kleidung an den betroffenen Hautstellen sofort.
- Bei grossen Verbrennungen: Hier haftet die Kleidung meist an der Haut. Versucht man sie zu entfernen, verletzt man die Haut oft zusätzlich.
- Decken Sie die Brandwunden nach Möglichkeit mit einem sterilen Brandtuch beziehungsweise einer sterilen Wundauflage ab.
- Zum Fixieren legen Sie einen lockeren Verband darüber an.
- Bei grossflächigen Verbrennungen besteht die Gefahr, dass der Betroffene unterkühlt und einen Schock erleidet. Was bei solchen Verbrennungen hilft, ist, den Betroffenen warmzuhalten (etwa mit einer Aludecke) und gegebenenfalls in Schocklage (Rückenlage mit erhöhten Beinen) zu bringen.
- Ist der Betroffene bewusstlos, prüfen Sie seinen Puls und seine Atmung. Ist beides vorhanden, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage. Atmet er nicht mehr, ist sofort mit der Wiederbelebung zu beginnen. Setzen Sie diese fort, bis der Rettungsdienst eintrifft oder der Patient wieder allein atmet.
Bei einer Brandverletzung durch offenes Feuer hat der Betroffene möglicherweise Rauch eingeatmet und bekommt nun schlecht Luft. Dann ist es ratsam, den Betroffenen aufrecht sitzen zu lassen, während Sie die Brandwunde versorgen. So bekommt er meist leichter Luft als im Liegen.
Kontrollieren Sie während der Ersten Hilfe regelmässig die Atmung des Patienten!
Wann zum Arzt?
Verbrennungen und Verbrühungen sind nur selbst zu behandeln, wenn es sich um eine oberflächliche kleine Verletzung (gerötete, geschwollene, schmerzende Haut ohne Blasenbildung) handelt.
In folgenden Fällen ist es dagegen ratsam oder dringend notwendig, ärztliche Hilfe zu suchen (und gegebenenfalls den Rettungsdienst zu rufen):
- Bei Blasenbildung der Haut
- Wenn zwei oder mehr Prozent der Körperoberfläche von der Verbrennung/Verbrühung betroffen sind
- Wenn Sie unsicher sind, wie schwerwiegend die Verbrennung/Verbrühung ist
- Wenn sich eine Brandwunde entzündet
- Bei Brandwunden an einer sensiblen Stelle (wie Gesicht, Intimbereich)
- Wenn der Betroffene Rauch eingeatmet hat
- Wenn der Betroffene bewusstlos ist
- Wenn die verbrannte Haut gefühllos, verkohlt oder weiss ist (Verbrennung dritten Grades)
Verbrennungen: Risiken
Leichte Verbrennungen heilen meist folgenlos aus. Bei schwereren Verbrennungen entstehen dagegen unter Umständen Narben.
Bei höhergradigen Verbrennungen/Verbrühungen mit grossflächiger Verletzung und eventuell verkohlter Haut besteht das akute Risiko, dass der Betroffene unterkühlt, da die Wärmeregulation des Körpers nicht mehr richtig funktioniert. Eine Unterkühlung (Hypothermie) macht den Kreislauf instabil und führt unter Umständen zu Gerinnungsstörungen. Auch besteht die Gefahr, dass der Betroffene einen Schock erleidet.
Wurden bei der Verbrennung die Wände von Blutgefässen geschädigt, ist es möglich, dass Flüssigkeit ins Gewebe austritt – es entwickelt sich eine schmerzhafte Schwellung.
Ausserdem sind offene Verletzungen wie Brandwunden anfällig für Infektionen: Weil die Hautbarriere an der betroffenen Stelle nicht mehr intakt ist, dringen Keime leichter ein.
Hat der Betroffene Rauch eingeatmet, schwellen die Schleimhäute möglicherweise an. Dadurch fällt ihm das Atmen schwer. Unter Umständen entwickelt sich Atemnot.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e. V.: Erste Hilfe. Alle wichtigen Schritte und Maßnahmen verständlich zusammengefasst, 21. überarbeitete Auflage 2020, unter www.asb.de, Stand: 2020
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